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In seinem Dokumentarfilm „Kilimandscharo – Diesmal mit Krücken“ begleitet der Regisseur Michael Scheyer den versierten Bergsteiger Thomas Lämmle und eine kleine Gruppe in Tansania.

Kilimandscharo - Diesmal mit Krücken (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Der Berg ruft (mehr als 60 mal)

Berge gehören seit jeher zu beliebten Schauplätzen des Kinos – vom deutschen Stummfilmspektakel „Die weiße Hölle von Piz Palü“ (1929) von Georg Wilhelm Pabst und Arnold Franck über das Action-Abenteuer „Cliffhanger“ (1993) von Renny Harlin bis hin zum Freundschaftsdrama „Acht Berge“ (2022) von Felix Van Groeningen und Charlotte Vandermeersch. Sie sind für uns ein großes Faszinosum – weshalb es einige Menschen auch immer wieder auf deren Gipfel zieht.

Zu diesen Leuten zählt auch Thomas Lämmle. Der Bergsteiger bezwang einst ohne zusätzlichen Sauerstoff Achttausender wie den Mount Everest – bis er eines Tages beim Gleitschirmfliegen einen schweren Unfall erlitt. Seither ist sein linkes Bein gelähmt. Durch hartes Training gelang es ihm, auf seinem rechten Bein wieder stehen und mit Krücken laufen zu können. Der Dokumentarfilm Kilimandscharo – Diesmal mit Krücken erzählt von diesem Schicksal in einer kurzen zusammenfassenden Rückblende, um sich dann dem Vorhaben von Lämmle zu widmen: noch einmal den Kilimandscharo in Tansania zu besteigen.

Es ist die 63. Besteigung, die Lämmle unternimmt. Der höchste Berg des Kilimandscharo-Massivs, der Kibo, ist mit 5895 Metern zugleich der höchste Berg Afrikas. Lämmle ist bei der Bezwingung dieses Ziels indes nicht allein: Fünf Personen – Peter, Hansi, Julia, Hubert und Jens – sowie der mit einer kleinen Kamera ausgestattete Regisseur Michael Scheyer und die vier Guides Dennis, Jackson, Richard und Mr. More, die für einen von Lämmle mitgegründeten Non-Profit-Touren- und -Reiseanbieter arbeiten, sind mit von der Partie.

Beeindruckend ist, wie es Scheyer mit seiner technischen Ausrüstung schafft, die im Jahre 1987 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärte Landschaft einzufangen. Darüber hinaus zeichnet sich Kilimandscharo – Diesmal mit Krücken vor allem durch seine klare, auf Wissensvermittlung angelegte Haltung aus: „Also, dann will ich euch das mal erklären…“, heißt es relativ zu Beginn – und in diesem Stil setzt das Werk auch im weiteren Verlauf seine Erzählung fort.

Der Off-Kommentar wirkt zuweilen etwas zu hastig; dennoch sind die zahlreichen Erklärungen zweifellos die größte Stärke des Films. Zusammenhänge werden erhellend aufgezeigt, etwa wenn ausgeführt wird, was gerade in den Körpern der Gruppe vor sich geht, die neben den sechs Lagen an Funktionskleidung in erster Linie durch das Adrenalin warm- und wachgehalten werden. Wenn wir das Atmen der Leute hören und durch die einzelnen Etappen der Reise mitgenommen werden, wird die Begeisterung, die Lämmle und der Rest der Truppe spüren, auch für uns deutlich.

Kilimandscharo - Diesmal mit Krücken (2022)

Der Bergsteiger Thomas Lämmle bezwang Achttausender wie den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff. Nach einem schweren Unfall mit dem Gleitschirm landete er jedoch im Rollstuhl – mit dem Verdacht, nie wieder laufen zu können. Damit abfinden konnte er sich allerdings nicht. Er fing an, hart zu trainieren, und setzte sich ein Ziel: Noch einmal den geliebten Kilimandscharo besteigen. „Und wenn das nur mit Krücken geht“, sagte Lämmle, „dann ist das eben so“. Der Film begleitet seinen 63. Aufstieg auf den höchsten Berg Afrikas – aber dem ersten, bei dem er auf Gehhilfen angewiesen ist.

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Meinungen

POSCH Sieglinde · 06.07.2023

Den Film, oder Vortrag würde ich gerne einmal erleben