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In Harvey Rabbits „Captain Faggotron Saves the Universe“ begibt sich der Titelheld auf eine Mission, die ganz in der Tradition der Midnight Movies steht.

Captain Faggotron Saves the Universe (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

You're gay, it's fine!

Held:innen und Schurk:innen – die Rollen in Romanen, Theaterstücken, Comics, Filmen und Serien scheinen oft ganz klar verteilt zu sein. Die eine Seite eilt tapfer zur Rettung, um die fiesen Pläne der anderen Seite zu verhindern. Die Motive der „bösen“ Kraft sind zuweilen reichlich banal; meist langweilen die Kanaillen uns mit irgendwelchen schnöden Rache- und/oder Allmachtsfantasien. Gähn.

In Captain Faggotron Saves the Universe gibt es, wie der Titel schon verrät, ebenfalls einen eindeutigen Helden, der offensichtlich auf Rettungsmission ist. Die Frage, gegen wen oder was der Protagonist zu kämpfen hat, ist hier allerdings ein bisschen kniffliger. Der von dem Performer, Tanzschaffenden und Improvisator Antoine Carle aka Tchivett verkörperte Captain Faggotron wird von Father Andy Gaylord (Rodrigo Garcia Alves) um Hilfe gebeten. Mit Make-up, Kapitänsmütze, Riesenohrringen, quietschgelbem Cape, pinkem Crop Top, bunter Batik-Leggings und schicken schwarzen Stiefeln erscheint er im priesterlichen Hinterzimmer. Die Lage sei ernst, so Gaylord: Queen Bitch (Bishop Black), der (heimliche) Ex-Lover des verklemmten Geistlichen, habe einen magischen Ring gestohlen und führe nun Übles im Schilde.

Da haben wir ihn also, unseren Antagonisten! Dann kann Captain Faggotron ja jetzt das Universum vor Queen Bitchs angeblich so sinistren Plänen retten, wie es uns versprochen wird, richtig? Aber was genau hat der Verflossene des ängstlichen Priesters (der offiziell selbstverständlich hetero ist, siehe die Bibel) eigentlich vor? Er will die Erde in eine Utopie verwandeln, in der alle Menschen queer sind und ohne Scham ihre Kinks ausleben. Potzblitz! Das geht doch nicht – was würde Jesus sagen?

Letzteres erfahren wir sogar: Jesus (Peach Blaus) schaut völlig gechillt (und bekifft) vorbei und scheint das alles ziemlich locker zu sehen: „Let the planet turn gay, who cares?“ Das ist eine der besten und lustigsten Passagen des Films, der in seiner wild-verspielten Machart an das Mitternachtskino der 1970er Jahre, etwa an das Kult-Musical The Rocky Horror Picture Show (1975) und an die frühen Arbeiten von Trash-Papst John Waters (Pink Flamingos, Female Trouble), erinnert. Der trans Künstler Harvey Rabbit, der sowohl das Drehbuch geschrieben als auch Regie geführt hat, liefert einen audiovisuellen Liebesbrief an die Trash-Ästhetik und Subversion seiner Vorbilder – mit wunderbaren Kostümen und einem Faible für Overacting und schmissige One-Liner.

Captain Faggotron Saves the Universe macht sehr viel Spaß, erzählt im Kern aber auch von homophober Gewalt – und macht damit klar, wovor die Welt eigentlich gerettet werden muss. Die Ordnung, die Father Gaylord in seinem Selbsthass durch den Titelhelden aufrechterhalten haben möchte, ist gar nicht so erstrebenswert; die Rettung liegt vielmehr in der Selbstakzeptanz. Das ist als Botschaft (hoffentlich) nichts Neues, wurde bis dato indes selten derart lustvoll vermittelt.

Captain Faggotron Saves the Universe (2023)

Father Gaylord versucht, als Priester seine Homosexualität zu unterdrücken – und scheitert kläglich. Währenddessen hat sein außerirdischer Ex-Lover Queen Bitch den kühnen Plan, die Erde mit kosmischen Zauber in einen queeren Planeten zu verwandeln. Superheld Captain Faggotron eilt zur Hilfe. Der große Knall, inklusive intergalaktischer Dämonenorgie, steht kurz bevor! (Quelle: Salzgeber)

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