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Der kleine Egozentriker Rabe Socke sucht einen Schatz, der ihn zum König machen soll – aber ohne Freunde geht das nicht.

Der kleine Rabe Socke - Suche nach dem verlorenen Schatz (2019)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Bekloppter Geier sucht Krone

Königlicher Honigtörtchenbeauftragter, das ist auf jeden Fall ein Titel, für den man sich auch einmal auf eine Reise begeben kann. Kein Wunder also, dass Eddie Bär für diese Aussicht den kleinen Raben Socke auf seine Suche nach dem Schatz begleitet. Was soll schon schief gehen, selbst wenn Opa Dachs vor vielen Jahren auf der Suche nach genau diesem Geschmeide verschwunden ist?

Der kleine Rabe Socke (beglückenderweise wieder von Jan Delay gesprochen, schnodderig und näsel-nuschelnd wie eh und je) ist für Kinder schon immer vor allem deshalb eine so starke Identifikationsfigur gewesen, weil er sich so wenig darum schert, was er tun soll und was nicht. Er ist ein rechter Egozentriker, dem im Zweifelsfall das eigene Wohl und Wollen wichtiger ist als die Freunde; und zwingend gehört es zum Repertoire der Geschichten, dass er natürlich doch zumindest teilweise lernt, nicht nur auf sich selbst zu achten.

Im Kern steht sich der kleine Rabe nämlich immer vor allem selbst im Weg; und gerade im ersten Kinofilm, Der kleine Rabe Socke, hatte das den Vorzug, dass der Film nicht einmal einen Gegenspieler brauchte. Ein wenig nimmt der dritte Film dies nun wieder auf: Der kleine Rabe Socke – Suche nach dem verlorenen Schatz kennt zwar zwei ernsthafte Konkurrenten auf der Schatzsuche, aber dieser Wettbewerb hat schon sehr spielerischen Charakter. Weil Rabe Socke in diesem Abenteuer eigentlich schon weiß, dass das Leben ohne all seine Freundinnen und Freunde nichts taugt, ist der Konflikt eher Beschleunigungsmittel für die Handlung als echte Auseinandersetzung.

Es beginnt aber noch etwas anders, nämlich mit Socke-typischem Chaos. Fürs Waldfest haben alle Tiere von Frau Dachs (Anna Thalbach) verschiedene Aufgaben bekommen, Rabe Socke notiert zum Beispiel auf einer Karte genau, wo im Wald überall Müll zu finden sei: „Es können nicht alle so ordentlich sein wie ich.“ Als er sich dann zusammen mit dem kleinen Dachs (Nellie Thalbach) ans Baum-Aufräumen macht, geht aber schnell einiges schief und dabei die Torte futsch.

Auf dem Dachboden, den die beiden zur Strafe aufräumen müssen, stoßen sie auf die Schatzkarte von Opa Dachs und machen sich, obwohl Frau Dachs es ausdrücklich verbietet, bei Nacht und Nebel auf den Weg, Eddie (Ulrich Smandek) noch im Schlepptau. Bald stößt das Bibermädchen Fritzi (Ranja Bonalana) noch dazu, die Socke zur Prinzessin ernennen und mit einem Kleid beschenken will – sie möchte aber doch lieber einen Schlagbohrer.

Überhaupt verspricht Socke seinen Helfer_innen rechts und links Titel und Geschenke, vor allem denkt er aber, da ist er noch ganz Socke, nur an eins: „Wenn ich dann König bin…“ Erst als es einigermaßen brenzlig wird, besinnt er sich – und am Ende, soviel sei verraten, wendet sich praktisch alles zum Guten, und sogar Opa Dachs (Dieter Hallervorden) taucht wieder auf.

Der dritte Rabe Socke-Film schenkt dabei nicht nur seinem kindhaften Protagonisten etwas mehr Reife und Wachstum, er ist auch ansonsten ein kleiner Generationswechsel: Anna Thalbach, die in den Filmen zuvor den kleinen Dachs gesprochen hatte, übernimmt nun die Rolle der Frau Dachs von ihrer Mutter Katharina Thalbach – und gibt ihre eigene an die Tochter Nellie Dachs weiter. Im Regiestuhl übergibt Ute von Münchow-Pohl an Verena Fels, die bisher schon durch einige Animations-Kurzfilme geglänzt hatte.

Zusammen mit Sandor Jesse setzt sie ästhetisch die klare Linie der ersten beiden Filme fort: Weitgehend flächige Figuren, sanft dreidimensional angehaucht, vor fast traditionell getuschten Hintergrundbildern – hier geht es nicht um Fotorealismus, sondern klare Linien und sehr kindgerechte Bilder. Katja Grübel begleitet das mit einem ähnlich klaren Drehbuch. Grübels Figuren müssen sich dem Publikum nicht anbiedern, stattdessen sind sie zwar einfache, aber klar umrissene Charaktere, durchaus wandlungsfähig und streitbar; die Dialoge sind kindgerecht, aber nie dümmlich.

Und Abenteuer gibt es genug, in den knappen (und sehr kindertauglichen) 73 Minuten ist ganz schön was los – zwischendurch müssen sich Socke und Fritzis zwei Brüder ja auch noch richtig in die Wolle bekommen („Bekloppter Geier!“ – „Doofer Nussknacker!“). Ob die drei am Ende aus den dramatischen Ereignissen rund um den Schatz wirklich etwas gelernt haben, darf offen bleiben – das erfahren wir dann hoffentlich in einem vierten Film.

Der kleine Rabe Socke - Suche nach dem verlorenen Schatz (2019)

Der kleine Rabe Socke ist von Frau Dachs zum Dachbodenaufräumen verdonnert worden, nachdem ihm mal wieder ein Malheur passiert ist und er ganz aus Versehen das alljährliche Waldfest ruiniert hat. Während er noch über die Ungerechtigkeit mault, macht er eine Riesenentdeckung: In einem geheimen Zimmer findet er eine waschechte Schatzkarte! Gezeichnet hat sie Opa Dachs, bevor er spurlos verschwunden ist. Um den verschollenen Schatz rankt sich eine geheimnisvolle Legende: Wer es schafft, bis zu ihm vorzudringen und alle Gefahren und Rätsel auf dem Weg besteht, der wird König des Waldes! Und König wollte Socke immer schon sein. Dann wären die anderen auch nicht mehr sauer auf ihn, glaubt er. 

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Meinungen

Brigitte Klümpel · 17.12.2019

Der Film hat mir sehr gut gefallen. Die vorherigen waren auch sehr gut, aber dieser war der Schönste.
Nicht nur Kinder erfreuen sich daran, auch Erwachsene haben daran großen Spaß.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.