Oktober November (2013)

Der Weg aus der Trauer

Nach seinem großen Erfolg mit Revanche, der sogar für einen Oscar nominiert war, zog sich der österreichische Autorenfilmer Götz Spielmann erstmal ein paar Jahre ans Theater zurück. Jetzt ist er wieder heimgekehrt ins Kino mit einem Film, der ohne jeden Zweifel an sein großes Werk anknüpft.

Oktober November ist eine Familiengeschichte. Die junge Sonja Berger (Nora von Waldstätten) ist eine wohl bekannte Fernsehschauspielerin in Berlin. Sie ist ein Workaholic und bekannt für ihren Hang zu Affären mit verheirateten Männern. Weit weg, irgendwo in den österreichischen Bergen arbeitet Verena (Ursula Strauss) in einem Gasthof. Sie ist Sonjas ältere und bedeutend bodenständigere Schwester und betreut neben dem Wirtshaus, in dem nicht mehr allzu viel los ist, ihren alten Vater, ihren Mann und ihr Kind.

Der Film lässt sich viel Zeit beide Charaktere langsam und behutsam einzuführen. Anstatt durch schnelles Erzählen und Zusammenfassen entfalten sich die Charaktere mehr durch kleine Gesten und Ereignisse. Bald schon wird klar, dass beide Frauen in der Tiefe viel mehr sind, als zuerst gedacht. Doch beide verstecken es, wenn auch recht schlecht. Sonja, der schillernde Star, ist einsam, depressiv und hat nach so vielen Rollen das Gefühl, ihr eigentliches Ich vollständig verloren zu haben. Verena fühlt sich gefangen in ihren Pflichten und ist verwirrt über die Liebe zum Dorfarzt — einem ebenfalls gebeutelten und einsamen Mann. Dann aber werden die Frauen zu einem schmerzhaften Re-Evaluierungsprozess gezwungen, denn der Vater liegt im Sterben. Sonja reist nach Österreich und hier im engen Familienkreis aus gebrochenen Herzen, Frustration, Angst und Familiengeheimnissen müssen sich die beiden Frauen überlegen, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll.

Oktober November ist ein erwachsener und sehr komplexer Film. Zwar bleibt Spielmann stets subtil in seiner Erzählweise, doch der Film und seine Charaktere schreiten stetig voran und arbeiten sich an der Komplexität der Sachlage mit einer bewundernswerten Beharrlichkeit und Empathie ab. Und spätestens wenn der Vater noch tagelang auf dem Sterbebett kämpft, entwickelt der Film eine solche emotionale Wucht, dass er seine Zuschauer mit auf den Weg in die schmerzhaften Regionen des Erwachsenseins nimmt. Dabei bleibt er jedoch nicht im Schmerz und im Gejammer stecken, im Gegenteil, er spielt sich frei und schenkt seinen Figuren und dem Publikum die atemberaubende und lebensbejahende Weite der österreichischen Berge, die immer wieder als Gegenstück zum Sterbeprozess eingeführt werden.

Das Kino hat in den letzten Jahren viele Filme rund ums Sterben und den Trauerprozess produziert. Nicht zuletzt hat der österreichische Kollege Michael Haneke in Liebe das Thema bearbeitet. Doch im Gegensatz zu Haneke begreift Spielmann das Sterben als etwas, was man nicht fürchten muss und liefert damit ein ersehntes Gegenstück zum bisherigen niederschmetternden Trauerfilm.

(Festivalkritik San Sebastian 2013 von Beatrice Behn)

Oktober November (2013)

Nach seinem großen Erfolg mit „Revanche“, der sogar für einen Oscar nominiert war, zog sich der österreichische Autorenfilmer Götz Spielmann erstmal ein paar Jahre ans Theater zurück. Jetzt ist er wieder heimgekehrt ins Kino mit einem Film, der ohne jeden Zweifel an sein großes Werk anknüpft.

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Meinungen

Walter Schneider · 23.07.2014

Nach Revanche ein weiterer sehr starker Film v.G.Spielmannszug.Die Akteure sind hervorragend.Ein Film für Zuschauer ,die etwas ruhig mögen.Empfehlung!