P.K.

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der aktuell ultimativ erfolgreichste indische Film

Bereits vor seiner Kinopremiere im Dezember 2014 tosten die Turbulenzen um Rajkumar Hiranis neusten Bollywood-Film P.K., der rasch zum bisher erfolgreichsten indischen Film überhaupt avanciert ist und mit seiner satirischen Religionsthematik in seinem Herkunftsland zahlreiche Protestaktionen, Zensurforderungen und Boykottaufrufe seitens hinduistischer Gläubiger provoziert hat, die der krassen Komödie eine Verunglimpfung religiöser Werte vorwerfen. Selbst das ursprüngliche Kinoplakat, das den Hauptdarsteller Aamir Khan scheinbar nackt mit einer Art monströsem Ghettoblaster vor dem Unterleib abbildet, wurde aufgrund des massiven Drucks überwiegend aus den indischen Kinos entfernt, und jenseits der eifrig auf den Social Media Kanälen geführten Debatten um die Brisanzen des vielschichtigen Stoffes rekrutiert P.K. als Feuerwerk fulminanter Filmpartikel aus unterschiedlichsten Genres weltweit eine frenetisch feiernde Fangemeinde. Hierzulande ist der Film im Original auf Hindi mit deutschen Untertiteln ab dem 16. April an wenigen ausgewählten Terminen in zahlreichen Kino-Komplexen und auch in einzelnen Programmkinos zu sehen, teilweise von Events wie beispielsweise anschließendem Gespräch und indischem Essen im Berliner Babylon begleitet.
Wie ein Alien auf Forschungsreise in menschlicher Gestalt – gestrandet in der indischen Provinz und später als von Kulturschocks überwältigter Vagabund im urbanen Raum Delhis unterwegs – die moderne Welt des dritten Jahrtausends nach dem gregorianischen Kalender erlebt, davon handelt das heiter bis wolkig durchwachsene Musical P.K. als vierte Regiearbeit des Filmemachers Rajkumar Hirani (Lage Raho Munna Bhai, 2006, 3 Idiots, 2009). Mit gleichermaßen offensiv charmanter wie hintergründig ernsthaft brodelnder, klamaukkaschierter und ironisierter Tragik und einem extrem emphatischen Ensemble mit großen Stars wie Aamir Khan, Anushka Sharma und Sanjay Dutt sowie einschlägigen Geheimtipps wie Boman Irani, Saurabh Shukla und Reema Debnath ausgestattet trumpft diese satte Show der Superlative mit ihrem sanften Slapstick, ihrer ausufernden Albernheit und ihrer rührenden Romantik als sorgfältig inszenierte Attacke gegen die repressiven Strukturen, Symbole und Schergen einer lediglich an Ausbeutung und Verblendung orientierten, vermeintlichen Religiosität auf. Dass in diesem Rahmen auch eine brisante Liebesgeschichte sowie weitere kritische Seitenhiebe auf die indische Gesellschaft Raum finden, potenziert die mannigfachen Reize dieser wüsten Parabel.

Der drastische, aber dennoch respekt- und mitunter gar liebevolle Umgang mit kleinen kulturellen Kuriositäten und auch großen gesellschaftlichen Gaunereien in vergnüglicher, augenzwinkernder Manier, dessen Massenkompatibilität dennoch erstaunlich ist, schafft hier durch seine ausführlich und vielschichtig gezeichneten Charaktere eine wohlige Atmosphäre der Komplizenschaft mit den Figuren, die ein wesentliches Kriterium für den enormen Erfolg des Films ist. Mit dem drolligen Helden PK, der mit seinen weit aufgerissenen Augen zum komischen, doch insgeheim auch mahnenden Repräsentanten des gewaltigen, geradezu kindlichen Staunens über scheinbar alltägliche Phänomene wird, hat Regisseur und Drehbuchautor Rajkumar Hirani gemeinsam mit seinem bereits bei vorherigen Projekten bewährten dramaturgischen Partner Abhijat Joshi den modernen Prototypen eines naiv-weisen Fremden entworfen. Und der erobert sich mit seiner beachtlichen Wandlungsfähigkeit mal mühsam, mal lässig im Verlauf der ausführlichen Geschichte einen vertrauten Platz im Bewusstsein des Zuschauers und hat gute Chancen, dort nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Das Schöne an der Mega-Komödie P.K. ist, dass sie alles notwendige Potenzial mitbringt beziehungsweise entsprechend Ungeeignetes auslässt, um mit ihrem Enthusiasmus auch das ganz junge Publikum begeistern zu können.

P.K.

Bereits vor seiner Kinopremiere im Dezember 2014 tosten die Turbulenzen um Rajkumar Hiranis neusten Bollywood-Film „P.K.“, der rasch zum bisher erfolgreichsten indischen Film überhaupt avanciert ist und mit seiner satirischen Religionsthematik in seinem Herkunftsland zahlreiche Protestaktionen, Zensurforderungen und Boykottaufrufe seitens hinduistischer Gläubiger provoziert hat, die der krassen Komödie eine Verunglimpfung religiöser Werte vorwerfen.
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Meinungen

MF · 02.04.2015

PK hat nichts mit Initialen zu tun. pk heisst wortwoertlich "nach dem Saufen", uebersetzt "besoffen" oder "betrunken" und stellt/beschreibt die Haltung sowie das Verhalten des Fremden dar.

Den Film haben wir im Urlaub im indischen Kino gesehen. Er stellt eine ganz andere Sicht zu unserem normalen (menschlichen) Verhalten dar; ganz einfache jedoch komplexe Beobachtungen und Fragen auf eine beruehrende kindlichen Art. Die restliche Beschreibung zum Trailer passt!

Parody und Kabaret auf hoechstem Niveau im Kino-Format. Uns hat der Film sehr gefallen.

Absolut sehenswert!! Lach viel und komme aus dem Kino - nachdenklich und mit einem Laecheln im Gesicht!!