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Ein toller Held hat nach zahlreichen Abenteuern auf einmal Angst vor dem Tod. Ob das Wünschen da noch helfen kann?

Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (2022)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Ein letztes Leben

Er ist schon ein toller Kerl, dieser Meister mit dem Degen in flottem Schuhwerk: DerGestiefelte Kater aus dem „Shrek„-Universum ist einige Tanz- und Paradeschritte vom „bloß“ beredten Helden aus Grimms Märchen entfernt. Vor allem aber ist Kater (so sein Name, in der deutschen Synchronisation von Benno Fürmann mit spanischer Schlagseite gesprochen, die er sich vom Originalsprecher Antonio Banderas leiht) ein Held, ein Selbstdarsteller, ein selbstverliebter Macher, der eigentlich nur so richtig weich wird, wenn die Meisterdiebin Kitty Softpaws seinen Weg kreuzt.

Nach vielen Jahren und Abenteuern – Kater hatte seinen ersten Auftritt 2004 in Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück – ist er nun eine lebende Legende mit entsprechend großen und großspurigen Auftritten. Sein jüngster, damit beginnt der Film, endet neben dem Kopf eines frisch k.o. geschlagenen Monstrums, als ihn eine Kirchenglocke unter sich begräbt. Exitus.

Zum Glück haben Katzen neun Leben, sonst wäre der Film hier schon zu Ende. Aber sein Arzt lässt Kater mal nachzählen, wie viele Leben er schon hinter sich hat, und in einer Montage bizarrer Todesarten zählen wir rauf bis zur Glocke: Nummer acht. Ein einziges Leben hat der Held noch, und auf einmal wird ihm ganz blümerant und schwächlich zumute, so richtig traut er sich nichts mehr und weist sich selbst in „Mamaluna’s Cat Rescue“ ein. Dort wird er von einer sprichwörtlich-wortwörtlichen Crazy Cat Lady umsorgt, die ihm rosa Pfotenschoner strickt und ihm abgewöhnt, im Stehen in die Toilette zu pinkeln.

Der Gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch wirft seine Hauptfigur vom Leche-Schlabbern und Degenschwingen in Selbstzweifel und Todesangst. Das ist dramaturgisch kaum mehr als eine Zwischenphase, bevor Goldlöckchen und ihre drei Bären ihn zu entführen versuchen. Es gibt dem ganzen Film aber eine etwas ernstere Grundierung, eine Patina von Weltschmerz und Ahnung von Tiefe. Dass das am Ende zu einem naheliegenden Ergebnis führt (ein Leben soll bewusst gelebt werden, Freunde sind das Wichtigste im Leben) – geschenkt. Der Weg dorthin ist (das ist ja Teil dieser Lektion) das Ziel, und der ist weitgehend amüsant bis wirklich witzig und schön anzusehen.

Die am Computer entworfene Animationskunst hat seit den ersten Shrek-Filmen doch noch einmal kräftig dazugelernt, und Regisseur Joel Crawford sucht sich einige ästhetische Pfade, die in Shrek und Der Gestiefelte Kater (2011) noch nicht abgelaufen waren. Ab und an wirken die Bilder wie dahingetuscht, Actionsequenzen bekommen einen Hauch von Zeichentrickgefühl, immer wieder scheinen Stilmittel des Anime durch. Das ist bei weitem nicht die Animationskunst und -vielfalt des Meisterwerks Spider-Man: A New Universe; aber Crawford hat sich offenbar Gedanken gemacht, wie er die Bilder dieses schrägen Western-und-Degen-Hybrid-Märchens in die Gegenwart holen kann.

Die kleine Schwäche des Konzepts dieser märchenhaften Welt war schon immer, dass nicht alle Figuren – ausgeliehen aus Märchen, Kinderreimen und Wortspielen – weltweit in gleichem Maße bekannt und bedeutsam sind, und die Filme deshalb Universalität stets nur behaupten, nie wirklich beanspruchen konnten. Das gilt auch für diesen neuen Film: Der böse Antagonist ist eine ausgewachsene Version von „Little Jack Horner“, die Hauptfigur eines bekannten englischen Kinderreims; in seiner Mary-Poppins-artig endlos tiefen Tasche sammelt er magische Gegenstände und setzt sie auch mit durchaus böser Absicht ein. Das ist für das anvisierte junge Publikum stellenweise womöglich etwas sehr gruselig.

Den Gegenpol, auf den sich dann wirklich alle einigen können, bildet Perro (Riccardo Simonetti), ein anfangs etwas sehr verhuschter, später bemerkenswert selbstbewusster kleiner Hund, der sich Kater und Kitty anschließt und stets das Glück zu schätzen weiß, das sich ihm direkt vor seinen eigenen Augen und Pfoten eröffnet. Auch darin steckt eine Lektion fürs Leben, die der Kater erst noch lernen muss. Miau!

Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (2022)

Auch ein Kater kann ein unangenehmes Erwachen haben. Nach unzähligen riskanten Reisen und achtlosen Abenteuern muss der gestiefelte Kater entsetzt feststellen, dass seine Leidenschaft für Gefahren letztlich ihren Preis hatte – in seiner Abenteuerlust hat er bereits acht seiner neun Leben verbraucht. Um für die dringend nötige neue Vitalität zu sorgen, begibt sich der charmante Schnurrhaargauner auf den langen Weg in den Schwarzen Wald, um dort den mythischen Wunschstern zu finden. Leider entpuppt sich dieses Unterfangen mit nur einem verbleibenden Leben auf dem Katerkonto als ungewohnt risikoreich, sodass nicht nur ernsthafte Zurückhaltung gefragt ist, sondern auch ein wenig Unterstützung in Form der so hinreißenden wie hinterhältigen Kitty Samtpfote und des gutgelaunt geschwätzigen Vierbeiners Perro. Gemeinsam muss das ungewöhnliche Trio die Stiefel in die Hand nehmen, um sowohl Goldlöckchen und ihren drei berüchtigten Bandenbären als auch dem fiesen Kopfgeldjäger großer böser Wolf immer einen Schritt voraus zu sein.

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Meinungen

Sheila Maria Hamann Teixeira · 28.01.2023

Der Film ist schön und ich mochte ihn mir anschauen

Toni · 22.01.2023

Erschreckend schlecht. Es wurde anscheinend zu viel Aufmerksamkeit der Animation gewidmet, als schlüssigen und für Kinder wirklich humorvollen Sprüchen. Aggressiv, hektisch und dumm. Hinter uns fingen Kinder an zu weinen. Gelacht haben nur einige Erwachsene. Wie sollte auch ein 6 jähriges Kind verstehen, was mit „Namaste“ oder „ Luschi Muschi“ gemeint ist? Einen solchen Film ab 6 freizugeben halte ich für fahrlässig. Man, Kino war doch mal echt toll. Das unsere Kinder jetzt mit solchen Schinken abgefertigt werden ist einfach nur traurig.

Franziska · 28.12.2022

Der Film ist leider zu düster, um ihn mit sechsjährigen Kindern anzuschauen. Die Charaktere der Protagonisten werden deutlich und realistisch gezeigt, jedoch ist die Art der Darstellung oft übertrieben. Durch die Überflutung an Effekten ist die Haupthandlung und Klimax nicht deutlich auszumachen.

Jana · 15.01.2023

Ich stimme dir zu. Für 6 bis 8 Jährige geht das gar nicht. Meine Kinder fanden den Wolf total großselig und ich auch. Eine blöde Idee mit den roten Augen. Sonst war die Geschichte lustig und unterhaltsam, meine Kinder mögen den gestiefelten Kater.

Florian · 17.01.2023

Vielleicht nicht für 6 Jährige. Aber ich glaub der durchschnittszuschauer war wesentlich älter als das. Einen Schurken der den unerschütterlichen Kater in Angst um Schrecken versetzt war so unfassbar schön anzusehen. Ich finde der Film war brilliant und gerade mit dem Hund und den farbenfrohen Effekten ist er noch relativ kinderfreundlich.