Eine Reise für die Liebe (2017)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Rundreise mit Hindernissen

Imtiaz Alis jüngste Romantic Comedy hat während der Produktion gleich mehrfach den Namen gewechselt. Mal hieß sie The Ring, mal Rahnuma, mal Raula. Der Titel, der es schlussendlich geworden ist, klingt vertraut. Mit When Harry Met Sally… (1989) hat der turbulente Roadtrip allerdings nur zwei einander lustvoll abgeneigte Protagonisten gemein. Außerdem legt Jab Harry met Sejal auch ähnlich flott wie Rob Reiners Komödienklassiker los.

Harinder Singh Nehra (Shah Rukh Khan) hat am Amsterdamer Flughafen mit guter Miene zum öden Spiel soeben eine indische Reisegruppe erfolgreich in den Flieger verfrachtet. Nach außen ist der Touristenführer stets happy, tief im Innern hasst er sich selbst, seinen Job und seine Kunden. Als Sejal Zaveri (Anushka Sharma), die gerade noch den Heimweg antrat, plötzlich vor seinem Cabrio steht, ist er folglich wenig erfreut. Nach einem Streit mit ihrem Verlobten ist die Juristin in letzter Minute aus dem Flugzeug gestiegen. Harinder, den alle nur Harry nennen, soll ihr bei der Suche nach ihrem Verlobungsring helfen, den sie während des Trips mit Harrys Gruppe verloren hat. Wo genau, weiß Sejal nicht. Und so führt die Suche von der Hauptstadt der Niederlande über die Tschechiens, Ungarns und Portugals bis nach Frankfurt am Main.

Regisseur und Drehbuchautor Ali setzt auf Gegensätze. Sejal ist smart, aber oberflächlich, ein wenig naiv, aber nie auf den Mund gefallen, selbstverliebt und doch liebenswert, weil sie zwar kräftig austeilt, aber nie unter die Gürtellinie zielt. Das Liebenswerteste an Harry ist vermutlich sein Aussehen. Der in die Jahre gekommene Frauenheld, der sich unverblümt als „billigen Halunken“ bezeichnet, badet gern in Selbstmitleid, weil ihn seine Flirts mit Kundinnen bereits viermal den Job gekostet haben. Während Sejal aus feinem Hause stammt, war Harry in Indien einst ein Landwirt. Wo die Reise dieser beiden hinsteuert, was sie tatsächlich suchen und was sie am Ende finden werden, ist schon hier jedem klar, der mehr als eine romantische Komödie mit gutem Ausgang gesehen hat. Entscheidend ist nicht die Frage, wie Jab Harry met Sejal endet, sondern wie der Film dorthin gelangt. Es hätte eine rasante, erfrischende Fahrt werden können. Denn als die Gegensätze in den ersten Minuten aufeinander prasseln, feurige Blicke und scharfzüngige Sätze getauscht werden, sprühen die Funken. Danach biegt Imtiaz Ali ein paar Mal zu häufig falsch ab.

Für die mehr als zwei Stunden, die im Anschluss folgen, brauchen die Zuschauer jede Menge Geduld. Geduld mit dem Tempo, das die erste Tanz- und Gesangseinlage 50 Minuten hinauszögert – immerhin in kräftigen Farben vor Prags traumhafter Kulisse. Geduld mit dem Drehbuch, das mehr auf Klischees denn auf Realismus setzt und Europa lediglich als hochglanzpolierte Fototapete benutzt, vor der es seine Romanze abspult, ohne sich wirklich für die Städte und deren Bewohner zu interessieren. Geduld mit den Charakteren, deren progressive Konstellation sich immer mehr zu einer regressiven wandelt, als es Sejal nurmehr darauf ankommt, ihren Wert im Gegensatz zu anderen Frauen zu ermitteln, Harry zu gefallen und von ihm geliebt zu werden. Letztlich ist ihre Liebe über (Klassen-)Schranken hinweg dann aber wohl doch fortschrittlicher, als es uns scheinen mag. Geduld mit den Schauspielern, weil Shah Rukh Khan allzu schnell auf Autopilot schaltet und Anushka Sharma mit ihrem Charme und einem gewinnenden Lächeln manche misslungene Szene retten muss. Und nicht zuletzt braucht das Publikum viel Geduld mit dem Regisseur, der das Erzähltempo selten an den richtigen Stellen drosselt und anzieht. Trotzt einer beträchtlichen Laufzeit zieht sich Imtiaz Ali wiederholt mit Montagesequenzen und Dialogen aus der Affäre, um das Näherkommen seiner Protagonisten mehr zu behaupten, als es zu zeigen. Ein wirkliches Mitfiebern, ein sich mit den und in die Figuren Verlieben fällt dadurch schwer.
 

Eine Reise für die Liebe (2017)

Imtiaz Alis jüngste Romantic Comedy hat während der Produktion gleich mehrfach den Namen gewechselt. Mal hieß sie „The Ring“, mal „Rahnuma“, mal „Raula“. Der Titel, der es schlussendlich geworden ist, klingt vertraut. Mit „When Harry Met Sally…“ (1989) hat der turbulente Roadtrip allerdings nur zwei einander lustvoll abgeneigte Protagonisten gemein. Außerdem legt „Jab Harry met Sejal“ auch ähnlich flott wie Rob Reiners Komödienklassiker los.

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