Timm Thaler oder das verkaufte Lachen (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Wetten, dass …

Auf den ersten Blick erscheint Andreas Dresen eine überraschende Wahl für die Verfilmung des Kinderbuchklassikers Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen von James Krüss. Mit überwiegend sozialrealistischen Filmen in Erscheinung getreten, die man eindeutig in die Kategorie „Erwachsenkino“ einordnen würde, bringt man ihn zunächst einmal nicht mit einem Film in Verbindung, der auf ein junges Publikum abzielt. Aber nach Aussage im Presseheft hat Dresen das Buch schon als Kind verschlungen und sich damals gewundert, dass es keinen Kinofilm zu diesem Buch gibt. Und nun hat er ein paar Jahrzehnte später mit Timm Thaler oder das verkaufte Lachen einen detailverliebten, märchenhaften Film gedreht, in dem Realismus nur gelegentlich ganz leicht hervorblinzelt.

Timm Thaler (Arved Friese) lebt in ärmlichen Verhältnissen und lacht gerne und viel. Mit seinem Vater Hans (Bjarne Mädel) geht er zur Rennbahn, mit seiner Freundin Ida (Jule Hermann) ins Kino – und hat Spaß und steckt mit seinem Lachen alle an. Doch dann heiratet sein Vater erneut und seine Stiefmutter Lydia (Steffi Kühnert) mitsamt ihrem verzogenen Sohn Erwin (Emil von Schönfels) machen Timm das Leben schwer – außerdem hat Timm mit seinem Lachen die Aufmerksamkeit des geheimnisvollen Baron Lefuet (Justus von Dohnányi) erregt. Als dann sein Vater plötzlich stirbt, will Timm dem Angebot des Barons nicht widerstehen: Er verkauft ihm sein Lachen und gewinnt im Gegenzug fortan jede Wette. Aber schon bald merkt Timm, dass Geld und Reichtum nicht alles sind im Leben – und versucht, sein Lachen wieder zurückzubekommen.

Wie bereits die ZDF-Fernsehserie mit Thomas Orner nimmt sich auch die Filmadaption einige Freiheiten gegenüber der Vorlage: die Handlung spielt komplett in einer Stadt, so dass Timm Thaler nicht auf eine große Reise geht, sondern sich zwischen Armengasse, Pferderennbahn, dem luxuriösen Grand Hotel und dem Anwesen des Barons bewegt. Ausstattung und Kostüme sind an die 1920er Jahre angelehnt, insgesamt aber wird eine Zeitlosigkeit angestrebt, die beispielsweise durch vorzeitliche Mobiltelefone und die totalitäre Zentrale des Barons deutlich wird. Die Märchenhaftigkeit des Films wird zudem dadurch unterstrichen, dass die Helfer des Barons (Axel Prahl, Andreas Schmidt) gelegentlich in Ratten verwandelt werden und als putzig-pelzige Wesen Timm beobachten. Dass hier die weibliche Rolle Belial mit Andreas Schmidt – und damit mit einem Mann – besetzt wurde, kann als Versuch eines Charleys-Tante-Witzes oder der Steigerung der Groteske dieser Rolle gesehen werden. Nötig ist es nicht.

Doch bei aller Märchenhaftigkeit durchzieht die Geschichte von Timm Thaler schon in der Anlage eine ernsthafte Botschaft: Wer nicht mehr lachen kann, wird nicht glücklich im Leben, da hilft auch alles Geld der Welt nicht. Im Film nun wurde dieser Kern dahingehend gesellschaftskritisch erweitert, dass der Baron sein Reichtum durchaus modernen Methoden verdankt: er gräbt Menschen in Entwicklungsländern das Trinkwasser ab, um es in Plastikflaschen zu verkaufen, und will mit Glaubenskriegen sowie Katastrophen Geld verdienen. Diese „Geschäftspraktiken“ werden in Animationen erklärt, die sie vielleicht kindgerechter gestalten sollen, ihren Schrecken verlieren sie dadurch aber nicht.

Überzeugend ist die gute Besetzung: Nadja Uhl ist hinreißend als Hoteldame, Charly Hübner vertrauensvoll als Timms väterlicher Freund Kreschimir, Justus von Dohnányi hat sichtlich Spaß an seinem Part. Hinzu kommen Gastauftritte von Harald Schmidt, Heinz Rudolf Kunze und Thomas Ohrner – und Joachim Król als Off-Erzähler, der gerade nicht die Bilder erklärt, sondern sie ergänzt. Zusammen mit der durchaus sehenswerten Ausstattung bietet Timm Thaler oder das verkaufte Lachen daher solide Familienunterhaltung.
 

Timm Thaler oder das verkaufte Lachen (2017)

Auf den ersten Blick erscheint Andreas Dresen eine überraschende Wahl für die Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ von James Krüss. Mit überwiegend sozialrealistischen Filmen in Erscheinung getreten, die man eindeutig in die Kategorie „Erwachsenkino“ einordnen würde, bringt man ihn zunächst einmal nicht mit einem Film in Verbindung, der auf ein junges Publikum abzielt.

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Meinungen

Jochem Entzeroth · 07.03.2017

Wie kann ich Kinokarten für den Film, "Timm Thaler......." über ihre Website bestellen?????

Johannes · 02.02.2017

Eine Frauenrolle mit einem Mann zu besetzen, ist vielleicht "nicht nötig". Aber notwendig. Damit es irgendwann nicht mehr der Rede wert ist.