Der Marsianer - Rettet Mark Watney

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Allein im Nichts

„Fuck!“ ist das Erste, was Mark Watney (Matt Damon) sagt, nachdem er erwacht ist. Und etwas Besseres kann man zu der Situation, in der er sich befindet, auch nicht sagen. Denn Watney erwacht auf dem Mars. Und er ist mutterseelenallein und verletzt. Die Crew der Ares 3 – seine Crew – hat ihn zurückgelassen. Ein schwerer Sturm hatte sie zum Abbruch ihrer Erkundungen gezwungen und bei der Rückkehr zum Schiff war Watney verschollen. Kein Lebenszeichen von ihm. So hatte Captain Lewis (Jessica Chastain) beschlossen, ohne ihn zu fliegen. Während seine Crew also auf der langen Rückreise ist, steht er allein auf dem riesigen, roten Planeten, der außer ihm, zwei zurückgelassenen Crew-Unterkünften und einem Fahrzeug nur ein Meer aus roter Wüste ist. Und diese Wüste hat keinen Sauerstoff, kein Wasser, kein Essen. Und keine Verbindung zur NASA, denn die Antenne des Kommunikationssenders ist im Sturm abgebrochen. Sagen wir so, Robinson Crusoe hatte mehr Glück.
Es liegt in der Natur der Grundgeschichte von Der Marsianer – Rettet Mark Watney, dass der weitere Verlauf an sich keine großen Überraschungen birgt. Watney ist gestrandet und er muss überleben und versuchen, irgendwie nach Hause zu finden. Hier kommen natürlich die NASA auf der Erde und die Ares 3-Crew mit ins Spiel. Aber grundsätzlich kann auch ein Altmeister und Connaisseur des Weltraum-Thriller-Genres wie Regisseur Ridley Scott nicht viel Neues bieten. Und zum Glück versucht Scott es auch nicht. Vielmehr hat er sich mit einem der besten Drehbuchautoren des Genrekinos, Drew Goddard, zusammengetan und konzentriert sich lieber auf das Wie. Und das ist furchtbar spannend.

Denn wie überlebt man bitte auf einem Planeten, der derart menschenfeindlich ist? Und das noch langfristig, da jegliche Rettungsmission Jahre dauern würde? Wie ernährt man sich so lange, wenn die Vorräte, die zur Verfügung stehen, schnell aufgebraucht sind? Wie repariert man seinen Helm, wenn ein Riss den lebensnotwendigen Sauerstoff entweichen lässt? (Die Antwort darauf kennt allerdings jeder Heimwerker: Gaffa-Band!). Und wie behält man seinen Verstand so mutterseelenallein? Für Watney gibt es dafür nur eine Lösung: die Kameras, die in seinem Lebensraum installiert sind. Sie senden zwar nicht zur Erde, doch sie nehmen noch auf. Und so erzählt Watney, als hätte er Zuschauer, was er alles tut, wie es ihm geht und was er fühlt. Und da der Mann Botaniker ist und unbedingt überleben will, gibt es viel zu tun. Sein bester Freund ist die Wissenschaft – und Watney nutzt alles, was er in die Hände kriegen kann. Da werden die gefundenen Kartoffeln eben auch mit dem eigenen Kot gedüngt. Und so wird Der Marsianer – Rettet Mark Whatney schnell zu einer Art McGuyver-Folge. Nur unter bedeutend existenzielleren Umständen.

Ungewöhnlich an Scotts Interpretation des gleichnamigen Romans von Andy Weir ist vor allem der Ton, den der Film anschlägt. Trotz seiner Thriller-Elemente ist Scotts Werk ein sehr warmer und geradezu entspannter, lustiger Film, der keinerlei futuristischen Firlefanz benötigt. Es geht nicht um bombastische Effekte oder großes, überladenes Drama mit Streichermusik und einer heftigen Patina aus Nationalstolz, wie man es sonst kredenzt bekommt. Nein, dieser Marsianer beleuchtet das kleine Drama und die große Menschlichkeit dahinter. Diese wird eher realistisch und mit viel Bodenhaftung, Disco-Musik und Lebendigkeit dargestellt. Und niemand ist lebendiger und mehr Mensch als Watney, der einzige Mensch auf dem Mars.

Dieses Thema des Menschlichen weitet sich von Watney auf die ganze Erde aus. Als die NASA durch Satellitenbilder mitbekommt, dass er noch lebt, versuchen sie alles, um ihn zurückzuholen. Watney wird zu einem verlorenen Schaf der Erde, über das die weiteren Figuren und der Film selbst nach dem (man möchte schon fast sagen: philosophischen) Kern dessen suchen, was die conditio humana bedeutet.

Der Marsianer - Rettet Mark Watney

„Fuck!“ ist das Erste, was Mark Watney (Matt Damon) sagt, nachdem er erwacht ist. Und etwas Besseres kann man zu der Situation, in der er sich befindet, auch nicht sagen. Denn Watney erwacht auf dem Mars. Und er ist mutterseelenallein und verletzt. Die Crew der Ares 3 – seine Crew – hat ihn zurückgelassen.
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Meinungen

Sascha · 04.11.2015

Fast eine one man Show von Matt Damon. Geht schon in Richtung Wissenschaftsthriller. 3D hät's für die paar "Landschaftsaufnahmen" auf dem Mars und den Schlussakkord im All m.E. nicht gebraucht.
Was irritiert (zumind. mich): Watley hat nie Zweifel, nie Angst vor dem Alleine sein, auf alles eine Lösung / Antwort ... da ist Jason Bourne fast ein Weichei dagegen ...
S.