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In der Dokumentation „Das Versprechen – Architekt BV Doshi“ gibt der dieses Jahr verstorbene Balkrishna Doshi Einblick in sein Leben und sein Werk.

Das Versprechen - Architekt BV Doshi (2023)

Eine Filmkritik von Johannes Witt

Sozial engagierte Architektur

Der 1927 geborene Architekt Balkrishna Doshi, der als erster indischer Architekt mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, arbeitete schon ab den 1960er Jahren mit Techniken und nach Prinzipien, die vor allem in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen haben: lokale Baumaterialien, energiesparend und mit natürlicher Klimatisierung. Unter der Regie von Jan Schmidt-Garre führt Doshi selbst chronologisch durch seine wichtigsten Werke: von Schulen über Wohnhäuser bis hin zu den kostengünstigen sozialen Bauten, denen er sich ab den 1980er Jahren widmete.

Auch nach so vielen Jahren im gleichen Geschäft spricht Doshi im Film mit ehrlicher Begeisterung und jugendlichem Enthusiasmus über seine Inspirationen und Mentoren, die ihn über die Jahre maßgeblich geprägt haben. Eingefangen wird das Ganze in wunderschönen Bildern, die es nicht nur schaffen, das Erzählte einzufangen und zu unterstreichen, sondern auch die Architektur Doshis zum eigentlichen Protagonisten des Films zu erklären. Dabei wird auch ein gutes Gefühl dafür vermittelt, wie es sich anfühlen muss, selbst im Inneren dieser Gebäude zu sein.

Dabei ist besonders der Kontrast im Stil zwischen Doshi und westlichen Architekten, über die teilweise ebenfalls bereits Dokumentarfilme gedreht wurden, interessant. Doshi hat zwar viel in Paris gelernt, sah sich in Indien aber mit anderen Voraussetzungen und Herausforderungen konfrontiert. So ist beispielsweise eine weitaus leichtere, luftdurchlässige Architektur nötig. Während auf Dämmung vor Kälte weitestgehend verzichtet werden kann, erfordert die stärkere Sonneneinstrahlung eine besondere Verstärkung der Dächer. Ein Problem, das Doshi bereits früh mit begrünten Dächern löste, noch lange bevor es in den Universitäten im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit flächendeckend gelehrt wurde.

Besonders Doshis Engagement im sozialen Wohnungsbau beeindruckt. So lehnte er hoch honorierte Prestigeprojekte ab, um seinem Herzen zu folgen und bezahlbare und vor allem effiziente, platzsparende Wohnungen zu bauen und deren Blaupausen anzufertigen, sodass diese nach Belieben von ihren Bewohnern erweitert werden können. Sein Charisma und Witz und seine teils humorvollen Anekdoten machen den Film zu einer Empfehlung nicht nur für Architekturinteressierte.

Das Versprechen - Architekt BV Doshi (2023)

Balkrishna Doshi ist 1927 geboren, aber er ist der jüngste Architekt der Welt. Alles, worüber junge Architekten heute diskutieren, setze er seit Jahrzehnten um. Seit den 60er Jahren baute er nachhaltig: mit lokalen Materialien, energiesparend, mit natürlicher Klimatisierung. Seit den 80er Jahren baute er sozial: kostengünstige Siedlungen, die von den Slum-Bewohnern der indischen Großstädte weiterentwickelt werden und ihnen den sozialen Aufstieg ermöglichen. 2018 erhielt er dafür den Nobelpreis der Architektur, den Pritzker-Preis. Im Januar 2023 verstirbt BV Doshi hochbetagt „als ein glücklicher Mensch“, wie Regisseur Jan Schmidt-Garre schreibt. (Quelle: Verleih)

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