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Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt gewinnt ein Mädchen das Vertrauen eines prächtigen Pferdes und stürzt sich in ein Abenteuer. DreamWorks dockt an den Animationsfilm „Spirit – Der wilde Mustang“ und dessen Serien-Spin-off Spirit – wild und frei an, verfolgt dabei aber keine Ambitionen.

Spirit - Frei und ungezähmt (2021)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Fantasieloser Ritt

Im Mai 2017 lief die erste Staffel der Netflix-Animationssaga Spirit – wild und frei an, die auf Kelly Asburys oscarnominiertem DreamWorks-Trickstreifen „Spirit – Der wilde Mustang“ aus dem Jahr 2002 basiert. Als Grundlage für eine zweite Leinwandarbeit diente nun wiederum die Serienversion aus der Feder von Aury Wallington. Gemeinsam mit Kristin Hahn („Stargirl: Anders ist völlig normal“) verfasste die US-Autorin das Skript zu „Spirit – Frei und ungezähmt“, mit dem die fernseherprobte Regisseurin Elaine Bogan („Trolljäger“) unter Mithilfe von Ennio Torresan ihr Spielfilmdebüt vorlegt.

Wer mit der Netflix-Produktion vertraut ist, dürfte rasch erkennen, dass der Kinofilm die Geschichte der ersten Folge quasi noch einmal erzählt – bloß etwas ausgedehnter. Tiefgang ist deshalb allerdings nicht vorgesehen. Vielmehr begnügen sich die Macher*innen mit einer schablonenhaften, lieblos zusammengeschusterten Erbauungsstory, die das Herz nur in wenigen Momenten zu berühren vermag.

Als die aus der Serie bekannte Lucky Navarro-Prescott (Stimme im Original: Isabela Merced) eine für ihren Großvater (Joe Hart) enorm wichtige Veranstaltung mit ihren Missgeschicken ruiniert, steht für sie ein Ausflug in die Vergangenheit an. Zusammen mit ihrer Tante Cora (Julianne Moore) soll sie über den Sommer in ihr Heimatstädtchen Miradero reisen, das sie vor vielen Jahren nach dem Unfalltod ihrer Mutter Milagro (Eiza González), einer berühmten Kunstreiterin, verlassen hat. Eben dort wohnt noch immer Luckys Vater Jim (Jake Gyllenhaal), der für das Mädchen fast wie ein Fremder ist.

Schon kurz vor der Ankunft in Miradero entdeckt Lucky aus der fahrenden Bahn einen prächtigen Mustang, dem sie wenig später in einem Gehege erneut begegnet. Obwohl Jim nicht will, dass seine Tochter ein Pferd besteigt, gewinnt die Kleine mit Hilfe der beiden Einheimischen Pru (Marsai Martin) und Abigail (Mckenna Grace) schnell das Vertrauen des stolzen Vierbeiners, den sie auf den Namen Spirit tauft. Der Versuch, auf dem Mustang zu reiten, endet jedoch mit seiner Flucht in die Wildnis. Lucky gibt dennoch nicht auf und macht ihn und seine Herde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausfindig. Ausgerechnet in diesem Augenblick tauchen der geldgierige Cowboy Hendricks (Walton Goggins) und seine Freunde auf, fangen alle Tiere außer Spirit ein und verfrachten sie in einen Zug. Um die Pferde zu retten, unternehmen Lucky, Pru und Abigail einen Ritt durch gefährliches Gelände.

Weil sich Spirit – Frei und ungezähmt auch an ganz kleine Zuschauer*innen richten will, ist es verständlich, dass Elaine Bogan und ihre Mitstreiter*innen Handlung und Figuren nicht mit ausgeprägten Ecken und Kanten versehen. Etwas mehr, als hier geboten wird, darf man dem jungen Publikum aber trotzdem zumuten. Nicht nur die Bösewichte und die Nebenfiguren bleiben enttäuschend eindimensional. Auch die Protagonistin wird nur halbherzig mit Eigenschaften ausgestattet. Von ihrer innigen Beziehung zu Spirit ist zwar immer wieder die Rede. Was die Verbindung konkret ausmacht, transportiert das Animationsabenteuer allerdings nur selten. In der Realverfilmung Black Beauty, die Ende 2020 bei Disney+ erschien, wird die Annäherung zwischen Mensch und Pferd deutlich eindringlicher geschildert.

Achtlos geht Spirit – Frei und ungezähmt überdies mit dem knirschenden Tochter-Vater-Verhältnis um, das auf platte Weise ins Lot gebracht wird. Luckys Rettungsmission hält durchaus einige kribbelige Situationen bereit. Wenn nichts mehr geht, hilft aber stets der recht plakative Song, den sie einst von ihrer Mutter gehört hat: „Sei stark! Hab Mut! Denn dann wird alles gut!“

Auch wenn der Film im actionreichen Finale spannungstechnisch ein wenig zulegen kann, fehlt es grundlegend an erzählerischem Esprit. Viele Dinge geschehen, weil sie laut Drehbuchlogik passieren müssen, ohne dass sie sinnvoll vorbereitet würden. Im Gegensatz zu den inhaltlichen Defiziten, die sich mit etwas Sorgfalt hätten ausbessern lassen, kann man den Verantwortlichen die eher mittelprächtige Animationsarbeit nicht wirklich vorhalten. Dass Spirit – Frei und ungezähmt in seinen Landschaftsbildern wenig facettenreich daherkommt, hat einen einfachen Grund: In diesem Fall stand nur ein Bruchteil des Budgets zu Verfügung, das andere Animationswerke verschlingen.

Spirit - Frei und ungezähmt (2021)

Die junge Lucky wächst bei ihrer Tante Cora an der Ostküste auf, nachdem ihre Mutter gestorben ist, als Lucky noch klein war. Das quirlige Mädchen ist ein echter Wirbelwind, und nach ihrem neuesten Streich bringt Tante Cora sie schließlich zu ihrem Vater Jim in das Prärie-Städtchen Miradero.

Anfangs ist Lucky so gar nicht begeistert von dem verschlafenen Nest. Das ändert sich, als sie die Reitermädchen Abigail und Pru und deren Pferde Chica Linda und Boomerang kennenlernt und sich mit ihnen anfreundet. Doch Lucky ist besonders fasziniert von Spirit, einem wilden Mustang, der in einem Stall in der Nähe gefangen gehalten wird. Beide verbindet ein großer Freiheitsdrang und schnell auch eine ganz besondere Freundschaft. 

Als eine Gruppe von Banditen plant, Spirit und seine Herde zu verkaufen, kann Lucky das natürlich auf keinen Fall zulassen. Gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen reitet das mutige Mädchen in das spannendste Abenteuer ihres Lebens.

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Meinungen

Marlis Meier · 21.11.2021

kann ja nichts schauen also schlecht