Blood Simple

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der Auftakt der Coen-Crew

Aus dem Jahre 1984 stammt dieses Spielfilmdebüt der mittlerweile berühmt-berüchtigten Coen-Crew, die sich seit diesem gelungenen Auftakt mit ihrem heftigen, schrägen Stil eine begeisterte Fan-Gemeinde erdreht hat. Blood Simple, der 1985 in den deutschen Kinos unter dem Titel Blood Simple – Eine mörderische Nacht zu sehen war, wurde unter anderem 1986 mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet und gewann 1985 den Großen Preis der Jury beim Sundance Film Festival. Als Regisseur dieses seltsamen Thrillers ohne Jugendfreigabe wird offiziell der drei Jahre ältere Joel Coen angegeben, doch er entstand in enger Zusammenarbeit mit seinem Bruder Ethan, mit dem er gemeinsam auch das Drehbuch schrieb sowie den Film produzierte.
Nachts auf einer einsamen Landstraße im provinziellen Texas fährt der coole, attraktive Ray (John Getz), der in einer Bar arbeitet, Abby (Frances McDormand), die Frau seines exzentrischen Chefs Marty (Dan Hedaya) irgendwohin. Dabei entspinnt sich zwischen ihnen ein knappes Gespräch über Marty und seine schwierige Beziehung zu Abby, in dessen Verlauf unvermittelt die Möglichkeit in der Luft hängt, dass Ray und die lebenshungrige Abby etwas miteinander anfangen könnten, doch Ray verwirft diese Vorstellung als zu komplikationsreich. Als der Wagen kurz hält, wird beiden bewusst, dass sie eventuell verfolgt werden, doch das andere Auto ist ihnen unbekannt und fährt an ihnen vorüber. Abby bemerkt bei dieser Gelegenheit ein Motel am Straßenrand, und Rays anfänglicher Widerstand entpuppt sich als wenig strapazierbar.

Dass sie tatsächlich von dem schmierigen, verschlagenen Privatdetektiv Loren Visser (M. Emmet Walsh) beschattet wurden, erfährt der Zuschauer bald darauf, während Ray und Abby der kühle Morgen im Motel erwischt. Visser wurde von Abbys Mann Marty beauftragt, seine Frau zu beobachten, um Beweise für eine vermutete Untreue zu beschaffen, und der unangenehme Schnüffler bringt ihm in der Tat ausführlichstes Material der Liebesnacht im gemieteten Bett. Ist Marty auch ein aufbrausender Charakter, kostet es ihn einen zähen, langen Kampf, diese Deutlichkeiten zu bewältigen, und dieser Prozess gährt wie tödliches Gift in seinen Sinnen, so dass kein Zweifel daran besteht, dass hier noch eine Explosion oder eine tückische Finte zu erwarten ist.

Innerhalb der Vierer-Konstellation Abby, Ray, Marty und Visser kommt es zu einigen heftigen Konfrontationen, deren Komplexität den Figuren selbst jedoch verborgen bleibt und in die auch der Barmann Meurice (Samm-Art Williams) verstrickt ist. Dabei liegt die Konzentration auf den Aktionen und Reaktionen der Protagonisten, deren Anzahl sich im Verlauf der Dramaturgie spannend reduziert, bis sich ein Paar zum finalen Showdown gegenübersteht.

Die pfiffige Low Budget Produktion Blood Simple stellt in vielerlei Hinsicht ein Vergnügen dar, das sich hauptsächlich aus der aufregend konstruierten Dramaturgie, den prägnanten Charakteren und den charmanten Details zusammensetzt, denen häufig auch ein zynischer Moment anhaftet. Betrachtet man die außergewöhnlich erfolgreiche Entwicklung der Coen-Crew mit Filmen wie Barton Fink (1991), The Big Lebowski (1998), O Brother, Where Art Thou (2000) und kürzlich No Country for Old Men (2007) sowie Burn after Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? / Burn after Reading (2008), so ist ihr Debüt von 1984 für seine Zeit und darüber hinaus ein ganz hervorragender Film, der die Tendenzen ihrer zukünftigen Ausrichtung zwar andeutet, aber erst eine kleine Kostprobe davon repräsentiert.

Blood Simple

Aus dem Jahre 1984 stammt dieses Spielfilmdebüt der mittlerweile berühmt-berüchtigten Coen-Crew, die sich seit diesem gelungenen Auftakt mit ihrem heftigen, schrägen Stil eine begeisterte Fan-Gemeinde erdreht hat.
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