A Blast - Ausbruch

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Fragmentarische Verstörung

In seiner zweiten Regiearbeit A Blast – Ausbruch verknüpft Syllas Tzoumerkas (Homeland) eine Familienkrise mit dem Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft. Wenn anfangs während einer nächtlichen Autofahrt eine trostlose Insel in Flammen steht, lässt sich diese Entwicklung ebenfalls auf die nationale Lage übertragen. Wut, Zorn und Verzweiflung tragen die elliptische Geschichte voran, die als deutsch-holländisch-griechische Co-Produktion von einer energischen Flucht in eine ungewisse Zukunft handelt.
Sowohl was die steten eruptiven Gefühlsausbrüche, den Mangel an Identifikationsfiguren als auch die sprunghafte Erzählweise betrifft, macht es Tzoumerkas dem Zuschauer nicht immer einfach. Letztlich wollen sich die Bruchstücke, keineswegs immer aus der Sicht von Protagonistin Maria (Angeliki Papoulia) geschildert, nicht völlig zu einem organischen Ganzen fügen. Besonders zu Beginn wird nicht immer deutlich, auf welcher Zeitebene man sich gerade befindet.

Mit einem Koffer voller Geld, ihre drei Kinder bei Schwester Gogo (Maria Filini) zurücklassend und jeden Kontakt zu ihrem Mann Yannis (Vassilis Doganis) abbrechend, rast Maria in einem Geländewagen über die Autobahn. Hinter ihrem melancholischen Wesen offenbarte sich schon früher eine Kämpfernatur, was man zunächst an ihrem Boxtraining ablesen konnte. Während einst ein derb-freundschaftlicher Tonfall innerhalb der Familie herrschte — zur schrägen Schwester, der im Rollstuhl gefesselten Mutter oder dem schweigsamen Vater, schlägt dies bald in Handgreiflichkeiten, Ohrfeigen oder laute Beleidigungen um. Ebenso prügelt Maria auf den rechts eingestellten Mann ihrer Schwester ein, einen Schrottplatzbesitzer, oder auf Yannis, wenn er sie als Matrose wieder einmal für längere Zeit verlassen muss.

Ihrem anfänglichen Optimismus folgt harsche Ernüchterung. Als Maria erkennen muss, dass ihre Mutter als Ladenbesitzerin über längere Zeit hinweg keine Rechnungen bezahlte und ihrer aller Existenz auf dem Spiel steht, rastet sie völlig aus. In Rundfunkmeldungen erfährt man derweil immer neue bestürzende Meldungen über die desolate Landessituation. Der fragmentarische Plot mündet in einer Parallelmontage auf vier Ebenen, in denen sich die Schicksale der Familienmitglieder zuspitzen.

Hintergründige Subtilität darf man bei Syllas Tzoumerkas Inszenierung nicht erwarten. Im Gegensatz zu dem leise-verstörenden elektronischen Soundtrack des Musikkollektivs drug_A_tek baut er ansonsten auf exaltierte Emotionen und drastische erotische Einlagen, wobei er seinem Personal per Handkamera in Breitwandformat auf den Leib rückt. Dass das Ehe- und Charakterdrama über eine Frau, die unter der zunehmenden Entfremdung, Einsamkeit und Überforderung leidet, nicht völlig ins Hysterische kippt, bleibt der ausgezeichneten Hauptdarstellerin Angeliki Papoulia zu verdanken. Glaubwürdig vermag sie Verbissenheit, Desorientierung und Entschlusskraft ihrer Protagonistin zu bündeln. Das Mitglied der Theatergruppe „Blitz Theater“ kann man aus den innovativen griechischen Werken Dogtooth oder Alpen kennen. Ihre Kollegin Ariane Labed kam längst im internationalen Kino an, was für Papoulia ebenfalls zu wünschen wäre. Doch dafür erweist sich A Blast – Ausbruch als letztlich zu radikal und verstörend.

A Blast - Ausbruch

In seiner zweiten Regiearbeit „A Blast – Ausbruch“ verknüpft Syllas Tzoumerkas („Homeland“) eine Familienkrise mit dem Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft. Wenn anfangs während einer nächtlichen Autofahrt eine trostlose Insel in Flammen steht, lässt sich diese Entwicklung ebenfalls auf die nationale Lage übertragen.
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