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Eine junge Musikerin will hoch hinaus, ihre drei Bandmitglieder haben andere Pläne. Der Stoff, aus dem Musikdramen sind. Regisseurin Teresa Hoerl macht daraus einen sommerlichen Coming-of-Age-Film mit einer blendend aufgelegten Lina Larissa Strahl in der Hauptrolle.

Alle für Ella (2022)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Emanzipation mit Ohrwurm-Garantie

Dass Lina Larissa Strahl singen kann, muss sie nicht beweisen. Bevor die 1997 im niedersächsischen Seelze geborene Strahl ab 2014 in vier Kinofilmen in die Rolle der Nachwuchshexe Bibi Blocksberg schlüpfte, feierte sie bereits als Singer-Songwriterin Erfolge. Auch zu den Filmen steuerte sie Lieder bei. Nach fünfjähriger Schauspielpause meldet sie sich jetzt auf der großen Leinwand zurück und beweist in Teresa Hoerls zweitem abendfüllenden Spielfilm, dass das deutsche Kino auch gelungene Musikfilme hinbekommt.

Die von Strahl gespielte Titelheldin Ella ist immer auf Achse. Wenn sie nicht gerade in der Schule fürs anstehende Abitur büffelt, jobbt sie mit ihrer besten Freundin Anaïs (Safira Robens) unter den wachsamen Augen ihres Chefs Hans-Herbert (Adam Bousdoukos) in einem italienischen Schnellrestaurant oder geht ihrer Mutter Heike (Lavinia Wilson) bei deren Aufträgen als Putzfrau zur Hand. Was danach noch vom Tage übrigbleibt, steckt Ella in die Musik. Mit ihrer Band Virginia Woolfpack will sie endlich groß rauskommen und meldet sich bei einem Bandwettbewerb an.

Der Bandname ist Programm. Die vier Mitglieder, zu denen neben Ella und Anaïs noch das Paar Cahide (Tijan Marei) und Romy (Malene Becker) zählen, begreifen sich als Feministinnen. „Sisters before Misters“ lautet denn auch ihr Motto, Poster von Joan Jett zieren ihre Zimmer. Über präpotenten Gangsterrap, wie ihn alfaMK (Gustav Schmidt), ihr größter Konkurrent beim Bandwettbewerb, vom Stapel lässt, rümpft das Wölfinnenrudel die Nase. Da wissen drei der vier Musikerinnen allerdings noch nicht, dass Ella den Möchtegernmacho, der mit bürgerlichem Namen Leon heißt, bereits vor dem Wettbewerb kennen- und lieben gelernt hat.

„In der Abi-Zeit war Musik super wichtig für mich!“, erinnert sich Teresa Hoerl. Damals, die Regisseurin ist Jahrgang 1983, sei das Musikmachen aber hauptsächlich „Jungssache“ gewesen. Inzwischen ist das nicht nur anders, Hoerl will mit ihrer geglückten Mischung aus Coming-of-Age- und Musikfilm auch dazu beitragen, dass das so bleibt. Sie versteht Alle für Ella durchaus als Mutmacher für junge Frauen, mit der Musik weiterzumachen oder überhaupt erst ein Instrument in die Hand zu nehmen.

Das mag vermessen klingen, Hoerls Hoffnung ist jedoch berechtigt, so stimmungsvoll und überzeugend fängt sie die Höhen und Tiefen einer Freundschaft, die inneren Querelen einer Band und die Musik eines letzten Sommers vor dem Schulabschluss ein. Dass nicht nur Lina Larissa Strahl vom Fach ist, sondern auch Safira Robens, Tijan Marei und Malene Becker ihre Instrumente beherrschen, zahlt sich aus. Ihre Bühnenauftritte haben Power und die von Julia Bergen und David Bonk für das Woolfpack und den Gangsterrapper komponierten Songs sind echte Ohrwürmer mit Hitpotenzial.

Die starke Musik kann einige Schwächen des Films jedoch nicht ohne Weiteres übertönen. Die Dialoge sind stellenweise hölzern und so sehr von auf Coolness getrimmten Anglizismen durchzogen, dass man beim Zuhören nicht recht weiß, ob das nun besonders authentisch oder „cringe“ ist. Auch ist Strahl ihre aus den Bibi und Tina-Filmen gewohnte Art, ihre Texte mehr zu hauchen als zu sprechen, immer noch nicht ganz losgeworden. Und so erzählerisch nachvollziehbar die Band im Verlauf der Handlung auseinanderbricht, so unglaubwürdig bleibt es, dass ausgerechnet die toughe Ella, die allzu gern mit dem Kopf durch die Wand will, bei einem Typen wie Leon schwach wird. Zumal dieser reiche Schnösel mit der aufgesetzten Attitüde bis zuletzt als ein etwas zu formelhaft geschriebener Gegenspieler und Love-Interest erkennbar bleibt.

Zum Ende bekommt der Film jedoch die Kurve. Ella sieht ihre Fehler ein, legt ihre Ängste ab und will nicht mehr auf Teufel komm raus ihren Sturkopf durchsetzen. Ein modernes Märchen, das „Der Geldprinz und die Putzfrau“ heißen könnte, wie eine von Ellas Bandkolleginnen Ellas Verhältnis zu Leon scherzhaft nennt, ist dieser Film zum Glück nicht geworden. Hier rettet kein reicher Großstadtprinz das arme Vorstadtmädchen. Ella rettet sich ganz allein – und mit sich auch ihre Freundschaft(en).

Alle für Ella (2022)

Ella erlebt den Sommer ihres Lebens. Zusammen mit ihren drei besten Freundinnen gründet sie eine Band, mit der sie nach dem Abi so richtig durchstarten wollen. Ella überredet die Mädels bei einem Song-Contest mitzumachen: Das wäre DIE Chance! Ihr stärkster Konkurrent ist ein arroganter Rapper, den Ella von ihrem ätzenden Nebenjob kennt und der auch noch unverschämt gut aussieht. Ella und ihre BFFS sind sich einig – „Sisters before Misters“ – oder etwa nicht?

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Meinungen

Jack · 02.10.2022

Wundervoller Film, liebenswerter Cast und super Nebenfiguren. Mir hat er gefallen.

Astor · 09.09.2022

Der Film ist wunderschön!

DH · 08.09.2022

Ein richtiger Feel-good-Film, den ich nur empfehlen kann!