Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Der Film nach der Waschmaschine

Wenn ein Autor wie Heinz G. Konsalik in 43 Arbeitsjahren sage und schreibe 155 Romane veröffentlicht hat, sagt das unter anderem aus, dass die durchschnittliche Qualität der Werke nicht allzu berauschend sein kann. Konsalik hat sich selbst als „Volksschriftsteller“ bezeichnet und schrieb vorwiegend — so zumindest der Fokus der Werbung — für Hausfrauen, die auf die nächste Waschmaschine warten. Und wenn dann die Waschmaschine durch war, ging’s auf ins Kino, wo die Konsalik-Verfilmung Schwarzer Nerz auf zarter Haut eine weitere Runde Aufregung versprach.
So zumindest die Theorie, die allerdings in der Praxis einen furchtbar lahmen Agententhriller nach sich zog, der dem Erfolg der Buchvorlage (und des Autors generell) eine dicke Patina miefiger Langeweile verpasste. Was kaum verwunderlich ist, wenn die Geschichte auf einem dicken Ozeandampfer spielt und ein Professor namens Franz Hergarten (Erwin Stahl) brisante Geheimpapiere zu verlieren hat. Dass gleich mehrere Geheimagenten „im Auftrag verschiedener Mächte“ an ihn heranwollen, versteht sich dabei von selbst. Und dass eine geheimnisvolle Frau (Tamara Baroni), die via ihrer Primärreize an die Papiere möchte, ebenfalls mit von der Partie ist, kommt ebenfalls nicht gerade überraschend.

Bei Schwarzer Nerz auf zarter Haut passiert leider gar nichts, was irgendwie unerwartet ist, und das erwartungsgemäße Abspulen aller Agentenklischees ist auch noch ganz schön steif inszeniert – fast so, als wolle da jemand nicht den letzten Schritt Richtung Bahnhofskino gehen. Konsalik war ja beileibe kein Sleazeverächter, doch irgendwie schaffte er es immer, Sätze wie „Ihr anfänglicher Widerstand wandelte sich in Ergebung und Demut, als er durch die enge Jade-Pforte eindrang“ in einen volkstümelnden Romanrahmen zu stecken. Der Anschein respektabler Kunst, unterwandert von dummen Geschichten, dummen Dialogen und banalster Mainstreamunterhaltung für die bürgerliche Mitte der sechziger und siebziger Jahre.

Schwarzer Nerz auf zarter Haut steckt irgendwo zwischen wirklich coolen Agententhrillern à la The Ipcress File und abgründigem Jess-Franco-Schlock, allerdings ohne jede Ambition, eines der Lager zielgerichtet anzusteuern. Heinz G. Konsalik war ja vor allem auf Liebesromane spezialisiert und hatte dementsprechend wenig Ahnung, was andere Genres anging. Der Film hangelt sich lustlos durch seine simple bis rudimentäre Geschichte, präsentiert so manch hanebüchene Fragezeichen und braucht halbe Ewigkeiten, um mal überhaupt irgendetwas weiterzubringen. Man wird das Gefühl nicht los, als hätten die Beteiligten vor und hinter der Kamera keine rechte Freude für ihre Aufgabe hier aufbringen können.

Selbst Regisseur/ Produzent/ Drehbuchautor Erwin C. Dietrich gehört zu den Schuldigen und findet überhaupt keine Linie, diesen Mischmasch aus Klischees, Sex und ganz wenig Gewalt irgendwie auf Kurs zu bringen. Ja, die Pistole und das Feuer auf dem Cover sind tatsächlich zu sehen, genauso wie leider auch Tanzeinlagen, Stockfootage aus New York und ein unsympathischer Hauptdarsteller in einem hässlichen Lodenmantel. Bezeichnend für den ganzen Film ist tatsächlich sein Titel, der in Italien einen groovigen Sixties-Romp mit Musik von Piero Piccioni versprechen würde, doch in unseren Landen wahrscheinlich sogar ernst gemeint war – auf diese hoffnungslos piefige Konsalik-Tour, die auch sowas wie Liebe lässt alle Blumen blühen oder Im Tal der bittersüßen Träume ausgebrütet hat.

Der einzige echte Lichtblick von Schwarzer Nerz auf zarter Haut ist Herbert Fux, der mal wieder richtig schön fies vom Leder ziehen kann, doch ansonsten darf man sich charmefreier Ereignislosigkeit hingeben. Konsalik ist ein Relikt seiner Zeit und dieser Film leider auch. Wer es trotzdem mit dem Schlaf aufnehmen möchte: Die DVD von Pidax hat ein leicht matschiges Bild, einen okayen bis blassen Ton und ein Intro von Claus Tinney.

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Professor Dr. Franz Hergarten (Erwin Strahl) schwebt in höchster Gefahr! Der Forscher befindet sich an Bord eines großen Schiffes und überquert den Ozean mit wichtigen Geheimpapieren. Diese sind so brisant, dass die deutschen Sicherheitskräfte den Mann mit allen Mitteln von seiner Umwelt abschirmen. Mehrere Agenten versuchen im Auftrag verschiedener Mächte dem zu trotzen und an den Professor heranzukommen. Doch was ihnen anfangs nicht gelingt, ist ein Kinderspiel für eine ebenfalls an Bord befindliche Frau. „Schwarzer Nerz auf zarter Haut“, später auch unter dem Titel „Mord an Bord“ veröffentlicht, ist eine Mischung aus Thriller, Spionagegeschichte und Erotikfilm nach dem gleichnamigen Roman von Henry Pahlen alias Heinz G. Konsalik.
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