Harry Me! The Royal Bitch of Buckingham

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Furchtlos in England

Camille (Camille Cottin) hat erkannt, dass in ihrem Leben etwas gehörig schief läuft: Obwohl sie bezaubernd und etwas besonderes ist, verfügt sie nicht über den Lebensstandard, der ihr zusteht. Also muss sie einen Ausweg finden. Plan A: Sie beerbt ihre Mutter, bevor diese stirbt. Aber ein Anwalt versichert ihr, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dieses Vorhaben rechtlich durchzusetzen. Daher greift sie zu Plan B: Sie muss heiraten. Ein Promi ist ihr zu depressiv, ein Fußballer zu schwitzig, ein Banker zu kriminell, somit bleibt nur ein Adliger. Aber natürlich nicht irgendein Baron oder Graf, sondern Camille braucht den besten Adligen, den es gibt. Also lauert sie einem Klatschreporter auf, der ihr ohne zu zögern Prinz Harry als beste Partie vorschlägt. So macht sich Camille auf den Weg von Frankreich nach England, um Prinz Harry zu heiraten.
Harry Me – The Royal Bitch of Buckingham ist vor allem gnadenlos konsequent. Das Konzept dieser Mockumentary sieht vor, dass die Komikerin Camille Cottin als verwöhnte, von sich grenzenlose überzeugte Frau mit dem Gestus durch die Welt geht, dass ihr Privilegien zustehen. Deshalb besteht sie darauf, ein gesperrtes Deck auf der Fähre zu betreten, sich beim Warten auf ein Taxi vorzudrängeln oder ihren Tee vom Zimmerservice durch Pusten abkühlen zu lassen. Sie stellt diese Forderungen direkt und ohne Höflichkeiten und es ist sehr erstaunlich, dass sie in ihrer Begegnung mit den „echten“ Menschen damit mühelos durchkommt. Keiner begehrt auf oder weigert sich, ihre Befehle und Forderungen werden ihr sogleich erfüllt. Darüber hinaus erweist sich Camille als ungemein furchtlos: Sie klettert am Zaun des Buckingham Palace hoch, marschiert in eine Wachablösung der Royal Horse Guards und sagt Menschen, dass sie zu sehr „Mittelklasse“ für sie seien. Dabei verfügt Camille Cottin über eine sehr körperliche Komik, die niemals wie Slapstick wirkt; sie kennt weder Scham noch Grenzen.

In Frankreich hat Camille Cottin mit diesem Konzept eine erfolgreiche Sketch-Show im Fernsehen und tatsächlich ist auch Harry Me – The Royal Bitch of Buckingham eine Aneinanderreihung von bisweilen sehr komischen und entlarvenden Sketchen. Da das Konzept und Camilles Auftreten jedoch nicht verändert werden, stellen sich trotz einer kurzen Laufzeit von 82 Minuten Redundanzen ein. Hier vertrauen die Regisseurinnen Eloïse Lang und Noémie Saglio zu sehr auf die Wirkung der heimlich gefilmten Szenen, auf den Zusammenprall zwischen dem hemmungslos-fordernden, selbstüberschätzten Verhalten Camilles und den Menschen in Frankreich und Großbritannien. Deshalb funktioniert jede einzelne Sequenz für sich genommen sehr gut, für einen Film aber reicht ein bloßer erzählerischer Bogen ohne große Entwicklung nicht aus. Und somit bleibt von Harry Me – The Royal Bitch of Buckingham vor allem die Furchtlosigkeit und Konsequenz der famosen Camille Cottin in Erinnerung.

Harry Me! The Royal Bitch of Buckingham

Camille (Camille Cottin) hat erkannt, dass in ihrem Leben etwas gehörig schiefläuft: Obwohl sie bezaubernd und etwas Besonderes ist, verfügt sie nicht über den Lebensstandard, der ihr zusteht. Also muss sie einen Ausweg finden. Plan A: Sie beerbt ihre Mutter, bevor diese stirbt. Aber ein Anwalt versichert ihr, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dieses Vorhaben rechtlich durchzusetzen. Daher greift sie zu Plan B: Sie muss heiraten.
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