The Hallow

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Verschenktes Potenzial

Wenn sich die Protagonisten in eine einsame Hütte mitten im Wald zurückziehen, dann ist man meist inmitten eines Horrorfilms. Das Setting ist altbekannt, die Geschichte auch, aber letzten Endes liegt es an der Umsetzung: Wenn ein Filmemacher die richtige Idee hat, kann er auch aus altbewährten Zutaten etwas Neues kreieren. Bei The Hallow funktioniert das nicht.
Im Mittelpunkt steht eine Familie – ein Mann, eine Frau, ein Baby. Weil der Mann die Natur mehr erfahren will, sie studieren will, zieht die Familie in das verlassene Haus, obwohl die Einheimischen der nahen Gegend sie warnen. Natürlich sollen sie Recht behalten, denn schon bald mehren sich schreckliche Ereignisse – und dann wird die kleine Familie von rätselhaften Kreaturen attackiert.

The Hallow zerfällt leider völlig, weil er sich nie entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Im ersten Drittel wird einige Spannung aufgebaut. Die Figuren sind gut charakterisiert, ein Gefühl der Angst kommt auf und man fragt sich unwillkürlich, ob hier wirklich Übernatürliches vor sich geht oder die Familie nicht die Opfer der Machenschaften der Einheimischen ist, die sie loswerden wollen. Schlagartig wird diese Ambivalenz geopfert, um die zweite Phase von The Hallow einzuläuten. Hier gibt es dann handelsüblichen Creature-Horror, der sich weidlich von anderen Stoffen inspirieren ließ und auf reichlich Schockmomente setzt, aber narrativ völlig zum Erliegen kommt. So gibt es den Kampf gegen lichtscheue Kreaturen, die Angst, dass der Generator den Geist aufgibt, und Body-Horror mit dem verletzten Vater. Für sich betrachtet sind die einzelnen Elemente nicht schlecht, aber Regisseur Corin Hardy schafft es nie, mehr daraus zu machen.

Es ist fast so, als hätte er eine Idee gehabt, die er erst weiterverfolgt, an der er dann aber letzen Endes das Interesse verloren hat – oder ihm fehlte die Vision, in eine eigene Richtung zu gehen. Stattdessen bietet er Versatzstücke bekannter Genre-Filme. Auf oberflächliche Art ist das durchaus effektiv, was die Schockmomente betrifft. Da man jedoch im Mittelteil das Interesse an den Hauptfiguren verliert, stellt sich tatsächlich so etwas wie Langeweile ein.

The Hallow steht vor allem deswegen auf verlorenem Posten, weil das Potenzial für deutlich mehr vorhanden gewesen wäre. Handwerklich ist er sehr schön umgesetzt, nur inhaltlich hätte das Autorenduo Corin Hardy und Felipe Mariano mehr bieten müssen als eine abstruse, niemals erklärte Verquickung irischer Folklore mit unausgegorenem Body-Horror, die letzten Endes nur in einer ewiglich erscheinenden Jagd mündet. Da erreicht The Hallow das Niveau eines Wald-und-Wiesen-Horrorfilms und verrät die Ambition, mit der die Macher ganz offensichtlich am Werk waren.

The Hallow

Wenn sich die Protagonisten in eine einsame Hütte mitten im Wald zurückziehen, dann ist man meist inmitten eines Horrorfilms. Das Setting ist altbekannt, die Geschichte auch, aber letzten Endes liegt es an der Umsetzung: Wenn ein Filmemacher die richtige Idee hat, kann er auch aus altbewährten Zutaten etwas Neues kreieren. Bei „The Hallow“ funktioniert das nicht.
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