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Sein Name ist English, Johnny English, und der britische Geheimdienst MI7 benötigt zum dritten Mal seine Dienste als Ersatz-Agent. Der dritte Kinofilm mit Rowan Atkinson als Bond-Parodist verspricht wieder Slapstick und Action-Klamauk, diesmal zum spannenden Thema analoge versus digitale Spionage.

Johnny English - Man lebt nur dreimal (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der Agent, der kein Smartphone haben will

Mit dem englischen Komödiendarsteller Rowan Atkinson verbinden Zuschauer in aller Welt hauptsächlich zwei ikonische Rollen. Die TV-Serie Mr. Bean hat schon mit ihren zahllosen Wiederholungen dafür gesorgt, dass manche Zeitgenossen die Abenteuer des titelgebenden Tollpatschs auswendig herunterbeten können.

Auch Atkinsons Bond-Parodien als MI7-Geheimagent Johnny English sind bei seinen Fans bereits legendär. Dabei wurde der 2003 erschienene Kinofilm Johnny English – Der Spion, der es versiebte von einer Serie von Werbefilmen für eine Kreditkarte in den 1990er Jahren inspiriert, die im Gewand einer Agentenpersiflage daherkam. Sie brachte dem Darsteller Atkinson einen Bafta Advertising Award ein. 

Atkinsons Slapsticknummern als Anti-Bond English, der 2011 noch einen zweiten Leinwandauftritt mit dem Titel Johnny English – Jetzt erst recht! bekam, sind ja ziemlicher Klamauk. Und doch reizen sie nicht nur die größeren Kinder im Publikum, sondern auch Leute mit Sinn für physische Comedy zum Lachen. Nun führt in einem weiteren Agenten-Abenteuer mit dem Titel Johnny English – Man lebt nur dreimal David Kerr Regie, der Komödienserien wie That Mitchell and Webb Look fürs Fernsehen inszenierte. Und er macht seine Sache ziemlich gut. Johnny Englishs dritter MI7-Einsatz ist sogar spaßiger als sein voriger. Das Drehbuch von William Davies schlägt nämlich einige wirklich lustige Funken aus der thematischen Gegenüberstellung von analoger und digitaler Spionagetechnik. 

Wie immer holt der MI7 English ins Boot, wenn eine äußerst wichtige Mission ansteht und leider gerade kein anderer Agent aufzutreiben ist. Ursprünglich war der verschlagen dreinblickende Mann mit dem Mausgesicht ja in einem Büro des Geheimdienstes tätig, als ihn das Schicksal in die Fußstapfen seines Idols Agent One, der seinen Mantel souverän durch den Raum auf den Kleiderständer warf, treten ließ. English bekam nach der Mission zwar den Ritterschlag, fiel dann aber bald als Versager in Ungnade. Man holte ihn in der Not einmal wieder zurück – in diesen Filmen ist der ganze MI7 nicht der hellste Verein -, setzte ihn wieder konsterniert vor die Tür.

Nun sind einige Jahre vergangen, in denen English nicht mehr im Geschäft ist, sondern als Geografielehrer an einem Internat unterrichtet. In Wirklichkeit aber bringt er seinen gelehrigen Schülerinnen und Schülern alles bei, was ein Agent so wissen muss: die Tarnung, das Abseilen aus dem Fenster, den verführerischen Blick mit dem Cocktailglas in der Hand. Der MI7 erinnert sich auch nicht wirklich an ihn, vielmehr ist er ein Name in der Kartei, und zwar einer der ganz wenigen, die von einer desaströsen Cyber-Attacke auf den Spionagedienst verschont blieben. Fünf Tage vor dem Gipfeltreffen der G12-Staaten, das die britische Premierministerin (Emma Thompson) in Schottland ausrichten wird, hat ein unbekannter Hacker die Identitäten aller aktiven Agenten im Internet publik gemacht.

English hat die digitale Aufrüstung des MI7 und weitgehend auch die der ganzen Gesellschaft nicht mitbekommen. Als ihm bei der traditionellen Aushändigung der Gagdets ein Smartphone offeriert wird, wirft er es geringschätzig in den Müll. English setzt auf die guten alten Werte – er verlangt eine Pistole und den schnittigen roten Aston Martin als Fahrzeug – ein wahrer Oldtimer im Geheimdienst-Fuhrpark. Und er holt seinen treuen Assistenten Bough (Ben Miller) wieder an Bord, der schon im Originalfilm von 2003 zu richten versuchte, was der Meister verbockte. In der Rolle der schönen, mysteriösen Agentin Ophelia tritt Olga Kurylenko auf, die 2008 in James Bond 007 - Ein Quantum Trost das Bond-Girl spielte und der nun English merkwürdige Blicke zuwirft, weil er sich für unwiderstehlich hält.

Das Duo English und Bough fährt an die französische Riviera, denn von dort soll der Cyber-Angriff gestartet worden sein. English beginnt seinen Slapstick-Feldzug als Kellner getarnt in einem Edelrestaurant. Aber er kommt nach England zurück mit einem Verdacht, der gar nicht mal verkehrt ist: Für den Cyberangriff soll der Silicon-Valley-Milliardär Jason Volta (Jake Lacy) verantwortlich sein. Die Premierministerin findet den Verdacht allerdings indiskutabel – sie ist gerade dabei, Voltas Offerte, sich als Experte um die Datensicherheit des ganzen Landes zu kümmern, anzunehmen. Volta giert nach den gesamten Daten der öffentlichen Hand nicht nur Britanniens, sondern auch der anderen Gipfelteilnehmer. Wenn dieser siegessichere Computerexperte English als Tölpel verlacht, hat er zwar oft allen Grund dazu. Aber was English unberechenbar und gefährlich macht, sind seine Eigenwilligkeit und der Zufall, der ihm oft in die Hände spielt.

Den komödiantischen Höhepunkt erreicht die muntere Action mit einer köstlichen Sequenz, in der English die VR-Brille aufsetzt. Er soll sich mit den Räumlichkeiten in Voltas Domizil vertraut machen. Allerdings bleibt er in Wirklichkeit nicht auf der Stelle stehen, sondern tritt hinaus auf die Straße, wo er harmlose Bürger attackiert, vermeintlich Aggressoren in Voltas Haus bekämpfend. Schon wegen dieser hervorragenden Passage fällt der Gesamteindruck der Komödie positiv aus, aber es gibt auch noch ein paar andere lustige Momente. Die Handlung bleibt trotz gelegentlicher satirischer Seitenhiebe auf den Zeitgeist und seine Gadgets klamaukig, aber Rowan Atkinson kehrt als Meister dieses Metiers seine positiven Seiten hervor.

Johnny English - Man lebt nur dreimal (2018)

Johnny English ist zurück, um erneut die Welt zu retten.

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Meinungen

Vaska · 18.10.2018

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