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In „The High Note“ knüpft Regisseurin Nisha Ganatra an die Themen ihres Vorgängerwerks „Late Night“ an und zeigt Tracee Ellis Ross und Dakota Johnson als Star und Angestellte in der US-Unterhaltungsbranche.

The High Note (2020)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

California Dreamin’

In der Tragikomödie „Late Night“ (2019) warf Regisseurin Nisha Ganatra einen Blick hinter die Kulissen einer Fernsehshow; in ihrem neuen Werk „The High Note“ widmet sie sich nun dem Musikbusiness. Die Filme weisen zahlreiche Parallelen auf. In beiden steht die Beziehung zwischen einer strengen Chefin und einer talentierten Angestellten im Zentrum; in beiden geht es darum, wie sich Frauen in einem männerdominierten Berufsfeld behaupten müssen – und beide mixen ernste und leichte Töne, um das Publikum zu unterhalten.

Dass The High Note bei all diesen Gemeinsamkeiten deutlich schwächer ausfällt als Late Night, liegt in erster Linie an den Drehbüchern. Während das Late-Night-Skript des Comedy-Stars Mindy Kaling mit zwei herrlich überdrehten Protagonistinnen aufwartete und für diese ein angemessen überzeichnetes Umfeld schuf, in dessen Ausgestaltung sich bei aller Zuspitzung etliche kleine Wahrheiten über die Denk- und Verhaltensweise im Showgeschäft fanden, ist das Drehbuchdebüt von Flora Greeson deutlich weniger stimmig – was durch einige Inszenierungsentscheidungen von Ganatra sogar noch betont wird.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die musikbegeisterte Maggie (Dakota Johnson), die schon seit mehreren Jahren als persönliche Assistentin für die elffache Grammy-Award-Preisträgerin Grace Davis (Tracee Ellis Ross) tätig ist. Die R‘n’B-Sängerin wird noch immer von vielen verehrt, hat jedoch seit zehn Jahren keine neue Platte mehr herausgebracht. Ihr Manager Jack (Ice Cube) will sie dazu bewegen, das Angebot einer eigenen Show in Las Vegas anzunehmen – doch Maggie ahnt, dass Grace mehr wagen möchte. Und auch Maggie selbst hat höhere Ziele: Sie will Produzentin werden. Als sie dem begabten, aber noch unentdeckten, jungen Sänger David (Kelvin Harrison Jr.) begegnet, bietet sie diesem an, seine Musik zu produzieren – ohne Grace etwas davon wissen zu lassen. Bald kommen sich Maggie und David zudem näher.

In manchen Punkten vermag The High Note durchaus zu überzeugen. Die Chemie zwischen Dakota Johnson und der ohnehin sehr ausdrucksstarken Tracee Ellis Ross (bekannt aus der Sitcom Black-ish) stimmt – auch wenn die Darstellung des Verhältnisses zwischen Maggie und Grace durchaus etwas von einer Romantisierung eines offensichtlich ausbeuterischen Assistenz-Jobs hat. Ebenso sind die Hinweise, dass Frauen – zumal wenn sie, wie Grace, älter und of color sind – deutlich härter um die Deutungshoheit über das eigene Werk kämpfen müssen, überaus treffend.

Leider ist der Film an anderen Stellen oft allzu unglaubwürdig und plump. Dass Maggie ein sehr, sehr altes Auto fährt, ist ein Running Gag des Plots; weshalb sie sich zusammen mit ihrer Mitbewohnerin Katie (Zoë Chao) – einer Assistenzärztin – ein riesiges, traumhaft eingerichtetes Apartment leisten kann, bleibt derweil ungeklärt. Noch ärgerlicher sind diverse Nebenfiguren: Wenn der Elektro-DJ Diplo als lächerlicher Musikproduzent einen Kurzauftritt hat oder June Diane Raphael als Graces oberflächlich-dümmliche Haus-Managerin Gail immer wieder alberne One-Liner von sich gibt, scheint das vor allem dem Zweck zu dienen, Maggie im Vergleich zu diesen Knallchargen professioneller und sympathischer wirken zu lassen. Dies gelingt allerdings kaum. Vielmehr muten Maggies berufliche Methoden – wenn sie etwa David belügt, damit er sie zu seiner Produzentin macht – teilweise ziemlich fragwürdig an.

Als Komödie fehlt The High Note insgesamt der satirische Biss von Late Night; für ein mitreißendes Drama ist keine wirkliche Fallhöhe erkennbar. Wenn die größte Demütigung in einer eigenen Show in Las Vegas besteht und sich sämtliche Konflikte durch erstaunlich soapige Twists lösen lassen, hält sich das Mitfiebern dann doch in überschaubaren Grenzen. Die zumeist sonnendurchfluteten Aufnahmen von Kalifornien, die der Kameramann Jason McCormick beisteuert, sind zwar fraglos schön anzusehen, sorgen aber für eine zusätzliche Realitätsferne. Äußerst instagrammig ist diese Welt – sehr clean und hip. The High Note ist hübsches Sommerkino; das Ganze hätte jedoch viel mehr sein können.

The High Note (2020)

Angesiedelt in der Traumwelt der Musikszene von L.A. erzählt „The High Note“ vom Superstar Grace Davis, deren Talent und Ego jedes Maß übersteigt. Maggie ist ihre persönliche Assistentin — und das ist ein Knochenjob. Immer noch unternimmt sie nichts weiter als lästige Botengänge, doch den Traum, selbst Musikproduzentin zu werden, hat sie noch nicht aufgegeben. Als der Manager von Grace ihr eine Chance bietet, die ihrer stockenden Karriere einen Push geben könnte, stehen Maggie und Grace vor einer wichtigen Entscheidung. 

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