Viral

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Nicht ansteckend genug

Ursprünglich für einen deutschen Kinostart vorgesehen, erscheint der Seuchen-Thriller Viral hierzulande nun lediglich auf Blu-ray und DVD, wo die Produktion aus der umtriebigen Blumhouse-Schmiede auch am besten aufgehoben ist. Leinwandqualitäten gehen dem kostengünstig gefertigten Parasiten-Albtraum in weiten Teilen ab, der sich nicht so recht entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Familiendrama, romantische Coming-of-Age-Geschichte und Körperhorror vermischen sich hier zu einem eher unausgegorenen Gebräu.
Wie uns der Vorspann aufklärt, ist in Asien eine seltsame Wurmgrippe ausgebrochen, die sich schließlich auch den Weg in die Vereinigten Staaten bahnt. Zunächst ahnt die schüchterne Emma (Sofia Black-D’Elia), die erst vor kurzem mit ihren Eltern und ihrer Schwester Stacey (Analeigh Tipton) nach Kalifornien gezogen ist, jedoch nichts von der drohenden Gefahr. Als ihre Freundin Gracie (Linzie Gray) in der Schule unter Zuckungen zusammenbricht, überschlagen sich allerdings die Ereignisse. Nur wenig später wird die Vorstadtsiedlung, in der Emma lebt, abgeriegelt, während ihr Vater (House of Cards-Ausputzer Michael Kelly) an einem anderen Ort festsitzt. Da schon bald aggressive Infizierte auf der Suche nach neuen Wirten für die Parasiten durch die Gegend streifen, kämpfen Emma und Stacey fortan ums Überleben und bekommen dabei Schützenhilfe von Emmas Schwarm Evan (Travis Tope), der auf der anderen Straßenseite wohnt.

Sieht man von der Titelsequenz mit ihren Nachrichtenmeldungen und den mikroskopischen Bildern ab, beginnt Viral wie ein gewöhnlicher Highschool-Streifen. Emma beobachtet verstohlen ein Pärchen, das wilde Küsse austauscht, und sehnt sich – das lässt ihr Blick erahnen – ebenfalls nach etwas Zuneigung. Ansprechen würde sie ihren Klassenkameraden Evan aber unter keinen Umständen, weshalb es ihr umso peinlicher ist, als ihre ältere Schwester den Jungen einlädt, in ihrem Wagen mitzufahren. Emma und Stacey sind grundverschieden, was immer mal wieder Streitigkeiten nach sich zieht. Neben der nicht gerade subtilen Zeichnung der beiden Teenager etabliert das Drehbuch von Barbara Marshall und Christopher Landon auch einen Konflikt zwischen dem Vater und der bloß über Handy anwesenden Mutter. Emotionale Wucht entfaltet das familiäre Drama jedoch nicht, da es eher die Funktion eines Lückenfüllers hat.

Wenngleich das Regiegespann Henry Joost und Ariel Schulman, das für den rasanten Cyber-Thriller Nerve verantwortlich war, um eine beklemmende Atmosphäre bemüht ist, will sich echte Spannung nur ganz selten einstellen. Trotz Quarantäne und treibender Musikuntermalung breitet sich – anders als im ähnlich gelagerten dänischen Zombie-Streifen What We Become – keine umfassende Beklemmung aus, was vielleicht auch ein wenig dem offenkundig schmalen Budget geschuldet ist. Große Seuchenbilder oder furchteinflößende Militäraufmärsche waren in Viral schlichtweg nicht umsetzbar. Nervenkitzel lässt sich freilich ebenso im kleinen Rahmen entfachen. Dafür bräuchte es dann aber eine raffinierte, überraschungsreiche Inszenierung, die Joost und Schulman für Standard-Horror-Mechanismen vernachlässigen. Immer wieder schauen die Figuren durch Türschlösser oder andere Öffnungen, vor denen plötzlich irgendjemand auftaucht. Hier und da gibt es handwerklich ordentlich umgesetzte, durchaus ekelige Parasitenaufnahmen. Erprobte Genrefreunde dürften diese Anblicke jedoch keineswegs verstören.

Viral

Ursprünglich für einen deutschen Kinostart vorgesehen, erscheint der Seuchen-Thriller „Viral“ hierzulande nun lediglich auf Blu-ray und DVD, wo die Produktion aus der umtriebigen Blumhouse-Schmiede auch am besten aufgehoben ist. Leinwandqualitäten gehen dem kostengünstig gefertigten Parasiten-Albtraum in weiten Teilen ab, der sich nicht so recht entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Familiendrama, romantische Coming-of-Age-Geschichte und Körperhorror vermischen sich hier zu einem eher unausgegorenen Gebräu.
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