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In der französischen Komödie „Akropolis Bonjour – Monsieur Thierry macht Urlaub“ von François Uzan soll eine nostalgische Reise zur Familienrettung dienen.

Akropolis Bonjour - Monsieur Thierry macht Urlaub (2022)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Noch mal so wie früher

Urlaube werden von uns in der Rückschau oft nostalgisch verklärt – insbesondere als sie noch nicht mit zahllosen Handy-Fotos und -Videos, sondern lediglich durch einige wenige analoge Bilder dokumentiert werden konnten. Wie schön das doch war! Alles so harmonisch, idyllisch, sorgenfrei… Äußerst riskant kann es deshalb sein, ein solches Erlebnis Jahre später rekonstruieren zu wollen: Kehren wir an die vermeintlich perfekten Urlaubsorte zurück, offenbaren sich womöglich deren längst verdrängte Schwächen – oder es wird allzu klar, wie sehr die Zeit die Dinge (auch im Zwischenmenschlichen) verändert hat.

Entsprechendes Katastrophenpotenzial birgt daher der Plan, den der Protagonist Thierry Hamelin (Jacques Gamblin) in der Komödie Akropolis Bonjour – Monsieur Thierry macht Urlaub schmiedet. Während Thierry seine Tage seit seinem Ruhestand damit verbringt, alte Familienfotos akribisch zu digitalisieren und zu katalogisieren, ist seine Frau, die Ärztin Claire (Pascale Arbillot), an einem Punkt angelangt, an dem es für sie einfach nicht mehr weitergeht: Sie verkündet Thierry, sie wolle sich trennen.

Dieser ist daraufhin völlig verzweifelt. Als er eine Notiz von Claire auf der Rückseite eines Fotos aus Athen („Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?“) entdeckt, fasst Thierry kurzerhand einen Entschluss: Er kauft Flugtickets für Claire und für die beiden inzwischen erwachsenen Kinder Karine (Agnès Hurstel) und Antoine (Pablo Pauly), um mit ihnen eine Woche in der griechischen Hauptstadt zu verbringen – wie damals, im Jahre 1998. Selbstverständlich verläuft die Reise überhaupt nicht so, wie der Titelheld sich das vorgestellt hat.

Der 1978 in Paris geborene Drehbuchautor und Regisseur François Uzan demonstriert schon zu Beginn des Films, dass er ein Talent für die Gestaltung absurd-witziger, aber auch tragikomischer Situationen hat. Als Claire dem ahnungslosen Thierry mitteilt, dass sie die gemeinsame Ehe beenden möchte, sitzt das Paar gerade auf dem Motorrad – Claire am Steuer, Thierry als Beifahrer. Ohne seinen Helm abzunehmen, läuft Thierry daraufhin selbstvergessen durch die Straßen, betritt die Wohnung und nimmt an seinem Schreibtisch Platz.

Auch die familiäre Ferienreise wartet mit diversen gelungenen Comedy- und Dramedy-Momenten auf – etwa wenn die Rezeptionistin (Mariella Savvides) das mittlerweile doch recht schäbig anmutende Hotel schönzureden versucht oder wenn Uzan und sein Kameramann Philippe Guilbert am Strand eine der berühmtesten Szenen aus dem Sommer-Blockbuster Der weiße Hai (1975) auf visueller Ebene zitieren (Stichwort: Dolly-Zoom). In Erinnerung bleibt zudem eine stimmig eingesetzte französische Version des Power-Songs I Will Survive.

Wenn die Familie (größtenteils eher widerwillig) einen Abend mit einem Ratespiel verbringt, kommt dabei tatsächlich ein gemeinschaftlicher Spaß auf – wodurch Thierrys Versuch, „die gleiche Magie“ wie vor vielen Jahren wieder heraufzubeschwören, zumindest kurzzeitig gelingt und wir erahnen können, welche Dynamik diese Familie an guten Tagen zu entwickeln vermag. Gleichwohl verschweigt der Film nicht, dass eine von Thierry intendierte „Rückeroberung“ nicht einfach so durch einen netten Urlaub und Nostalgie-Trip möglich ist. Während sich Akropolis Bonjour zuweilen auch mal in ziemlich plumpen, billigen Gags verliert, findet das Werk zum Ende hin wieder angemessene Töne.

Die Zeichnung der Figuren ist bewusst überzogen. Die zeitlich stark eingebundene Anwältin Karine und der slackerhafte Möchtegern-Start-Upper Antoine, der nichts auf die Reihe zu bekommen scheint, sind als jüngere Familienmitglieder ebenso stereotyp angelegt wie das Elternpaar oder Karines besserwisserischer Freund (verkörpert von dem französischen TV-Comedian Ludovik). Das Ensemble, insbesondere Jacques Gamblin als Thierry und Agnès Hurstel als Karine, verleihen dem Ganzen aber einen gewissen Charme.

Akropolis Bonjour - Monsieur Thierry macht Urlaub (2022)

Seit Thierry Hamelin in Rente ist und die Kinder aus dem Haus sind, hat er nur noch eine Obsession ­ tausende alte Familienfotos zu digitalisieren. Thierry ist von der Idee begeistert, seine Familie hingegen genervt. Alle haben ohnehin mit sich selbst genug zu tun: Tochter Karine ist in ihrem Beruf als Anwältin ständig überlastet, Sohn Antoine  dagegen hat es nie geschafft, aus seinen hochfliegenden Plänen als App-Entwickler einen echten Job zu machen, und Thierrys Frau, die Ärztin Claire, hat schon lange das Gefühl, dass aus ihrer Ehe die Luft raus ist. Als sie ihm eröffnet, dass sie die Scheidung will, fasst Thierry einen (seiner Meinung nach) genialen Plan: Er will mit ihnen noch einmal den Familienurlaub in Griechenland 1998 nachstellen und die Romantik von damals wieder aufleben lassen.

Doch Familie Hamelin ist nicht mehr dieselbe wie damals, und so geht schief, was nur schief gehen kann. Claire reicht es und sie reist vorzeitig ab. Thierry unternimmt einen letzten kühnen Versuch, Claire zurückzugewinnen… (Quelle: Happy Entertainment)

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Meinungen

Bernadette · 26.02.2023

Total lustiger Film! Ich habe mich zuvor gar nicht informiert, sondern dachte mir, mit einer französischen Komödie kann man sowieso nichts falsch machen und ich wurde nicht enttäuscht!
Wer lachen und gleichzeitig mit den Figuren mitfiebern will und den frz Humor mag, ist hier genau richtig :-)

Harald · 17.02.2023

Letzten Mai in Frankreich gesehen, und was ich durchgehend empfunden habe war tiefe Fremdscham für den Hauptdarsteller.
Um keinen Preis würde ich diesen Film nochmal anschauen müssen.