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Ein Vater reicht den Superhelden-Staffelstab unfreiwillig an seine elfjährige Tochter weiter, was Action und Chaos verspricht – und in diesem Animationsspaß nicht die letzte Überraschung bleibt.

Sowas von super! (2022)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Heldenhafte Familiengeschäfte

Aus Norwegen weht frischer Wind ins Supermenschengenre. Auch wenn die Animationen ausbaufähig sind, die Story stimmt: In einer schnuckligen Stadt zwischen Fjord und „Superholmendolmen“ soll ein elfjähriges Mädchen in die Fußstapfen ihres spandextragenden Papas treten. Ob das gutgehen kann?

In dem kleinen Ort am Fjord herrscht eigentlich eitel Sonnenschein. Die bauklötzchenartig animierten Linienbusse fahren pünktlich, die Straßen sind gefegt, jede Hecke ist getrimmt. Verbrechen suchen die einen Tick zu rundlich und grob entworfenen Figuren hier vergeblich, was mit dem Mann zusammenhängt, dem sie auf der Mittelinsel eines Kreisverkehrs ein goldenes Denkmal errichtet haben: dem Superlöwen, seines Zeichens stadteigener Superheld und im wahren Leben alleinerziehender Vater der elfjährigen Hedvig.

Der Kostümierte hat nicht viel zu tun und macht sich trotzdem Sorgen. Sein Jobprofil beschränkt sich größtenteils darauf, unbeaufsichtigte Kinderwagen vor dem heranrollenden Straßenverkehr zu retten. Doch selbst für solch simples Tagwerk sieht er seinen Sprössling nicht gewappnet. Was den Papa vor Probleme stellt, immerhin soll die kurzsichtige und unsportliche Tochter ihn dereinst beerben. Denn die streng geheime Tätigkeit wird von Generation zu Generation weitergereicht.

Generationenkonflikte im Superheldengenre sind nicht neu, gemeinsam mit dem ulkigen Kostüm des Helden dreht Drehbuchautorin Kamilla Krogsveen einige der üblichen Versatzstücke solcher Storys jedoch auf links. Nachdem Hedvig den Superlöwenanzug versehentlich zu heiß gewaschen hat, passt Papa beim besten Willen nicht mehr rein. Der Tochter sitzt der Anzug, der die Talente seiner Trägerin verstärkt, indessen besser. Und so tritt sie das Familienerbe gezwungenermaßen jetzt schon an.

Erste ungelenke Gehversuche später, die die halbe Innenstadt ins Chaos stürzen, schwenkt der Papa um und vertraut das Familiengeschäft lieber Hedvigs akrobatisch veranlagtem Cousin Adrian an. Bis Hedvig und ihre flotte Omi den Jungs zeigen, was eine Harke ist. Denn der Anzug verstärkt nicht nur die positiven Kräfte, sondern auch negative Charaktereigenschaften. Und davon hat Adrian eine ganze Busladung voll.

„Mit Sowas von Super! wollte ich einen herzerwärmenden, lustigen und spektakulären Superheldenfilm für die ganze Familie inszenieren“, sagt sein Regisseur Rasmus A. Sivertsen. Das ist dem Miteigentümer von Qvisten Animation, einem der größten skandinavischen Animationsstudios, gelungen. Sowas von Super! ist so etwas wie die skandinavisch geerdete Version von Pixars Die Unglaublichen (2004). Was Qvisten Animation an technischer Brillanz nicht liefern kann, macht das Studio durch Einfallsreichtum wett. Den Superheldencomics entlehnt, wird die Action in diesem Film von Speedlines und Soundwords getragen – und kommt dadurch flott daher.

Hinter all den heldenhaften Taten verbirgt sich indessen ein anderer Kern. Unter anderem gehe es um die Frage, „wie Kinder mit dem hohen Erwartungsdruck ihrer Eltern und Umgebung umgehen“, sagt Sivertsen. Und auch hierfür findet Sowas von Super! eine für das Genre ungewohnte Antwort: Wenn jeder auf den anderen achtgibt, braucht die Welt auch keine Superhelden.

Sowas von super! (2022)

Das Leben der 11-jährigen Hedvig wird völlig auf den Kopf gestellt, als sie plötzlich aufgefordert wird, ihren Vater als Superheldin der Stadt zu ersetzen – dabei fühlt sie sich in der realen Welt gar nicht besonders wohl, stattdessen spielt sie sehr gerne Computer-Spiele. Hedvig würde dennoch gerne Superheldin werden, doch die Herausforderungen sind weitaus größer, als erstmal gedacht. Ihr Vater denkt bald, dass sein sportlicher Neffe Adrian vielleicht der bessere Nachfolger ist …

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