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Die Kollision zwischen Großeltern- und der jungen Generation hat in „Enkel für Anfänger“ bereits ganz gut funktioniert. Nun treten Barbara Sukowa, Maren Kroymann und Heiner Lauterbach ein zweites Mal an und treffen als Rentnertrio auf vorlaute Pubertierende.

Enkel für Fortgeschrittene (2023)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Senioren im Schülerladen

Karin (Maren Kroymann) findet, dass die Jugend von heute zu viel aufs Handy starrt. Wie wäre es mit mehr Bewegung an der frischen Luft, genauer gesagt, mit Müllsammeln im Stadtpark? Die Seniorin hält mit ihrer Schwägerin Philippa (Barbara Sukowa) vorübergehend den Schülerladen von Philippas Tochter Annika (Marie Burchard) am Laufen, die hochschwanger ist und liegen muss. Dass im Schülerladen nun Welten aufeinanderprallen, ist bei diesem Altersunterschied sozusagen vorprogrammiert. Auch Karins alter Freund Gerhard (Heiner Lauterbach) bekommt das zu spüren, als er der gelangweilten Yasmin (Kayra Efe) bei den Hausaufgaben helfen soll. Genervt beschimpft die Jugendliche den arroganten Arzt in Rente als „alten weißen Mann“.

Kroymann, Sukowa und Lauterbach spielten schon in der 2020 gestarteten Erfolgskomödie Enkel für Anfänger recht unterhaltsam Senioren, die Minderjährige betreuten, um der Langeweile zu entfliehen. Dass es fremde Kinder waren, statt eigener Enkel und Enkelinnen, betonte die Kluft zwischen den beiden Generationen nur umso vergnüglicher. Im Fortsetzungsfilm legen der Regisseur Wolfgang Groos und sein Drehbuchautor Robert Löhr noch eine Schippe drauf und lassen das Trio gar auf eine Schar Pubertierender los. Und die haben richtig Haare auf den Zähnen! Karin, Philippa und Gerhard werden mit Ausdrücken und Ansichten konfrontiert, die zartere Gemüter in die Flucht schlagen könnten, aber so leicht geben die Drei nicht auf.

Mit ihren lockeren Einstellungen aus der Hippiezeit kann Philippa ihrerseits den heutigen Nachwuchs überraschen oder gar vor den Kopf stoßen. Missverständnisse sind unvermeidlich, als sie den naturwissenschaftlich interessierten Noah (Linus von Emhofen) ermutigen will, schulische Zusatzaufgaben nicht zu machen, sondern seine Freiheit zu genießen. Philippa, die von Barbara Sukowa mit viel Schwung und Freude gespielt wird, blüht in ihrer neuen Funktion jedoch rasch auf und sorgt für ungewohnten Spaß im Schülerladen.

Leider aber gehen dem Film die Ideen rasch aus, was man mit älteren Leuten so alles anfangen könnte. Eine Reihe klischeehafter Szenarien und plumper Witze schmälern das Sehvergnügen nachhaltig. Heiner Lauterbach ist in der Rolle des humorlosen, pedantischen Bildungsbürgers Gerhard zwar komödiantisch eine sichere Bank und auch dessen Dauerkonflikt mit dem türkischen Zeitungszusteller Aydin (Ercan Durmaz) hat seine Reize, ebenso wie Karins Plan, die beiden zu verkuppeln. Aber wie plausibel ist es bitte, den Arzt Gerhard als Gastgeber einer müden Seniorenparty Medikamente verteilen zu lassen, damit Stimmung aufkommt? Gerade erst wollte jemand Tee statt Rotwein, und nun sollen die Gäste bedenkenlos Pillen einwerfen, die ihnen außer einem Rausch auch einen Kreislaufkollaps bescheren könnten?

Unplausibel ist auch Karins Verhalten in ihrer plötzlichen Ehekrise. Etwas früher als geplant aus dem Jahr in Neuseeland zurückgekehrt, entdeckt sie, dass Ehemann Harald (Günther Maria Halmer) ganz gut von der gemeinsamen Bekannten Sigrid (Imogen Kogge) versorgt wird, die sogar einen Hausschlüssel besitzt. Karin unterstellt Harald eine Affäre und tauscht die Schlösser aus: Soll er doch schauen, wo er bleibt. Sie zieht erst einmal zu Gerhard und widmet sich phasenweise doch ziemlich unbelastet dem Schülerladen, dem Verkuppeln und Partyfeiern.

Es irritiert, wie locker sie die langjährige Ehebeziehung emotional auf Eis legt. Eine Komödie, die davon erzählen will, wie der veränderte Zeitgeist den Dialog zwischen Großeltern- und Enkelgeneration würzt und aufraut, müsste eigentlich darauf achten, dass ihre Charaktere aus dem Leben gegriffen sind.

Und warum muss auch in dieser Komödie eine Person das Zeitliche segnen, nur weil sie im Ruhestand ist? Karin und Philippa sollen den Angaben zufolge noch stabil in ihren Sechzigern stecken. So hätten sie eine durchschnittliche Lebenserwartung von 86 Jahren. Gerhard spricht zwar einmal aus, dass er für sich mit wenigstens 20 weiteren guten Jahren rechnet, aber Filmschaffende meinen offenbar, dass etwas fehlt, wenn eine Geschichte über Senioren nicht auch den Tod einbezieht. Da waren’s nur noch zwei, aber der Film endet nicht. Die Chance, noch allerlei Klamauk mit Urne und Bestattung zu produzieren, weil so etwas in früheren Filmen das Publikum zum Lachen gebracht haben soll, muss schließlich genutzt werden.

Enkel für Fortgeschrittene (2023)

Nach ihrem Jahr in Neuseeland kehrt Karin voller Elan und Energie zurück nach Deutschland. Und von beidem wird sie jede Menge brauchen: Zusammen mit ihren Freunden Philippa und Gerhard übernimmt sie die Leitung eines Schülerladens – pubertierende Teenager, wilde Partynächte und Liebesangelegenheiten bei Klein und Groß inklusive. Keine Frage: Die neuen Aufgaben haben es in sich und stellen das Leben aller Beteiligten gehörig auf den Kopf. (Quelle: Studiocanal Filmverleih GmbH)

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