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Ein bekannter Regisseur porträtiert einen noch bekannteren Sänger. Heraus kommt ein filmisches Denkmal des vielleicht größten Tenors aller Zeiten.

Pavarotti (2019)

Eine Filmkritik von Falk Straub

König der hohen Cs

Seine Stimme war einzigartig. Vermutlich hätte der 1935 in Modena geborene Opernsänger aber auch ohne diese Gabe eine beachtliche Karriere hingelegt. Vielleicht als Schauspieler, vielleicht in der Politik. Luciano Pavarottis offenes, einnehmendes Wesen, sein Charme, Witz und sein Talent zur Selbstdarstellung drängen auf die große Bühne. Regisseur Ron Howard hat dem Startenor nun, zwölf Jahre nach dessen Tod, ein cineastisches Denkmal gesetzt.

Herausgekommen ist ein gefälliger Dokumentarfilm, der Kenner der Opernwelt ebenso anspricht wie all jene, die bei Tosca mehr an ein Parfüm als an eine Oper denken. Zum einen liegt das am Inhalt, an einer Karriere, die es dank windiger Berater wie kaum eine zweite verstand, E-Musik und U-Musik miteinander zu versöhnen. Zum anderen liegt es an der Form, die wohlwollende Talking Heads aus dem Familien-, Bekannten- und Kollegenkreis (u. a. Plácido Domingo und José Carreras) und nette Home-Videos aneinanderreiht, ohne entschieden nachzuhaken und tiefer zu bohren.

Dabei schlägt der Film zu Beginn durchaus kritische oder zumindest nachdenkliche Töne an. In einer Aufnahme aus Pavarottis Privatarchiv, dem großen Pfund, mit dem dieses Porträt wuchern kann, stellt ihm seine zweite und letzte Ehefrau Nicoletta Mantovani die Frage, wie er der Nachwelt in Erinnerung bleiben möchte. So zerbrechlich und ungeschminkt sieht das Publikum Pavarotti, der stets wusste, wie man eine Show aufzieht, in den übrigen Aufnahmen nicht mehr.

Die biografischen Wegmarken streng chronologisch abschreitend, zeichnet Howard das Bild eines Familienmenschen und Lebemanns, eines Frauenschwarms und Liebhabers, eines Maestros und Wohltäters, der sein Wissen und Geld weitergab. Pavarotti war dreifacher Vater, der seine Karriere für die Gesundheit seiner Tochter schon mal hintanstellte, seine Familie durch seine Affären aber auch zerstörte. Er war voller Widersprüche und Selbstzweifel und stellte diese offen zur Schau, was ihn menschlich und sympathisch machte. In diesem Dokumentarfilm erzählt er seine Lebensgeschichte quasi selbst. Einen besseren Erzähler hätte der Regisseur gar nicht finden können.

Ron Howard, der seine Karriere Ende der 1950er als Kinderdarsteller begann, seit Ende der 1970er Regie führt und seit den 1980ern auch als Produzent tätig ist, wechselt mittlerweile mühelos zwischen erfundenen und echten Geschichten. Fantastischen Weltfluchten wie Splash – Eine Jungfrau am Haken (1984), Cocoon (1985), Willow (1988) oder jüngst etwa Solo: A Star Wars Story (2018) stehen in der Realität verwurzelte Dramen wie Apollo 13 (1995), A Beautiful Mind (2001), Frost/Nixon (2008) oder Rush (2013) gegenüber. Auf deren Kraft zu vertrauen, musste Howard jedoch erst lernen. Lange sei er davor zurückgeschreckt, weil er dachte, wahre Begebenheiten würden seine Kreativität einschränken, hat er in einem Interview gesagt.

Wirklich kreativ kommt sein Dokumentarfilm nicht daher, dafür ungemein kraftvoll. Was dem Porträt an einfallsreicher Darbietung abgeht, macht sein Protagonist mit Charisma und selbstredend mit seiner unglaublichen Stimme wett. „Wer würde sich nicht in Pavarottis Stimme verlieben?“, fragt seine erste Ehefrau Adua Veroni ganz am Anfang des Films. Ganz am Ende ist auch das Kinopublikum dem „König der Hohen Cs“, wie die Presse Pavarotti zu seinen Glanzzeiten nannte, erlegen. Wenn der große Tenor ein letztes Mal Puccinis Nessun dorma anstimmt, sind alle hellwach.

Pavarotti (2019)

Dokumentarfilm des Oscar-Gewinners Ron Howard („The Beatles: Eight Days a Week — The Touring Years“) über den legendären Opernsänger Luciana Pavarotti, der wie kein Zweiter dem ganz normalen Volk die Magie der Oper nahegebracht hat. Dank der ausgefeilten Tonbearbeitung mit Dolby Atmos ist dies sicher ein Film, der nicht nur für die Augen einiges zu bieten hat.

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Meinungen

Ingrid G. · 30.12.2019

Ein faszinierender Film über den JahrhundertTENOR und auch den Mensch Luciano PAVAROTTI, der die Menschen nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit seinem positiven Wesen und Lachen gewinnen konnte. Ein Opernstar, der nicht nur für ein elitäres kunstversiertes Publikum da war. Ein Mann der bereits in frühen Jahren verstanden hat was wirklich im Leben zählt.
Der Film ist viel mehr als nur ein Film über einen hervorragenden Opernsänger – er öffnet Herz und Seele und berührt!!!!
SEHR SEHENSWERT!!!

Beate · 27.12.2019

ja, der Film ist kraftvoll. Es ist beeindruckend, dass Parvarotti seinen eigenen Weg geht - auch wenn es dem Publikum nicht immer gefällt. Er ist nicht nur auf Ruhm aus, organisiert gemeinsame Auftritte mit anderen bekannten Sängern und Gruppen. Beeindruckend, was er alles bewegt hat.

Ute · 17.06.2019

Ich freue mich schon wenn der Film in Deutschland, zu sehen ist.
Ich glaube das dieser Film bestimmt einiges zu bieten hat. Pavarotti hatte Charisma und,
Charakter, was anhand von Videos zu sehen war und war Magisch für die Art diese Musik zu Hören, zu sehen auch ein Musik Erlebnis sein kann.
Durch manche Videos, Interviews, Gespräche kam man dem näher