Alien: Covenant

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Ein Nachhall von Grandiosität

Ein bisschen ist es mit den Hollywood-Franchises ja so wie mit der Menschheit in Ridley Scotts Alien-Universum. Sie will einfach nicht sterben und taucht immer wieder auf. Und hier sind wir also im nächsten Akt der Alien-Serie, die kein absehbares Ende und alle Annehmlichkeiten, aber auch Probleme solcher Filmreihen hat. Alien: Covenant ist ein klassischer Zwischenfilm, ein zweiter Akt, der an Prometheus — Dunkle Zeichen anschließt und gleichsam den nächsten Teil einleiten muss. Ein Balanceakt, der diese Filme meist davon abhält, selbst wirklich eine eigene Geschichte zu erzählen. Aber für Alien: Covenant wird es noch komplizierter.
Prometheus — Dunkle Zeichen ist ein Versuch Ridley Scotts, sich vom klassischen Sci-Fi-Horror zu lösen und philosophisch-theologische Gefilde zu betreten. Das Ergebnis überzeugte nicht allzu sehr, weshalb Scott nun wieder zum Eingemachten zurückkehrt. Kein allzu leichter Schritt, denn dafür muss man von der Gottesfrage und der Schöpferkultur des vorangegangenen Teils hin zu Aliens kommen, die sich fröhlich in Menschen eingraben, um dann aus ihnen zu schlüpfen. Vom Schöpfen zum Vernichten also. Das bindende Glied und alleiniger Träger dieses Balanceaktes ist David, der perfekte Android (Michael Fassbender). Dieser ist auf dem prometheus’schen Schöpferplaneten geblieben, den nun die Covenant, ein Kolonistenraumschiff mit zweitausend Seelen an Bord, besucht, nachdem die Besatzung einen Funkspruch abgefangen hat. Hier wird es klassisch, denn die erste Sci-Fi-Regel besagt: Wenn man einen Funkspruch abfängt, der einen zu einem fernen, unbekannten Planeten lockt, sollte man ihm nicht folgen. Aber jeder tut es, auch die Crew der Covenant. Und so trifft eine Gruppe relativ austauschbarer Charaktere auf David, der feststellen muss, dass auch er nicht einmalig ist, denn vor ihm steht Walter (Michael Fassbender), eine Nachfolgeversion seiner selbst. Selbstverständlich mit Upgrades. Und weniger eigenem Willen, denn der freie Geist Davids hat die Menschheit nervös gemacht.

Und da ist es wieder, das tiefe Misstrauen zu allen Schöpfungen, die nicht menschlich sind, aber so tun, das Scotts Alien-Filme durchzieht. Ihm gegenüber steht weiterhin Scotts Faszination für und Ehrfurcht vor den Alien-Kreaturen, die sich nicht hinter Fassaden verstecken, sondern die Perfektion ihrer Schöpfung stets vollends ausnutzen und nur tun, wozu sie geboren sind: Fortpflanzung durch Vernichtung. Es ist genau diese Perfektion, die Alien: Covenant endgültig erklärt, denn sie ist keinesfalls dem genetischen oder evolutionären Zufall geschuldet. Zur Demonstration dieser gewaltigen Konstruktionsleistung braucht es nun einmal die klassische Kombination aus Opfern und Überlebenden. Scott macht kein Aufhebens darum, dass die Figuren, die alsbald von innen heraus explodieren, kaum der Rede, der Charakterentwicklung oder einer Hintergrundgeschichte wert sind. Vergleicht man sie mit ihren Genossen aus Alien, die wenigstens noch eigene Ticks und Macken und ein wenig Individualität haben durften, so ist die neue Generation nur eins: Fleisch. Ähnlich geht es der neuen Ripley. Daniels (Katherine Waterston) ist eine vage Erinnerung an Sigourney Weavers Grandiosität. Sie trägt ebenfalls den androgynen Namen, eine Ripley-Gedächtnisfrisur und ein ähnliches weißes Hemd, doch sie ist bei Weitem nicht das, was Weavers Figur so dezidiert zum Kult machte und Scotts Film gleich mit. Wie eine müde, verhuschte Version des Originals rennt und schießt sie durch die Welt. Ihre einzige Aufgabe ist daran zu erinnern, was man als Publikum heutzutage vermisst: die wirklich guten Hauptfiguren, die Chuzpe haben, die echt kantig sind, die ein Leben haben, um das sie wahrlich kämpfen müssen.

Und genau das ist das Gute und gleichsam Schreckliche an diesem Film. Er ist ein zweiter Aufguss eines wirklich guten Tees, der noch halbwegs nach dem ersten, grandiosen Erlebnis schmeckt, aber als eigene Entität nur ein Nachhall ist, der an bessere Zeiten mit besseren Filmen erinnert. Schwelgen kann man hier auf jeden Fall, es ist ja vom Werk genauso intendiert. Und dieses Schwelgen ist wichtig. Es ist der Schlüssel dazu, Alien: Covenant als unterhaltsam zu erachten, denn dieser Film braucht Unterstützung und viel guten Willen. Zur Seite steht einem dabei wenigstens eine geniale Neuerung: Jed Kurzel. Der Komponist, der noch relativ neu in Hollywood ist, hat einen genialen Soundtrack geliefert, dessen Soundteppich aus den immer wiederkehrenden Melodien, die nach Weltall und Raumschiff, nach knarzendem Metall und wabernden Gehirnströmen klingen, zusammengesetzt ist und die Atmosphäre des Filmes so nachhaltig bestimmt, dass man das Gefühl bekommt, ohne ihn wäre Scotts Film zerbrochen.

Alien: Covenant

Ein bisschen ist es mit den Hollywood-Franchises ja so wie mit der Menschheit in Ridley Scotts Alien-Universum. Sie will einfach nicht sterben und taucht immer wieder auf. Und hier sind wir also im nächsten Akt der Alien-Serie, die kein absehbares Ende und alle Annehmlichkeiten, aber auch Probleme solcher Filmreihen hat.
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Meinungen

Baron · 23.05.2017

Der war ziemlich schlecht. Raumschiff XXL und hat keine autonome Segel einzug. Und was sollte das mit der blöden flöten? Um etwa
Zeit zu verstreichen. Der Film regt mich Regel recht auf.