Doktorspiele

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Das Niveau bleibt auf der Strecke

Wenn ein Mann wie Marco Petry, der im Jahr 2000 mit Schule einen wunderbaren Coming-of-Age-Film abgeliefert hat, der abseits derber Zoten vielmehr darauf bedacht war, eine authentische Beobachtung und Bestandsaufnahme des jugendlichen Lebens zur Jahrtausendwende zu gestalten, mit einem neuen Teenie-Film daherkommt, dann erwartet man schon was. Dumm nur, dass man total enttäuscht wird.
Andi (Merlin Rose) ist 16 Jahre alt – und verknallt. Seine Angebetete zeigt aber keinerlei Interesse an ihm, sondern steht viel mehr auf Bobby (Jannis Niewöhner). Für Andi ist schon klar, warum der Konkurrent interessanter ist. Er hat einfach den größeren Pimmel. Denn Andi wird seit Kindheitstagen von einem Trauma geplagt. Bei Doktorspielen sagte ihm ein Mädel, dass sein Piepmatz sehr klein sei. Damit nicht genug, gerade, als er sich an die Bewältigung dieses Traumas machen will, taucht auch noch eben jene junge Dame auf, die es ihm einst beschert hat: Lilly (Lisa Vicari). Das können ja nur tolle Sommerferien werden.

Petrys neuer Film ist so etwas wie die deutsche Version von American Pie, nur weniger gehaltvoll. American Pie? Gehaltvoll? Sicher, darüber kann man streiten, aber da ging es wenigstens noch ums Erwachsenwerden, ums Erklimmen der nächsten Stufe, um die Zukunft. In Doktorspiele geht es nur noch um das Eine, das in diesem Film, nicht aber im echten Leben das Einzige ist, was das Leben eines Teenagers definiert.

Auch das schwächt dieses niveaulose Filmchen, das noch nicht einmal besonders originelle Sprüche zu bieten hat. Stattdessen gibt es klischierte Figuren ohne jedwede echte Eigenheit. Petry gestaltet seinen Film brutal nach Schema F. Dutzende, wenn nicht Hunderte ähnlich gelagerte Teenie-Klamotten haben das Feld schon beackert, da hat man auf einen neuerlichen Abstieg in den Bodensatz des Genres wirklich nicht gewartet.

Petry hat auch am Drehbuch mitgeschrieben. Das merkt man nicht unbedingt. Oder anders gesagt: Wenn man es merkt, dann, weil der Regisseur extrem von seinen Figuren losgelöst ist. Entstammte Petry zu Zeiten von Schule gerade dieser Generation, so ist er nun eben ein deutlich älterer Mann, der keinerlei Bezug mehr zu seinen jugendlichen Figuren findet. Was bleibt ihm also? Zotigkeiten, dümmliche Penis-Gags, eine Versteifung auf das eine Thema, aber das so penetrant, dass Doktorspiele Gefahr läuft, sogar die Zielgruppe zu vergraulen. Denn auch wenn der eine oder andere Gag beim jugendlichen Publikum gut ankommen mag, ist es nur schwer vorstellbar, dass Jugendliche sich geschmeichelt fühlen, wenn ihre Identifikationsfiguren dermaßen platt und niveaulos gestaltet sind.

Doktorspiele

Wenn ein Mann wie Marco Petry, der im Jahr 2000 mit „Schule“ einen wunderbaren Coming-of-Age-Film abgeliefert hat, der abseits derber Zoten vielmehr darauf bedacht war, eine authentische Beobachtung und Bestandsaufnahme des jugendlichen Lebens zur Jahrtausendwende zu gestalten, mit einem neuen Teenie-Film daherkommt, dann erwartet man schon was. Dumm nur, dass man total enttäuscht wird.
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