Millionen

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Das Los des Reichtums

Es gibt Fragen, die sich jeder stellt. Nicht, weil sie so drängend wären, sondern weil sie die Phantasie anregen. Was würde man tun, wenn man plötzlich fliegen könnte, wenn man unsichtbar wäre, König oder — reich? Wie das eigene Leben aussähe, wenn sich Millionenbeträge auf dem Konto befänden, malen sich nicht nur Lottospieler aus. Auch der Berliner Autor und Regisseur Fabian Möhrke hat sich mit der Frage beschäftigt und gibt eine Antwort mit seinem Debüt Millionen.
Torsten (Andreas Döhler) spielt eigentlich nur Lotto, weil das im Büro alle machen. Als er erfährt, dass ausgerechnet seine Zahlen gezogen wurden, hüpft er weniger vor Freude als vor Schreck erst mal aus dem Fenster. In der nächsten Einstellung hat er schon eine leichte Alkoholvergiftung. Seine Frau Suse (Carola Sigg) holt ihn aus der Klinik ab, in die er seines Zustandes wegen eingeliefert wurde. Als sie ihn am nächsten Tag fragt, wie es ihm geht, sagt Torsten: „Beschissen, aber sonst okay.“

Der unerwartete Gewinn von 22 Millionen Euro, einem Betrag, von dessen Zinsen man bequem leben könnte, wirft Torsten um. Im Gegensatz zu Möhrke, der mit seinem Film viel Kreativität und großen Einfallsreichtum beweist, entwickelt Torsten keinerlei Phantasie. Die guten Ratschläge seiner Freunde — das Haus abbezahlen, eine ordentliche Reise machen und den Sohn auf eine Privatschule schicken, die etwas hermacht — werden in den Wind geschlagen.

Der Lottogewinner kauft sich einen Porsche. Als er damit im Kreis herumfährt und sich anschließend übergeben muss, stöhnt seine Frau nur: „Oh, Mann, ich bin mit ‚nem Kind verheiratet!“ Sie möchte ein Kindermodengeschäft eröffnen, was er ebenso für rausgeschmissenes Geld hält wie sie seinen Sportwagen. „Soll ich jetzt ‚ne Straußenfarm aufmachen?!“ fragt er rhetorisch und möchte doch eigentlich nur, dass alles beim Alten bleibt.

Torsten hat sich eingerichtet. Er hat Familie, Arbeit, Freunde und seinen Platz im Fußballverein. Mit dem Gewinn im Rücken, spürt er, wie das alles ins Wanken gerät. Gut besetzt, mit selten zu sehenden Darstellern (Hansa Czypionka, den bekanntesten unter ihnen, sieht man nur von hinten) zeigt Millionen nicht, was man mit viel Geld machen kann, sondern was das Geld mit einem macht. Besonders wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Die Millionen verderben nicht unbedingt den Charakter, aber sie verändern ihn oder lassen ihn viel deutlicher zutage treten als zuvor. Das Geld verursacht Spannungen und wirft einen Graben auf, der vorher nicht da war. Die Erwartungen an das Leben verschieben sich, die Herausforderungen werden andere.

Millionen

Es gibt Fragen, die sich jeder stellt. Nicht, weil sie so drängend wären, sondern weil sie die Phantasie anregen. Was würde man tun, wenn man plötzlich fliegen könnte, wenn man unsichtbar wäre, König oder — reich? Wie das eigene Leben aussähe, wenn sich Millionenbeträge auf dem Konto befänden, malen sich nicht nur Lottospieler aus. Auch der Berliner Autor und Regisseur Fabian Möhrke hat sich mit der Frage beschäftigt und gibt eine Antwort mit seinem Debüt Millionen.
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