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Detlevs Bucks neuer Film versucht sich an Bezugsgrößen wie Guy Ritchie und dem unvermeidlichen Quentin Tarantino und wäre gerne eine Kinofassung von Marvin Krens formidabler Serie „4 Blocks“. Aber große Vorbilder allein machen noch keinen guten Film – oder etwa doch?

Asphaltgorillas (2018)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

X-Berg-Gangster

Vergesst Neukölln – Kreuzberg ist der heiße Scheiß! Zumindest dann, wenn es um Toughness, Street Credibility, coole Gangster aus dem Umfeld der arabischen Clans und Kleinganoven geht, die gerne den großen Reibach machen wollen. Das zumindest behauptet Detlev Bucks neuer Film Asphaltgorillas.

Im Mittelpunkt der Story steht Atris (Samuel Schneider), der sich als Handlanger des Bosses El Keitar (Kida Khodr Ramadan) durchschlägt und dabei gerne mal auf die Fresse bekommt. Als er eines Tages Frank (Jannis Niewöhner) trifft, seinen lange verschollenen Freund aus Kindertagen, scheint sich das Blatt zu wenden. Denn der fährt nicht nur einen sündteuren Lambo, sondern hat auch beste Verbindungen zu einem einflussreichen russischen Oligarchen (weil er mit dessen verwöhntem Töchterchen turtelt) – und einen Plan, wie sich ein einträglicher Falschgeldcoup durchziehen ließe. Und dann ist da noch die Begegnung mit der Diebin Bettina/Marie (Ella Rumpf), die ganz plötzlich und unversehens die Liebe in Atris’ Leben bringt, obwohl seine Eltern ihm doch eine arabische Frau vermitteln wollen und sich dafür gehörig ins Zeug legen. Außerdem treten auf und mischen mit: ein aufgepumpter arabischer Muskelprotz und etliche andere Gangmitglieder, ein Hund namens Plato, ein intellektuell nicht gerade gesegneter, aber enorm erfolgreicher Gangsterrapper namens Kotti Boss und seine schwangere Öko-Trulla, diverse Schönheiten und Stripperinnen, Georg Friedrich als österreichischer Ganove mit Hang zur Illoyalität und einige andere schräge Typen aus der Berliner Halb- und Unterwelt sowie eine beunruhigend effiziente asiatische Killerin (Uisenma Borchu). Dieses Personal wie aus dem Bilderbuch des Gangsterfilms jagt sich gegenseitig hinterher, bis niemand mehr weiß, wo das Geld (das echte wie das falsche, das schmutzige wie das saubere) eigentlich wirklich ist und wer gerade auf welcher Seite steht …

Asphaltgorillas ist ein Film, der so gerne cool wäre – und zwar vollumfänglich mit coolen Typen, coolen Sprüchen und cooler Action. Allerdings schimmern die bekannten Vorbilder und üblichen Verdächtigen hier so überdeutlich auf dem regennassen Asphalt und in den flackernden Neonröhren, dass jede neue Figur, jede noch so absurde Wendung des schlampig-fahrigen Drehbuchs wie eine Karikatur wirkt, wie der feuchte Traum eines Möchtegern-Mackers, der so gerne mit den richtig großen Jungs spielen möchte. Die sind aber längst schon ganz woanders.

Ein weiteres Problem: Asphaltgorillas setzt sich in seiner wilden Genre-Mixtur zwischen alle Stühle und fällt dabei gewaltig auf den Arsch, weil er als Komödie nicht witzig genug, als Gangster zu vorhersehbar und gaga und als Drama zu platt, lustig und angestrengt zynisch daherkommt.

Dass Buck es eigentlich besser kann und weiß, hat er vor einigen Jahren mit Knallhart bewiesen – der Film besaß allerdings etwas, woran es dem Film ebenso wie den Rhymes vom Kotti Boss erheblich mangelt: Authentizität. Und so bleibt Asphaltgorillas vor allem als gelegentlich unterhaltsames Gangsterpastiche in Erinnerung, in dessen zahlreichen Ideen sich im Grunde ein guter Film versteckt hat. Schade!

Asphaltgorillas (2018)

Basierend auf der Kurzgeschichte „Der Schlüssel“ von Friedrich von Schirach erzählt Detlev Buck in seinem neuen Film von dem Kleinganoven Atris, der keine Lust mehr hat, für den Unterweltboss El Keitar zu arbeiten. Als plötzlich sein Freund Frank mit einem fetten Sportwagen vor ihm steht, wittern die beiden eine Chance, endlich groß rauszukommen. Doch dann entgleitet ihnen der Coup und sie verstricken sich in einen Strudel, aus dem es kein entkommen mehr gibt. 

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Meinungen

André · 01.09.2018

**ICH MUSSTE DEN SAAL VORZEITIG VERLASSEN**
Eigentlich mache ich sowas ja nicht, also Filme so böse kritisieren, aber... Dieser Film ist wirklich unfassbar debiler Bullshit!!! Kaum zu glauben, dass ein etablierter Regisseur mit wirklich guten Filmen auf der Rolle, so eine schlechte Arbeit abliefern kann. Ein unerträglich schlechtes Buch, gespielt von einem Ensemble aus Darstellern, die mit dem Beruf Schauspieler ungefähr genauso viel gemein haben, wie ein Gorilla mit einem Goldhamster. Dieser Film ist wirklich der schlechteste Film, den ich seit Jahren im Kino gesehen habe. Das hätte den Förderanstalten beim groben überfliegen des Drehbuchs aber sicherlich auffallen können. ***Gute Nacht***

Frobin Jojo · 28.08.2018

Bravo! Endlich einmal keine Lobeshymne auf diesen Poser- und Möchtegern-Film, bei dem Buck zeigt, dass er in pseudo-coolen Klischees seiner Jugendfilme stecken geblieben ist. Der Bezug zu Guy Ritchie ist sowas von notwendig und der Hinweis auf das Scheitern an diesen Vorbildern ebenso (im Gegensatz zu einer absurden Lobeshymne auf filmstarts, die hier John Wick Filme ins Spiel bringt ???).

Dieser Absatz bringt den Film total auf den Punkt:
"Asphaltgorillas ist ein Film, der so gerne cool wäre – und zwar vollumfänglich mit coolen Typen, coolen Sprüchen und cooler Action. Allerdings schimmern die bekannten Vorbilder und üblichen Verdächtigen hier so überdeutlich auf dem regennassen Asphalt und in den flackernden Neonröhren, dass jede neue Figur, jede noch so absurde Wendung des schlampig-fahrigen Drehbuchs wie eine Karikatur wirkt, wie der feuchte Traum eines Möchtegern-Mackers, der so gerne mit den richtig großen Jungs spielen möchte. Die sind aber längst schon ganz woanders."

Dennis · 25.08.2018

Der author von diesem review hat kein plan und kein geschmack. Lustigster film 2018...wenn man ihn versteht! Die stilmittel suchen ihresgleichen und die action is glaubwuerdiger als in den meissten hollywood streifen!