Da Dog Show

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Die tägliche Not einer philippinischen Familie

Sergio (Lou Veloso) ist 71 Jahre alt und wohnt mit seinen beiden Kindern in einem Mausoleum auf einem Friedhof der philippinischen Hauptstadt Manila. Er verdient den Lebensunterhalt der Familie, indem er seine beiden Hunde auf den Straßen Kunststückchen vorführen lässt. Stets legt er Geld zur Seite, um so bald wie möglich seinen jüngsten Sohn, Eddie Boy (Micko Laurente), zurückzuholen. Den nahm seine Frau vor einem halben Jahr unter dem Vorwand mit, ihre Mutter auf dem Land besuchen zu wollen. Die beiden kehrten jedoch nicht zurück.
Das Drama einer Familie, die an der Armut zu zerbrechen droht, ist realitätsnah inszeniert. Der aus Manila stammende Regisseur Ralston Jover hat sich filmisch schon wiederholt mit sozialen Problemen und Menschen am Rande der Gesellschaft befasst. So schrieb er zum Beispiel das Drehbuch für Brillante Mendozas Foster Child aus dem Jahr 2007. Realitätsnah wirkt Sergios Geschichte aber auch, weil sie auf einer wahren Biografie basiert. Über den Hundetrainer und Slumbewohner Mang Sergio wurde bereits 2006 eine TV-Dokumentation gedreht, die auch Jover sah. Sie verhalf dem alten Mann und seinem talentierten Hund Habagat zu einiger Berühmtheit und einem Werbespot für Hundefutter. Heute ist Habagat längst tot, aber er hat geholfen, den Lebensstandard der Familie anzuheben. Darüber gibt eine zweite TV-Dokumentation von Howie Severino aus dem Jahr 2014, I-Witness: Dog Star, Auskunft.

In Jovers Drama, einer deutsch-philippinischen Produktion, die mit kirchlichen Mitteln gefördert wurde, wird Habagat also von einem anderen Hund gespielt. In den beiden Hauptrollen Sergio und seine 27-jährige Tochter Celia (Mercedes Cabral) sind bekannte philippinische Darsteller zu sehen. Celia hat die emotionalste Rolle in dieser Geschichte. Ihr 17-jähriger Bruder Alvin (Aljon Ibañez) tituliert sie immer rüde als schwachköpfig und anormal. Die junge Frau führt dem Vater den Haushalt und assistiert bei den Hundeshows, aber sie ist auf kindliche Weise unbeherrscht und unberechenbar. Von den Erwachsenen nicht für voll genommen, erfährt sie auch schon den Spott der jüngsten Friedhofsbewohner.

Auf dem Friedhof zu leben und sich mit der Grabpflege oder als Totengräber ein paar Pesos zu verdienen, ist, wie man schon aus Medienberichten weiß, für viele Obdachlose Manilas eine lohnende Alternative zu den Slums. Sergio hat das Mausoleum bezogen, um das er sich gleichzeitig kümmert, weil darin sein ehemaliger Chef ruht. Celia liegt abends oft auf einer steinernen Gruft und hängt ihren Träumen nach oder färbt sich die Nägel mit dem Lack aus ihrem Schatz, einem Kosmetiktäschchen. Sie versteckt es in einer Gruft, die ihr in der Fantasie auch als rosa eingerichtetes Mädchenzimmer dient. Manchmal gibt es solche kurzen Einbrüche des magischen Realismus in Celias Universum, die vielleicht Ausdruck einer besonderen Begabung oder einer individuellen Weltinterpretation sind. Celia reagiert oft ungehalten, wenn ihr Unrecht widerfährt oder sie ihren Willen nicht bekommt. Dann drückt sie ein Lebensgefühl aus, das ihr Vater eher in sich hineinfrisst oder in Alkohol ertränkt.

In ruhigen Szenen wird der Alltag der Dreierfamilie aufgeblättert, bevor sich Sergio mit Celia und Habagat auf die Reise macht, um Eddie Boy zurückzuholen. Die emotionalen Beziehungen in dieser Familie und das Drama der getrennten Eltern zeichnen sich erst nach und nach anhand oft nur beiläufiger Bemerkungen ab. Der Ehefrau ist der Aufbruch in eine andere Zukunft wohl kaum zu verdenken und auch nicht, dass sie ihrem Jüngsten ein Aufwachsen in diesem Milieu ersparen wollte. Aber für Sergio sind weniger die Lebensbedingungen zentral als das Zusammensein mit seinen Kindern. Dieses Drama wird der kleine, würdevolle Mann als sein ureigenes auch an die nächste Generation weiterreichen. Jover ist ein unaufdringlich, aber genau beobachtender Spielfilm gelungen, der seinen Charakteren nahekommt, ohne lautstark über die sozialen Missstände zu lamentieren.

Da Dog Show

Sergio (Lou Veloso) ist 71 Jahre alt und wohnt mit seinen beiden Kindern in einem Mausoleum auf einem Friedhof der philippinischen Hauptstadt Manila. Er verdient den Lebensunterhalt der Familie, indem er seine beiden Hunde auf den Straßen Kunststückchen vorführen lässt. Stets legt er Geld zur Seite, um so bald wie möglich seinen jüngsten Sohn, Eddie Boy (Micko Laurente), zurückzuholen.
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