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In „4 Tage bis zur Ewigkeit“ schildert das Duo Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk auf Grundlage einer alten Sage eine Liebesgeschichte und einen Überlebenskampf.

4 Tage bis zur Ewigkeit (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Die Fantasie als Schlüssel zur Freiheit

Die 1999 in Lübeck geborene Schauspielerin Lea van Acken wurde durch die Hauptrolle einer verstörten, tiefreligiösen 14-Jährigen in Dietrich BrüggemannsKreuzweg“ (2014) bekannt. Zwei Jahre später überzeugte sie im Titelpart des historischen Dramas „Das Tagebuch der Anne Frank“ (2016) von Hans Steinbichler. Überdies etablierte sie sich im Unterhaltungskino, mit Auftritten in Werken wie Detlev BucksBibi & Tina: Tohuwabohu Total“ und Bora Dagtekins „Fack ju Göhte 3“ (beide aus dem Jahr 2017).

Mit 4 Tage bis zur Ewigkeit fügt van Acken ihrer Filmografie nun einen besonders interessanten Beitrag hinzu. Der Film des Drehbuch- und Regieduos Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk basiert auf einer rheinländischen Sage aus dem 19. Jahrhundert – und siedelt seinen Plot auch in jener Zeit im Mittelrheintal an. Wir erleben mit, wie Idilia Dubb (van Acken) nach einem Sturz mit schweren Verletzungen und ohne klare Erinnerung in einer Burgruine erwacht. Nur ihre Schildkröte Dave ist bei ihr. Ein Entkommen aus den Burgmauern scheint nicht möglich. Idilias Tagebuch gibt ihr indes einige Hinweise, was zuvor geschehen ist.

So sehen wir in Rückblenden, dass die junge Frau mit dem deutlich älteren Franz Hagerberg (André M. Hennicke) verlobt ist. Die Hochzeit steht kurz bevor – glücklich wirkt Idilia allerdings nicht. Franz ist übergriffig und nimmt Idilias kreative Ader nicht ernst. Dann lernt sie den abessinischen Schausteller Caven (Eric Kabongo) kennen, der für eine von Franz betriebene Völkerschau arbeitet. Bald entwickeln Idilia und Caven starke Gefühle füreinander und beginnen eine Affäre. Gemeinsam wollen sie nach Paris flüchten.

Pilarski und Korenchuk (Jahrgang 1990 beziehungsweise 1991), die schon diverse Kurzfilme geschrieben und inszeniert sowie gemeinsam produziert haben, erzählen in 4 Tage bis zur Ewigkeit eine Dreiecksgeschichte, die in ihrer Konstellation an tragische Romanzen aus der Classical-Hollywood-Ära, aber auch an neuere Produktionen wie Francis Lawrences Literaturverfilmung Wasser für die Elefanten (2011) denken lässt. Die Sage, auf die sie sich anhand eines 1863 in der Adenauer Kreiszeitung veröffentlichten Zeitungsartikels berufen, hat einen äußerst traurigen Ausgang: Idilia Dubb soll während eines Ausflugs spurlos verschwunden sein; zwölf Jahre später sei die Tote in der Burgruine Lahneck bei Koblenz gefunden worden – zusammen mit ihrem Tagebuch, in dem sie auch ihren viertägigen Überlebenskampf festgehalten haben soll.

„Der Schlüssel zur Freiheit ist die Fantasie“, heißt es zu Beginn von 4 Tage bis zur Ewigkeit. Und so macht das Filmemacherduo aus der wenig erbaulichen Vorlage kein beklemmendes Drama, sondern einen ungewöhnlichen Mix aus Period Piece und träumerischem Fantasyfilm, der in seinen besten Momenten an den Einfallsreichtum und die Wucht von Guillermo del Toro erinnert. Was dabei tatsächlich passiert (ist) und was lediglich der Imagination der Heldin entspringt, lässt sich rasch nicht mehr mit Gewissheit feststellen. Der besagte Schlüssel dient sowohl zur Eröffnung von Möglichkeiten als auch zum Einschließen der Dunkelheit.

Die Annäherung zwischen Idilia und Caven, etwa in einem spielerischen Fechtduell, wird bewusst überhöht – was dank der stimmigen Chemie zwischen van Acken und ihrem Leinwandpartner Eric Kabongo (Willkommen bei den Hartmanns) gut funktioniert. Der Film lässt die Fantasie, das Hoffen und das Träumen über die bittere Wirklichkeit triumphieren und wagt sich dafür ins leicht Pathetische, ohne das Gespür für das Schicksal seiner Hauptfiguren zu verlieren.

4 Tage bis zur Ewigkeit (2022)

Deutschland, 19. Jahrhundert, im Mittelrheintal. Die verträumte Idilia (Lea van Acken) wacht inmitten einer düsteren Burgruine auf und kann sich an nichts erinnern, was zuvor geschah. Als sie mit Entsetzen feststellt, dass es kein Entkommen aus den meterhohen Burgmauern gibt, beginnt für sie ein knallharter Überlebenskampf. Nur ihr nebulöses Tagebuch kann ihr helfen die Vergangenheit zu entschlüsseln und offenbart eine heimliche Romanze mit dem abessinischen Völkerschau-Darsteller Caven (Eric Kabongo), sowie eine bevorstehende Hochzeit mit dem manischen Völkerschau-Betreiber Franz Hagerberg (André Hennicke). Ihre schriftlichen Aufzeichnungen lassen jedoch zunehmend Realität und Fiktion ineinander verschwimmen.

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