Freunde fürs Leben

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Hund umständehalber abzugeben

Truman ist eigentlich nur der Name des Hundes der Hauptfigur. Und doch zieht sich die Vermittlung des Hundes in gute Hände durch den gesamten Film, der daher auch seinen Namen trägt. Sie ist ein roter Faden in einer sonst recht ruhig plätschernden Tragikomödie, in der alle früher oder später erkennen müssen, dass das Sterben nun einmal zum Leben dazugehört.
Manchmal weiß man einfach, dass es besser ist, nicht mehr zu kämpfen. Das dachte sich auch Julián (Ricardo Darín), als nach der ersten langen Krebsbehandlung eine zweite begonnen werden soll. Weitere Tests und Untersuchungen, das hält er nicht aus – zumal sein Arzt offen zugibt, dass eine Heilung ausgeschlossen ist und bestenfalls etwas Zeit gewonnen werden kann. Als sein bester Freund Tomás (Javier Cámara), der seit vielen Jahren in Kanada lebt, nun in Madrid eintrifft, ist erst einmal alles wie früher. Die beiden haben allerdings nur vier Tage, um sich alles zu sagen, was sie sich noch sagen möchten und um die Angelegenheiten von Julián zu regeln. Nach dem Wochenende muss Tomás bereits zurückfliegen. Schnell merkt er, dass er seinen Freund aus Kindheitstagen in seinem Beschluss, den Kampf gegen den Krebs aufzugeben, nicht umstimmen kann. Also verschafft er ihm einige gute Erlebnisse und Begegnungen und hilft ihm, ein neues Zuhause für den treublickenden Hund Truman zu finden. Doch das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Schließlich müssen sie sogar noch nach Amsterdam fliegen, um Juliáns Sohn zu besuchen. Doch die bittere Wahrheit auszusprechen, das schafft der sterbende Vater nicht.

Der katalanische Regisseur Cesc Gay erzählt in Truman eine Geschichte über eine Freundschaft. Tomás und Julian sind seit Jahrzehnten befreundet, ihre Verbindung hielt auch mit einem Atlantik zwischen ihnen. Dass die Freundschaft der beiden mit wenigen Worten funktioniert, merkt man gleich zu Beginn. Die Begrüßung braucht nur ein Lächeln, niemals wirkt es, als hätten sich die beiden nichts zu sagen, sondern vielmehr, als kennten sie auch ohne große Worte die Gedanken des anderen. Alles scheint vertraut und das überträgt sich auch auf den Zuschauer. Durch die Konzentration auf die beiden Figuren baut sich zudem allmählich eine gewisse Spannung auf.

Der Film stellt einen großen Gegensatz zu Cesc Gays letztem Film Ein Freitag in Barcelona dar, der nicht nur einer Personenkonstellation verhaftet blieb, sondern als Episodenfilm angelegt war. Auch drehte sich der Vorgänger um Männer im mittleren Alter mit kleinen Identitätskrisen. Hier hingegen kann man Julián nur bewundern für seinen getroffenen Entschluss und den Mut, die restliche Zeit seines Lebens einfach nur zu genießen und Familie und Freunde nochmals zu sehen, ohne dass er im Krankenhaus an vielen Schläuchen hängt. Ricardo Darín, der Argentinier, der dem deutschen Arthouse-Publikum vor allem mit In ihren Augen bekannt wurde, hat als Todkranker natürlich alle Sympathien auf seiner Seite.

Sicher ist der Stoff recht sentimental, aber der Film wird nie theatralisch oder abgehoben, sondern bleibt stets auf dem Boden der Tatsachen. Auch der Abschied der beiden – nein, nicht am Sterbebett, soviel sei verraten – fällt ohne große Worte aus. Einfach nur ein Lächeln, das direkt von Herzen kommt. Und so wird man dann auch den Kinosaal verlassen. Ohne Worte, mit einem Tränchen im Augenwinkel, aber mit einem Lächeln um den Mund.

Freunde fürs Leben

Truman ist eigentlich nur der Name des Hundes der Hauptfigur. Und doch zieht sich die Vermittlung des Hundes in gute Hände durch den gesamten Film, der daher auch seinen Namen trägt. Sie ist ein roter Faden in einer sonst recht ruhig plätschernden Tragikomödie, in der alle früher oder später erkennen müssen, dass das Sterben nun einmal zum Leben dazugehört.
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Meinungen

Vivien · 27.02.2016

Ab wie viel Jahren ist das