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In Roger Kumbles „Eiskalte Engel“ gerät die junge Reese Witherspoon in ein fieses Intrigenspiel zwischen Sarah Michelle Gellar und Ryan Phillippe.

Eiskalte Engel (1999)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Bittersüße Liebschaften

Der Briefroman Les Liaisons dangereuses von Choderlos de Laclos, 1782 anonym erschienen, gewährt Einblick in die Machenschaften am französischen Hof des ausgehenden Ancien Régime. 1959 wurde das Werk erstmals verfilmt – unter der Regie von Roger Vadim, mit Jeanne Moreau in der Hauptrolle. Ende der 1980er Jahre gab es gleich zwei Kino-Adaptionen: „Gefährliche Liebschaften“ von Stephen Frears mit Glenn Close, John Malkovich und Michelle Pfeiffer sowie „Valmont“ von Miloš Forman mit Colin Firth und Annette Bening. „Eiskalte Engel“ (1999) von Roger Kumble ist wiederum eine zeitgenössische Teen-Variante des Stoffes, die mit ihren stylishen Bildern, ihrem hervorragenden Soundtrack und einem Ensemble aus Nachwuchstalenten eine ganze Generation zu prägen vermochte.

Im Mittelpunkt des Adoleszenzdramas stehen die Stiefgeschwister Kathryn (Sarah Michelle Gellar) und Sebastian (Ryan Phillippe), die Teil der New Yorker High Society sind und eine renommierte Privatschule besuchen. Sebastian ist ein Casanova; die unterkühlt wirkende Kathryn kann seinem Charme jedoch widerstehen. In einer Mischung aus Bosheit und Ennui macht sie ihm ein unmoralisches Angebot: Wenn es ihm bis zum Beginn des neuen Schuljahres gelingen sollte, Annette (Reese Witherspoon), die tugendhafte Tochter des Direktors, zu „erobern“, werde auch sie sich ihm „hingeben“. Andernfalls bekomme sie seinen geliebten Sportwagen. Sebastian zeigt sich siegessicher – entdeckt bei seinem Verführungsplan allerdings plötzlich echte Gefühle für Annette.

Mit dem Slasher-Movie Scream – Schrei! von Wes Craven begab sich das Jugendkino 1996 in postmoderne Gefilde – mit einem Meta-Bewusstsein für erzählerische Klischees und stereotype Figurenzeichnungen. Es folgten innerhalb kurzer Zeit weitere selbstironische Teen-Horrorthriller wie Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast und Düstere Legenden sowie clevere Highschool-Komödien wie das Aschenputtel-Update Eine wie keine und ambitionierte Auffrischungen klassischer Dramen wie die Shakespeare-Version O – Vertrauen, Verführung, Verrat. In dieser Phase der Leinwandunterhaltung für ein junges Publikum wurde auch Eiskalte Engel zu einem großen Hit in der Zielgruppe.

Das lag zum einen gewiss an der einnehmenden Intrigen-Story, die es vermag, sarkastischen Witz mit Romantik zu verbinden, und zum anderen wohl auch am stimmigen Musikeinsatz. Die Songs, unter anderem von Placebo, Blur und den Counting Crows, erzeugen eine melancholische Atmosphäre; die Soundtrack-CD gehörte damals quasi in jedes Jugendzimmer.

Hinzu kommt die perfekte Besetzung sowohl in den Haupt- als auch in den Nebenrollen. Ryan Phillippe ist als snobistischer Aufreißer, der unverhofft ein Gewissen entwickelt, ebenso optimal gecastet wie Reese Witherspoon als liebenswerte Heldin. Die besten Szenen gehören indes Sarah Michelle Gellar, die damals dank der 1997 gestarteten TV-Serie Buffy – Im Bann der Dämonen bereits eine Ikone war und hier als elitär-niederträchtige Antagonistin brilliert – nicht zuletzt im Zusammenspiel mit Selma Blair, die eine unbedarfte Mitschülerin verkörpert (und gemeinsam mit Gellar den MTV Movie Award für den schönsten Kuss gewann).

In weiteren Parts sind bekannte Gesichter der 1990er Jahre zu entdecken, darunter Joshua Jackson (Dawson’s Creek) und Tara Reid (American Pie), sowie die begnadeten Comedy-Königinnen Christine Baranski und Swoosie Kurtz und die Oscar-Preisträgerin Louise Fletcher. Eiskalte Engel macht auch heute noch verdammt viel Spaß. Dem Regisseur und Drehbuchautor Roger Kumble ist ein Film gelungen, dessen betonte Coolness einerseits eine ganz spezifische (Kino-)Zeit einfängt und andererseits auf zeitlose Weise funktioniert.

Eiskalte Engel (1999)

Die Stiefgeschwister Kathryn und Sebastian führen ein dekadentes Leben in New York. Während Sebastian an ihrer Privatschule den Ruf als skurpelloser Verführer geniesst, gilt Kathryn — nach aussen hin — als tadellose Schülersprecherin, doch der Schein trügt. Um sich an ihrem Ex-Lover zu rächen ist Kathryn jedes Mittel recht und sie bietet Sebastian eine perfide Wette an, dessen naive neue Freundin zu verführen, um ihren Ruf zu ruinieren. Außerdem Teil des Spiels: Annette, die Tochter des neuen Schuldirektors, die ein öffentliches Keuschheitsgelübde abgelegt hat. Bis zum Ende der Sommerferien soll Sebastian auch sie verführen. Der Wetteinsatz: Wenn Kathryn gewinnt, bekommt sie Sebastians alten Jaguar Roadster. Gewinnt Sebastian, bekommt er Kathryn, das einzige Mädchen, von dem er weiß, dass er sie nie haben wird. Es beginnt ein gemeines Spiel voller Intrigen in dem Sebastian siegessicher ist — bis er sich in sein Spielzeug verliebt…

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