Plötzlich Papa! (2016)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Eine elterliche Rolle auf Abruf

Ein Mann, der nicht erwachsen werden will, bekommt völlig überraschend ein Baby überreicht. Es ist sein eigenes, erfährt der konsternierte Samuel (Omar Sy) von der Kindesmutter Kristin (Clémence Poésy), an die er sich kaum erinnern kann. Denn an Bettgespielinnen fehlt es nicht in seinem Leben an der Côte d’Azur, wo er Yacht-Ausflüge mit Touristen unternimmt. Nun aber soll er alleinerziehender Vater sein, von einem Tag auf den anderen. Kristin erklärt, dass es ihr nicht gut gehe und verschwindet. Samuel fliegt ihr mit dem Baby im Arm hinterher nach London, aber sie bleibt unauffindbar. Nun steht er da in der fremden Stadt und erhält von seiner Chefin auch noch telefonisch die Kündigung.

An einer U-Bahn-Rolltreppe lernt Samuel den französischen Filmproduzenten Bernie (Antoine Bertrand) kennen und lässt das Baby versehentlich zurück. Aber als ihm das auffällt, kehrt er auf schnellstem Weg zurück, mit einem filmreifen Auftritt. Bernie bietet ihm beeindruckt einen Job als Stuntman an. Nun kann das neue Leben mit Kind und Job ja beginnen. Aber die Erwartung, dass sich die Geschichte in diesen Alltag vertieft, erfüllt sich nicht ganz. Der französische Regisseur Hugo Gélin hakt die nächsten acht Jahre nämlich wie im Schnelldurchlauf ab. Nun sind das aufgeweckte kleine Schulmädchen Gloria (Gloria Colston) und Samuel ein Dreamteam geworden, das sich mit Spaß und Spiel durch den Tagesablauf hangelt. Schon die tolle Wohnung, die sich der gut verdienende Samuel leisten kann, ist wie ein Spielparadies eingerichtet.

In diesen ersten Abschnitten erweckt die Geschichte einen unausgegorenen Eindruck. Zum einen irritiert ihr übertriebener Ehrgeiz, Samuel als Tausendsassa zu präsentieren. Omar Sy, der unvergessliche Star aus Ziemlich beste Freunde, muss hier oft den Gute-Laune-Clown markieren. Zum anderen bleibt auch jetzt noch unklar, worauf die Geschichte eigentlich hinauswill. Dann aber vermisst Gloria zunehmend ihre Mutter. Samuel hat begonnen, der Tochter in Kristins Namen E-Mails zu schreiben. Und dann meldet sich Kristin tatsächlich überraschend und kommt aus New York zu Besuch. Gloria ist überglücklich. Aber nun macht Kristin Samuel die alleinige Elternrolle streitig und will sogar vor Gericht ziehen.

Die Sympathien des Films liegen eindeutig bei Samuel, der sich ja als liebender Vater längst bewährt hat. Interessanterweise aber wird Kristin, diese rätselhafte Frau, die Samuels Leben nun zum zweiten Mal auf den Kopf stellen will, nicht zur bösen Antagonistin erklärt. Sie muss ihr einstiges Versagen nicht lang erläutern und darf nun ihre mütterliche Seite wie selbstverständlich ausleben. Clémence Poésy verleiht ihr eine menschliche Glaubwürdigkeit, die sie im Grunde zur stärksten Figur des Films werden lässt. Auch Gloria Colston, die auf YouTube als Miss DJ Glo bereits ein kleiner Star ist, weiß in ihrer ersten Kinorolle zu überzeugen. Mit ihrer fröhlichen Lebhaftigkeit passt sie sehr gut zu ihrem Filmvater Omar Sy.

Es gibt eine Menge hübscher Situationskomik, aber eben auch genügend Übertreibungen, die das Sehvergnügen schmälern. Dass Glorias Schuldirektorin als Filmserienfan bestechlich ist, wirkt zum Beispiel albern. Auch lassen sich die ernsten Themen, die angeschnitten werden und bis zum Schluss für überraschende Volten sorgen, nicht so gut mit dem Anspruch, verspielt und spaßig zu wirken, vereinbaren. Schon deshalb wirkt der Inszenierungsstil ziemlich holprig. Seine relevantesten Momente erreicht der Film, wenn gezeigt wird, wie schnell Eltern in Versuchung geraten können, ihre Rechte vor das Kindeswohl zu stellen und lieber stur prozessieren, als den schwierigen Versuch einer Einigung zu unternehmen, den sich die Kinder wünschen. Dieser zeitweilige Ernst entschädigt für manche Belanglosigkeit. So lässt sich Plötzlich Papa eher als etwas widerspenstige Unterhaltung bezeichnen, denn als rundes Filmvergnügen.
 

Plötzlich Papa! (2016)

Ein Mann, der nicht erwachsen werden will, bekommt völlig überraschend ein Baby überreicht. Es ist sein eigenes, erfährt der konsternierte Samuel (Omar Sy) von der Kindesmutter Kristin (Clémence Poésy), an die er sich kaum erinnern kann. Denn an Bettgespielinnen fehlt es nicht in seinem Leben an der Côte d’Azur, wo er Yacht-Ausflüge mit Touristen unternimmt.

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