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In Seoul herrscht ein brüchiger Frieden zwischen Banden, der durch drei chinesische Gangster vollends zerstört wird. Ein ruppiger Polizist mit dem Herz am rechten Fleck muss und will für Ordnung sorgen.

The Outlaws (2017)

Eine Filmkritik von Christian Neffe

Bud Spencer in Seoul

Es ist wohl dem internationalen Erfolg von Bong Joon-hosParasite“ zu verdanken, dass mittlerweile vermehrt koreanische Streifen, die bereits einige Jahre auf dem Buckel haben, ihren Weg über kleine Verleiher nach Deutschland finden. Eines der extremsten Beispiele dafür war im Herbst 2021 „A Taxi Driver“, der es – obwohl Thomas Kretschmann als deutscher Journalist Jürgen Hinzpeter in der Co-Hauptrolle neben Song Kang-ho zu sehen war – erst vier Jahre nach seinem Start im Jahre 2017 nach Deutschland schaffte. Nun bringt die Busch Media Group einen weiteren Film aus 2017 in die Bundesrepublik, der seinerzeit fast sieben Millionen Menschen in die koreanischen Kinos lockte und dessen Nachfolger dort im Mai 2022 mit ebenfalls großem Erfolg startete: „The Outlaws“.

Schauplatz des Films ist der Seouler Stadtteil Garibong-dong, in dem ein brüchiger Frieden herrscht. Zwei Verbrecherbanden – die Venom Gang und die Cobra Gang – haben den Bezirk unter sich aufgeteilt, die eine macht in Glücksspiel, die andere in Cafés. Und mittendrin: der Polizist Ma Seok-do (Ma Dong-seok a.k.a. Don Lee) und seine Einheit, die das Viertel Stück für Stück sicherer machen wollen und dafür auch mal zu fragwürdigen Methoden greifen. Da wird ein Verdächtiger im Falle einer Messerstecherei zwischen zwei Bandenmitgliedern im Verhör schon mal mit einem Motorradhelm ausgestattet und anschließend auf seinen Schädel geprügelt. Und natürlich werden vorher noch die Kameras im Polizeibüro abgedeckt.

Im Anschluss werden die beiden Gang-Bosse konfrontiert, zum zähneknirschenden Friedenshandschlag „gebeten“, und schon ist wieder alles in Ordnung. Selbige wird allerdings gehörig durcheinandergewirbelt, als drei höchst gewaltbereite Chinesen auftauchen, eine der Gangs in einem Blutbad übernehmen, der anderen ihr Territorium streitig machen und sich auch noch mit einer dritten Bande anlegen. Einen Ehrenkodex, wie er vorher zumindest noch halbwegs existierte, gibt es für die Neuen nicht, sie kennen nur Einschüchterung, erpressen die örtlichen Ladenbesitzer*innen und zücken ohne zu zucken die Messer. Für die Gesetzeshüter beginnen lange kräfte- und nervenzehrende Ermittlungen mit vielen Fehlschlägen, um wieder Frieden zu stiften.

Liest sich wie ein puristischer, gern auch mal platter Action-Krimi-Thriller – und ist auch einer. Allerdings in durchweg guter Ausführung. Die Figuren sind wenig mehr als Schablonen, aber ikonisch genug, um wiedererkennbar zu sein und ihren Zweck zu erfüllen: Der Antagonist ist absolut hassenswert, der Protagonist kann alle Sympathien für sich verbuchen. Das Setting und dessen Inszenierung sind bodenständig und authentisch, ohne jedoch zu langweilen – dem hohen Erzähltempo sei Dank. Die Handlung mag auf dem Papier alles andere als originell wirken, schlägt in ihren gut 115 Minuten jedoch ausreichend Haken, um immer wieder zu überraschen und das Interesse hoch zu halten. Und die Action mag zwar etwas zu kurz kommen und auf clevere Inszenierungstricks verzichten, hat aber mehr als ausreichend Wumms.

Apropos Wumms: Das Herzstück von The Outlaws ist zweifelsohne Ma Dong-seok (Train to Busan, Eternals), der hier im Vergleich zu The Gangster, The Cop, The Devil zwar die Seiten wechselt (vom Verbrecher zum Polizisten), aber eine ähnliche Figur – den sympathischen Haudrauf – verkörpert. Und das in absoluter Perfektion. Die Performance erinnert einerseits dank der deutschen Synchronisation, in der Sprüche wie „Du alter Tittengrabscher!“ (zu einem Kerl, der ihn an der Brust berührt) vorkommen, andererseits dank der wuchtigen Schellen und Schläge, die er verteilt, an Bud Spencer: allen Kontrahenten körperlich überlegen, das Leben in vollen Zügen genießend, immer einen flapsigen Kommentar auf den Lippen und letztlich das Herz am rechten Fleck.

Dass hier die südkoreanische Polizei glorifiziert, die Folter von Verdächtigen als berechtigt und notwendig inszeniert wird und Frauen in diesem vor Testosteron und Machotum nur so triefendem Film lediglich Opfer sein dürfen – all das lässt sich nicht wegdiskutieren und erinnert im Positiven wie Negativen an das Hollywood-Actionkino der 80er. Versteht man The Outlaws allerdings als dezent nostalgische (wenn auch überhaupt nicht augenzwinkernde) Hommage daran und kann das genießen, dann ist der Unterhaltungswert zwar kurzweilig, aber sehr hoch.

The Outlaws (2017)

In den ärmeren Stadtteilen von Südkoreas Hauptstadt Seoul beherrschen chinesische Banden die kriminellen Geschäfte, egal ob Drogen, Glücksspiel oder Prostitution. Doch eine Sache haben sie alle gemeinsam: Respekt vor den zwei unbarmherzigen Fäusten des Cops Ma Seok-do. Er sorgt mit harter Hand und trockenem Witz in seinem Bezirk für Ordnung – und geht dabei selten nach Polizeikodex vor. Als der brutale chinesische Gangsterboss Jang Chen beginnt, sich die Geschäfte seiner Konkurrenten unter den Nagel zu reißen, bricht eine Zeit blutiger Fehden an. Detective Ma und sein Team geraten immer stärker unter Druck, als der Bezirk im Chaos zu versinken droht. Ma fasst einen gewagten Plan, um Jang Chen in die Enge zu treiben, doch er hat nicht mit dessen teuflischer Gerissenheit gerechnet.

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