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Ein Mann, der jede Gelegenheit nutzt, um seine Mitmenschen zu foppen, gibt sich spontan als Rollstuhlfahrer aus. Dumm nur, dass die attraktive Frau, die ihm auf einer Einladung vorgestellt wird, ebenfalls im Rollstuhl sitzt. Was wird er schneller verlieren: sein Gesicht oder sein Herz?

Liebe bringt alles ins Rollen (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ein dummer Streich mit amüsanten Folgen

Jocelyn (Franck Dubosc) ist ein Witzbold, dem es Spaß macht, seine Mitmenschen mit kleinen Streichen oder falschen Behauptungen aus der Reserve zu locken. Dabei wirkt der Mann um die 50 seriös wie ein Geschäftsführer, und ein solcher ist er auch. Nur seine lebhaft blauen Augen verraten den Schalk, der ihm im Nacken sitzt. Aber sein jüngster Einfall geht all seinen Vertrauten, die davon erfahren, zu weit.

Jocelyn hat nämlich aus einer spontanen Laune heraus beschlossen, sich als Rollstuhlfahrer auszugeben, um mit der jungen Pflegerin Julie (Caroline Anglade) anzubandeln. Sie kommt ins Haus seiner verstorbenen Mutter, um sich als neue Nachbarin vorzustellen, und trifft ihn zufällig im Rollstuhl der Mutter an. Jocelyn lässt sie gerne etwas für ihn vom Boden aufheben, um den Blick auf ihr Dekolleté zu genießen. Und er fährt schon bald im Rollstuhl zu ihrer Wohnung, um sie wiederzusehen. Julie aber springt auf seinen Charme nicht recht an, schon weil sie ihn als zu alt für sich empfindet. Sie lädt ihn aber zum Grillen zu ihren Eltern ein, und dort erst erfährt Jocelyn, der umständlich seinen Rollstuhl aus dem entfernt geparkten Sportwagen gezogen hat, warum. Julie will Jocelyn mit ihrer älteren Schwester Florence (Alexandra Lamy) verkuppeln, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt!

So nimmt eine sehr vergnügliche romantische Komödie ihren Lauf, mit der der französische Schauspieler und Stand-up-Comedian Franck Dubosc sein Kinoregiedebüt gibt. Jocelyn ist nicht immun gegen die Reize der fröhlichen und selbstbewussten Florence, nur verpasst er regelmäßig jede Gelegenheit, ihr seinen geschmacklosen Scherz zu beichten. Sein bester Freund, der Arzt Max (Gérard Darmon), sein Bruder Lucien (Laurent Bateau) und sogar seine Sekretärin Marie (Elsa Zylberstein) raten ihm dringend, Florence endlich die Wahrheit zu sagen. Da hat sich Jocelyn längst in Florence verliebt und überlegt krampfhaft, ob vielleicht eine Reise nach Lourdes helfen könnte, Wunderheilung und so …

Französische Komödien sind nicht ohne Grund auch in Deutschland sehr beliebt. Die Filmemacher lassen sich einiges einfallen, um das Genre jung und interessant zu halten. Auch auf dem Gebiet der romantischen Komödie bekommen neue bis skurrile Ideen regelmäßig ihre Chance. In Mit dem Herz durch die Wand verlieben sich zwei Nachbarn im Laufe ihres Kleinkriegs aufgrund von Lärmbelästigung, ohne sich gesehen zu haben. In Monsieur Pierre geht online schickt ein alter Mann einen jungen vor, um die Frau zu daten, mit der er im Internet einen romantischen Frühling erlebt. In Voll verschleiert gibt sich ein Mann als Frau im Tschador aus, um seine von ihrem strenggläubigen muslimischen Bruder abgeschottete Freundin besuchen zu können. Mein ziemlich kleiner Freund, ein Remake eines argentinischen Films, geht den Problemen nach, die eine Frau mit der Körpergröße ihres Lovers hat. 

Auch Liebe bringt alles ins Rollen wandelt auf einem schmalen Grat zwischen Inspiration und Blödsinn und verhehlt dabei nicht die Absicht, einfach nur locker unterhalten zu wollen. Das gelingt wunderbar, gerade weil die Geschichte angenehm aufgeraut wirkt. Aus dem Charakter Jocelyn wird man nicht so recht schlau, er ist ein Frauenheld, dem der stromlinienförmige Erfolg in seinem Leben irgendwie zu langweilig ist. Florence entspricht so überhaupt nicht dem Klischee einer leidgeprüften Behinderten. Sie ist Konzertviolinistin, spielt Tennis und verfügt über einen Humor, der Jocelyn ganz schön herausfordert. Auch die etwas schräge Art und Weise, wie sich Jocelyns junge Sekretärin Marie ins Geschehen einbringt, erhöht den Filmgenuss. Dubosc hat ein Talent für Situationskomik, das schon allein die Szene zeigt, in der Florence Jocelyn überraschend in seinem Büro besucht, in dem sich kein Rollstuhl befindet. 

All diese humorvollen Eigenschaften des Films würden verpuffen, gäbe es nicht diese hervorragenden französischen Schauspieler. Vor allem Alexandra Lamy beeindruckt mit ihrer souveränen Darstellung der Florence und der natürlichen Eleganz, mit der sie nicht nur ihre Figur, sondern die ganze Geschichte gegen die Klippen des Klamauks wappnet. Dieses filmische Amüsement funktioniert jedenfalls, ohne dass sein Niveau störende Aufmerksamkeit beansprucht, weil es zu bemüht oder zu dämlich wäre.

Liebe bringt alles ins Rollen (2018)

Jocelyn, erfolgreicher Geschäftsmann, Egomane, überzeugter Frauenfeind und sich seiner selbst überdrüssig, findet sich plötzlich frisch verliebt wieder. Mit einem kleinen Trick hat er die junge hübsche Frau verführt und für sich gewonnen: Er hat sich als gehbehindert ausgegeben. Alles läuft perfekt — bis ihm eines Tages seine neue Freundin ihre Schwester vorstellt, die seit Geburt im Rollstuhl sitzt…

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