Operation Avalanche

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

(K)Ein Mann im Mond

Ein gutgelaunter, flotter Indie-Spielfilm aus Amerika vertieft sich in die Verschwörungstheorie, dass die NASA die Mondlandung des Jahres 1969 nur vorgetäuscht hat. Er enthüllt augenzwinkernd, wie es kam, dass sogar die Belegschaft im Mission Control Center in Houston glaubte, die Aufnahmen seien echt. Zugleich reitet die aberwitzige Geschichte auf dem Misstrauen, das dem Film- und Fotomaterial heute, im digitalen Zeitalter, nicht ohne Grund oft entgegenschlägt, wenn es als Beweis für wirkliches Geschehen dienen soll.
Zwei CIA-Agenten besuchen 1967 die NASA als falsche Dokumentarfilmer, um in Wahrheit dort einen sowjetischen Maulwurf aufzuspüren. Einer von ihnen lässt sich von einem der ersten Spielfilme überhaupt, Die Reise zum Mond von Georges Méliès aus dem Jahr 1902, zu der Idee inspirieren, die dem ganzen Geschehen eine neue Richtung geben wird. Er denkt sich, dass es nicht so wichtig ist, ob die Mondlandung stattfindet, vielmehr muss der Film, der das behauptet, glaubhaft sein. So wird die von Matt Johnson inszenierte Mockumentary Operation Avalanche, die auf dem Sundance Film Festival 2016 lief, auch zur Hommage an das Filmemachen.

Matt Johnson und Owen Williams — die Figuren im Film tragen die Namen ihrer Darsteller — hören bei der NASA fleißig Telefongespräche ab. In einem heißt es, aufgrund technischer Schwierigkeiten sei eine amerikanische Mondlandung in den nächsten fünf Jahren gar nicht möglich. Was nun — sollen etwa die Sowjets zuerst den Mond betreten? Matt hat die zündende Idee: Man könnte die Apollo-Mondlandung auf der Erde drehen und als echt ausgeben! Damit das aber klappt, müssen Matt und sein Team ein wenig am Set von Stanley Kubricks neuem Film 2001: Odyssee im Weltraum spionieren, wegen der Spezialeffekte …

Wer war der Mann wirklich, den die Menschen weltweit vor den Fernsehbildschirmen beim Betreten des Mondes sahen? Und wie kam Neil Armstrong zu diesem unsterblichen Satz über den „großen Schritt für die Menschheit“? Heutzutage wäre es wohl schwer vorstellbar, dass nicht eine Institution die Regie bei so einem Jahrhundertereignis übernimmt und in Sachen PR alle Register zieht. Auf der Erde zumindest müssen Journalisten, ob es nun um Krieg oder Sport geht, inzwischen nicht selten auf angebotenes Filmmaterial zurückgreifen, anstatt uneingeschränkt selbst drehen zu können.

Matt und Owen sehen mit ihren weißen Hemden und den kurzen, glatt gekämmten Haaren aus wie adrette Jungs vor der Hippie-Zeit, aber als sie nach Houston aufbrechen, ertönt schon mit Bad Moon Rising von Creedence Clearwater Revival die musikalische Prophezeiung, dass sie sich frohgemut in stürmische Gefilde begeben werden. Die Bilder haben einen Gelbstich, man wähnt sich optisch in der damaligen Zeit, und dafür scheuten Johnson und sein Team keine Mühe: Sie übertrugen Digitalaufnahmen auf Negativfilm, scannten sie nach dieser technischen Historisierung wieder ein. Die improvisierten Dialoge, das schnelle Tempo, die hohe Schnittintensität schlagen sich vorteilhaft auf die Spannung nieder, vor allem auch, weil so viele dokumentarische Archivaufnahmen eingebaut werden. Gelegentlich wird der Filmcharakter Matt sogar in eine wirkliche Umgebung, die nicht zur Handlung gehört, hineingeschmuggelt, um die Konfusion darüber, was echt und was nicht echt ist, noch ironisch zu erhöhen.

Der satirische Humor bestimmt über weite Strecken den Ton, aber es gibt auch eine aufregende Auto-Verfolgungsjagd, denn der Film wagt sich ebenfalls auf das Gebiet des Thrillers, wie es sich für einen CIA-Plot gehört. Operation Avalanche überrascht und unterhält anregend als gewitzter Film über die Macht der Bilder und die prekäre Lust des Publikums, nach ihnen zu verlangen, sie zu mögen und ihnen zu glauben.

Operation Avalanche

Ein gutgelaunter, flotter Indie-Spielfilm aus Amerika vertieft sich in die Verschwörungstheorie, dass die NASA die Mondlandung des Jahres 1969 nur vorgetäuscht hat. Er enthüllt augenzwinkernd, wie es kam, dass sogar die Belegschaft im Mission Control Center in Houston glaubte, die Aufnahmen seien echt. Zugleich reitet die aberwitzige Geschichte auf dem Misstrauen, das dem Film- und Fotomaterial heute, im digitalen Zeitalter, nicht ohne Grund oft entgegenschlägt, wenn es als Beweis für wirkliches Geschehen dienen soll.
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