Log Line

Kurt Hartel befasst sich in seinem Dokumentarfilm „La Clave – Das Geheimnis der kubanischen Musik“ mit der Musik- und Tanzszene Kubas und legt dabei selbst den nötigen Schwung an den Tag.

La Clave - Das Geheimnis der kubanischen Musik (2021)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Vergangenheits- und Zukunftsmusik

Kurt Hartel, Jahrgang 1946, ist promovierter Physiker und obendrein ein begeisterter Jazzmusiker, Bergsteiger, Skifahrer und Unternehmer. Diese Vielfältigkeit passt perfekt zu dem Dokumentarfilm, den er geschaffen hat. „La Clave – Das Geheimnis der kubanischen Musik“ ist ohne Zweifel ein Herzensprojekt – ein Werk, das (wie Hartel im Regiekommentar erzählt) im siebten Anlauf mit einer selbst gegründeten Produktionsfirma realisiert werden konnte. Mit einem rein kubanischen Team drehte Hartel in der ersten Hälfte des Jahres 2018.

Dieser Unabhängigkeit ist es wohl zu verdanken, dass La Clave nicht wie ein audiovisueller Reisekatalog mit touristischen Motiven wirkt, sondern sehr frei und lebendig anmutet. Mit seinem Kameramann Toussaint Ávila Álvarez begibt sich der Regisseur in die Straßen Kubas, um der Musikszene des karibischen Inselstaats nachzuspüren – in Jamsessions, bei Bühnenauftritten und beim ausgelassenen Tanzen. Schön ist hierbei, dass der Film selbst etwas Rhythmisch-Beschwingtes hat. So wirft sich die Kamera auch mal in die tanzende Menge. Und Bobby Carcassés, Gründer der Band Afrojazz und Organisator des ersten Jazz Plaza Festivals, wird als einer der zahlreichen Talking Heads durch seine enorme Leidenschaft für das Thema auch mal zum Dancing Head.

In seiner collagenartigen Form bildet der Film die beachtliche musikalische Vielfalt, die in Kuba herrscht, ab – mit all den Einflüssen aus Afrika, Europa und Amerika. Hartel widmet sich einzelnen Bands und Tanzgruppen und lässt Personen aus unterschiedlichen Bereichen zu Wort kommen, darunter der Saxofonist César López, die Schlagzeugerin Yissy García, der Multiinstrumentalist Alain Pérez, der Musikologe Dr. Olavo Alén und die Schriftstellerin Valentina Porras. Die Beteiligten gehen auf die Entstehungsgeschichten von musikalischen Stilen und Strömungen sowie Tänzen wie der afrokubanischen Rumba ein und räumen auch mit Irrtümern auf.

Faszinierend ist etwa, wie sich manche Dinge ganz organisch entwickelten. Da den Leuten beispielsweise das Geld für Musikinstrumente fehlte, wurden einfache Holzkisten, die eigentlich als Verpackung für Lebensmittel dienten und von den örtlichen Geschäften als Abfall abgegeben wurden, kurzerhand zu Trommeln, zu „Rumba-Kisten“. Ferner wurden auch runde Fässer, in denen unter anderem Öl nach Kuba transportiert wurde, zu Instrumenten umfunktioniert, indem auf ihnen noch ein Fell befestigt wurde, wie bei afrikanischen Trommeln.

Ein wichtiger Aspekt des Films, der nachhaltig in Erinnerung bleibt, ist der Blick auf die Kinder und somit auf die Zukunft. Während Musikerziehung in etlichen Teilen der Welt ein absolutes Privileg ist, wird sie in Kuba kostenlos angeboten und in ihrer Bedeutung ernst genommen. So gibt La Clave Einblick in das von Marina Ruíz Garmendía ins Leben gerufene soziale Kinderprojekt Niñios en la frontera und die Kinder-Tanzgruppe Los Conguitos de la Lisa und geht in Schulen, um die Begeisterung der Kleinsten für Gesang, Tanz und Instrumente zu zeigen. Das titelgebende Geheimnis der kubanischen Musik – es liegt womöglich einfach darin, kommende Generationen zu fördern.

La Clave - Das Geheimnis der kubanischen Musik (2021)

Die Vielfalt der Musik auf dieser karibischen Insel ist weltweit ohne Beispiel, genährt durch die Konfrontation unterschiedlichster Einflüsse aus Afrika, Europa, Nord- und Südamerika. Selbst die Straßen sind voll von Klängen: hypnotische Rhythmen der Clave-Klanghölzer und Conga-Trommeln, Lieder, die an die Orishas, die vermenschlichten Gottheiten, gerichtet sind, populäre Karnevals-Gassenhauer. Die Insel lebt Musik. (Quelle: W-Film)

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen