Minnie und Moskowitz

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 27. Juni 2013, 3sat, 22:25 Uhr

Es gibt Paare, die scheinen geradezu optimal zusammenzupassen, während man sich bei anderen wiederum fragt, wie diese denn bloß an jenen geraten ist, oder umgekehrt. Dass derartige Spekulationen – zuvorderst was das Territorium der Liebe betrifft – schlichtweg dumpfe Spiegelungen engstirnigen Gedankenguts darstellen, ist die warme Botschaft der heiter-melancholischen bis explosiv witzigen Komödie Minnie und Moskowitz aus dem Jahre 1971.
Um seinem monotonen bis tristen Leben eine neue, hoffnungsvolle Perspektive zu verleihen, borgt sich der individualistische Seymour Moskowitz (Seymour Cassel), der als Wächter parkender Autos arbeitet, Geld von seiner Mutter Sheba (Katherine Cassavetes) und verlegt seinen Wohnsitz von New York nach Los Angeles. Wie ein Blitz schlägt die Begegnung mit der schönen, wohlhabenden und gebildeten Minnie Moore (Gena Rowlands) auf einem Parkplatz in Moskowitz’ schlichtes Dasein ein, während die in Liebesdingen derbe desillusionierte Lebedame deutlich macht, dass es sicherlich nicht dessen schräges Gesicht mit dem prätentiösen Oberlippenbart ist, von dem sie träumt, wenn sie an Männer denkt. Doch Moskowitz ist ein zäher Verehrer und kämpft mit der kruden Kraft und Vehemenz seines ganzen wilden Wesens um das Herz der verletzlichen Minnie, deren Widerstand allmählich weicht …

Keineswegs bevorzugt mit Komödien beschäftigt hat der eigenwillige Schauspieler und Filmemacher John Cassavetes mit Minnie und Moskowitz ausnahmsweise einen überwiegend komischen Stoff inszeniert, der mit seinem ganz eigenen Charme die Konformitätsklauseln des klassischen Kinos der frühen 1970er Jahre unterwandert. Neben Gena Rowlands, der Ehefrau des Regisseurs, und Seymour Cassel als wunderbare Besetzung der Hauptrollen wirken noch einige Protagonisten des Cassavetes-Klans sowie Lady Rowlands als Brautmutter mit, und dieses familiäre Ensemble transportiert auf gelungene Weise eine ganz spezielle Atmosphäre der Vertrautheit, innerhalb welcher sich John Cassavetes’ improvisatorische Tendenzen prächtig entfalten. Wenn sich beispielsweise die Mütter von Minnie und Moskowitz mit dem Paar treffen, gerät das formelle Gespräch vor der geplanten Hochzeit zu einer Verteidigung der konventionellen Position einer derartigen Verbindung gegenüber, wobei Sheba Moskowitz sich nicht scheut, ihren Sohn als unwürdigen Partner für Minnie abzuqualifizieren – eine aufrichtige Ablehnung, die keine Verwandten kennt. Nun hätte John Cassavetes seine Protagonisten erwartungsgemäß scheitern lassen können, doch er hat sich für eine deftige, optimistische Harmonie entschieden, die wagemutig dafür plädiert, dass es in der Liebe letztlich keine Lächerlichkeiten gibt – oder geben sollte.

Minnie und Moskowitz

Es gibt Paare, die scheinen geradezu optimal zusammenzupassen, während man sich bei anderen wiederum fragt, wie diese denn bloß an jenen geraten ist, oder umgekehrt. Dass derartige Spekulationen – zuvorderst was das Territorium der Liebe betrifft – schlichtweg dumpfe Spiegelungen engstirnigen Gedankenguts darstellen, ist die warme Botschaft der heiter-melancholischen bis explosiv witzigen Komödie „Minnie und Moskowitz“ aus dem Jahre 1971.
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