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Wo Menschen schrumpfen, schrumpft auch der Humor. Erst die Lehrerin, dann die Eltern, nun die Freund_innen: In dieser Filmreihe rutschen die Schrumpfungsprozesse immer mehr in die persönliche Nähe von Hauptfigur Felix Vorndran (Oskar Keymer), der seinen Namen noch dem Geist von Sabine Ludwig verdankt, aber nicht mehr seine Handlungen.

Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft (2021)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Kleinster denkbarer Zauberwitz

Nach dem Erfolg der Buchverfilmung „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ (nach Ludwigs Kinderbuch) wird nun, weil sich das im deutschen Kinderfilmgeschäft nach einem Erfolg so gehört, bereits die zweite Fortsetzung angeflanscht. Ludwigs Gedanken entstammen nur noch die zentralen Figuren, die das Drehbuch von Gerrit Hermans (er hat auch schon bei den ersten beiden Filme zumindest mitgeschrieben) auf eine so wirre wie überdrehte Klassenfahrt schickt.

Am Otto-Leonhard-Gymnasium wohnt immer noch der Geist des pädagogisch ambitionierten Namensgebers (Otto Waalkes) ganz wörtlich in den Mauern (er spukt, aber freundlich), während seine Widersacherin, die auch schon über 100 Jahre alte Hulda Stechbarth (Andrea Sawatzki hat sichtbar Spass), immer noch versucht, die Bildungsinstitution zu ihrer zu machen. Ihr neuester Plan: Leonhard exorzieren, selbst als Geist ins Haus fahren, ewig leben. Ihr physischer Körper zeigt nämlich bereits deutliche Verfallserscheinungen.

Also rekrutiert sie drei Schüler_innen für einen bösen Plan, unter anderem die so hübsche wie kleptomanische Melanie Heide (Lorna zu Solm), die sich an Felix (Oskar Keymer) ranschmeißen und magische Artefakte aus der Sammlung Leonhards entwenden soll. Das macht zuallererst Ella (Lina Hüesker) eifersüchtig, die gerade gemerkt hat, dass sie in Felix verliebt ist.

Außerdem findet aus nur vage logischen Gründen eine Klassenfahrt an den Geburtsort Otto Leonhards statt, wo Felix’ Klasse in einer völlig verstaubten Jugendherberge unterkommt und dann anscheinend mit großer Begeisterung dabei hilft, Exponate im lokalen Museum aufzustellen.

Ich habe, sagen wir es mal zurückhaltend, eine ganze Menge Fragen. Haben die Filmemacher_innen schon einmal eine Klassenfahrt erlebt? Wer ist auf die Idee gekommen, diese Gruppe von 17- bis 19-jährigen Schauspieler_innen (die sich an den ungelenken Dialogen abarbeiten, so gut es eben geht) könne als Achtklässler_innen durchgehen? Haben diese Menschen mal mit realen 14- oder 15-Jährigen Kontakt gehabt? („Wir sind Fünfzehn!“ ruft Ella einmal, aber – nee, seid ihr nicht.)

Es geht hier ja nicht um Realismus, das ist klar. Aber so ein wenig innere Glaubwürdigkeit wäre auch für eine Komödie eine feine Sache.

Sagte ich Komödie? In welchem Zeitstrahl ist es auch für ein wirklich junges Publikum noch witzig, wenn die Schuldirektorin (Anja Kling) mit Teddybär ins Bett geht, meist mit sehr großen, ahnungslosen Augen hinter noch größeren Brillengläsern in die Welt schafft und es aber nicht fertigbringt, dem Hausmeister der Schule (Johannes Zeiler) ihre Zuneigung zu gestehen? Übrigens heißt der Ort, zu dem die Klassenfahrt führt, wirklich „Klein-Zauberwitz“, und das ist weder zauberhaft noch witzig.

Praktisch alle Figuren außer den fünf „Kindern“ im Zentrum verhalten sich auf völlig überzogene Weise unvernünftig – es gilt im verschnarchten deutschen Kinderkino ja als große Komik, wenn die Erwachsenen nicht nachdenken. Meine Güte, ich habe so die Nase voll von solchem Unsinn. Kein Wunder, verbreitet dieser humoristische Ansatz doch mehr Staub als die Matratzen in der genannten Jugendherberge. Haha.

Das Feature mit den Schrumpfungen war im zweiten Film Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft (2018) schon nur noch ein Bonusfeature, in Hilfe, ich habe meine Freunde geschrumpft ist es nurmehr ein zusätzlich verkomplizierender Aspekt in der eh schon völlig verknarzt-verknoteten Handlung. Es gibt ein oder zwei Sequenzen, in denen das nett genutzt wird, aber auch die sind weder originell noch wirklich notwendig. (Und leider sieht das CGI dabei nicht wirklich gut aus.)

Die „Erwachsenen“ bemühen sich nach Kräften, das alles durch Overacting wenigstens vollständig absurd zu machen, das gelingt halt in den Grenzen, die der Film setzt, nur mäßig. Axel Stein, der ja mit ganz anderen Schulfilmen angefangen hat, schafft es als Felix’ Vater immerhin recht gut, das ehrlich bemühte, aber dadurch erst recht peinliche Elternteil zu sein.

Und Andrea Sawatzki spielt ihre Hulda wieder so knirschend, wie es ihrer Altersstarre angemessen wäre, mit wilden Haaren, wilden Augen und ungesund wirkenden Körperbewegungen. Sie zumindest hat Spass, und bekommt dann auch den einzigen Moment des Films, bei dem man mal ein wenig kichern kann.

Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft (2021)

Felix und seine Freunde müssen wieder ihre Schule verteidigen, doch dieses Mal schickt sie das Abenteuer auf eine ganz besondere Klassenfahrt. Als die neue Schülerin Melanie am Otto-Leonhard-Gymnasium auftaucht, steht die Welt von Felix Kopf. Sehr zum Argwohn von Ella und Felix’ Gang: Sie glauben, dass Melanie hinter vielen kleinen Diebstählen steckt, die seit ihrem Auftauchen an der Schule passieren. Auf der Klassenfahrt spitzen sich die Dinge dann rasant zu, nicht zuletzt deshalb, weil Felix zuvor durch den Schulgeist Otto Leonhard in das Geheimnis des Schrumpfens eingeweiht wurde. Als Felix’ Freunde ihm beinahe sein Date mit Melanie vermasseln, schrumpft er sie spontan auf ein Zehntel ihrer Größe – und plötzlich läuft alles so gar nicht mehr nach Plan…

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