Frauen

Geschlechterposse

Jaja, die Weiber. Man kann nicht mit ihnen leben, man kann nicht ohne sie leben… Drei Männer und ihre Probleme breitet Nikolai Müllerschön in Frauen aus, in einer Roadmovie-Komödie, die mitunter durchaus witzig sein kann. Müllerschön arbeitet dabei wieder vertrauensvoll mit Heiner Lauterbach zusammen, der hier nicht nur spielt, sondern auch produziert – und ebenfalls als Filmmusik-Komponist aufgeführt ist. Hinter den grandiosen Gangsterfilm Harms (2013) fällt dieser Film jedoch um Einiges zurück.
Auf merkwürdige Art scheint Frauen aus der Zeit gefallen. Männer und Frauen als Thema einer Kinokomödie – diese Zeiten, die mit Doris Dörries Männer begannen und in diversen Sönke Wortmann-Filmen in den 1990ern höchste Höhenflüge erreichten, sind heute gottseidank vorbei und auf die Comedybühnen von Mario Barth und Co. verbannt. Nikolai Müllerschön versucht, hier dieses Genre wiederaufleben zu lassen (mit dem feinen Kniff, die Frauen, um die es geht, weitgehend außen vor zu lassen), und setzt passenderweise Heiner Lauterbach ein, der damals ja in Männer seinen ersten Großerfolg hatte. Vielleicht ist das ja eines der großen Themen für Müllerschön, Filme als Reminiszenzen an vergangene Tage zu drehen – Der rote Baron von 2008 entstammt ja auch dem abgestürzten Genre des Flieger-Kriegsfilms.

Nun ist die Mann-Frau-Komödie, zumal in ihrer deutschen Ausformung, allerdings keine so enorme Errungenschaft für die Filmgeschichte wie der Gangsterfilm, dem Müllerschön und Lauterbach in Harms huldigten. Vielleicht schon deshalb muss man Frauen eher mit relativierendem Blick sehen: Als Roadmovie-Variante dreier vollkommen unterschiedlicher Typen, die in diverse Schlamasselsituationen hineinrutschen – das macht in einigen Szenen einen großen Spaß, weil oftmals das Vergnügen der Darsteller wie der Filmemacher zu spüren ist, eine Lust am Quatsch, am spontanen Witz, an diesen hanebüchen trotteligen Figuren.

Da ist der Fahrer Rüdiger, und ja: er ist ein Idiot. Martin Brambach (bei Harms auch schon im Gangsterteam) spielt ihn als dauerquasselnden, unbedarften Naivling, der seine Meinungen ohne Filterung durch Nachdenken ausspuckt. Diese Meinungen sind oft genug ebenso frauen- wie fremdenfeindlich, er kann halt nicht anders: Fernsehen und blöde Witze sind sein Bildungsstoff. Sein Opfer: Der superreiche Großindustrielle K. O. Schott (Heiner Lauterbach), den Rüdiger am Flughafen abholt – eine Verwechslung zum schicksalhaften Leidwesen aller: In der Warteschlange wurden die Schilder vertauscht, ein kleiner Fehler mit großen Folgen. Nun muss Rüdiger Herrn Schott durch die Pampa kutschieren; und unterwegs lesen die beiden auch noch einen messerschwingenden Türken auf!


Nein, halt: Liz Tucha (Blerim Destani) ist kein Türke, darauf besteht er: gleichwohl ist er als Mazedonier Mohammedaner genug, um Zielscheibe für Rüdigers Gebrabbel zu werden. Liz Tucha flieht, und zwar vor seiner Braut und deren Familie, weil er am Hochzeitstag Bammel gekriegt hat und nur noch weg will. Mit ihm kommt neben dem Geschlechter- auch noch der Kultur-Clash in den Film, das tut eigentlich ganz gut. Denn so arbeitet sich Frauen nicht nur an Mann-Frau-Klischees ab, sondern nimmt auch diverse rassistische Kleingedanken auf die Schippe. Wie der Film überhaupt vor allem dann auflebt, wenn er direkt auf ein Klischee zuläuft und es dann geschickt über den Haufen rennt. Eine Gruppe Biker spielt ebenfalls eine Rolle, angeführt von einem sich äußerst wild gebenden André Hennicke – aber die wollen eigentlich auch nur spielen.

Ein Problem wird es für den Film, dass er die Klischees nicht nur unterläuft und persifliert, sie damit klein und lächerlich macht, sondern aus ihnen auch immer wieder seine Gags zieht, sie damit groß und zum Mittel der Komik werden lässt. Man kann nicht gegen schablonenhaftes Denken arbeiten und sich dabei zugleich schablonenhaften Denkens bedienen. Man kann nicht ein Loblied auf die Frauen singen, indem man die unbedarft frauenfeindlichen Kommentare der Männer durch Witz denunziert, und dann eine Gangsterbraut zeigen, die mit lächerlich kleinem Hämmerchen völlig wirkungslos auf die Scheinwerfer eines Autos klöppelt, während ihr Macker mit XXL-Hammer die Windschutzscheibe machtvoll zertrümmert. Hier geht irgendwas gehörig schief, wenn zuvor das „Frauen und Autos“-Klischee durch Überaffirmation verhohnepiepelt wurde.

So kann sich keine Haltung entwickeln, an der sich Frauen aufrichten könnte. Eher kommen wir in die Gefilde, wo für jeden Gag alles gut sein muss – aber das macht es dann halt im Ganzen doch eher ungut.

Harald Mühlbeyer

Frauen

K.O. Schott muss einen wichtigen Termin einhalten, wird aber durch eine Verwechslung vom falschen Chauffeur, Rüdiger Kneppke, abgeholt. Lis Tucha entschließt sich kurz vor dem Altar, dass er seine Verlobte doch nicht so gerne heiraten möchte und kidnappt kurzerhand Schotts Limousine als Fluchtfahrzeug — Schott und Kneppke inklusive. Die ungewollt entstandene Fahrgemeinschaft kommt schnell ins Gespräch über das „andere Geschlecht“ und die drei Herren beginnen ihr Bild über Frauen zu ändern…
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