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In einer Welt, in der Puppen und Menschen mehr schlecht als recht zusammenleben, müssen ein plüschiger Privatdetektiv und eine burschikose Polizistin eine rätselhafte Mordserie aufklären. Weiß die komödiantische Noir-Hommage zu unterhalten?

The Happytime Murders (2018)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Puppentheater zum Vergessen

Ein ungehobelter Puppenkrimi für Erwachsene. Inszeniert vom Sohn des Muppet Show-Erfinders Jim Henson. Konzipiert als Hommage an den klassischen Film noir. Und besetzt mit der Komödienallzweckwaffe Melissa McCarthy. „The Happytime Murders“ lässt auf ein originell-unkonventionelles Vergnügen hoffen, erweist sich jedoch als handfestes Humordesaster, das mit den immer gleichen Provokationen für gähnende Langeweile sorgt.

In einer Welt, in der Menschen und Puppen zusammenleben, Letztere aber von Ersteren wie Dreck behandelt werden, verdingt sich das Plüschwesen Phil Philips (deutsche Stimme: Dietmar Wunder) als Privatermittler und nimmt gleich zu Beginn den Auftrag einer Nymphomanin an, die sich vor einem unbekannten Erpresser fürchtet. Seine Spürnase führt den Detektiv in einen zwielichtigen Puppen-Pornoshop, in dem er ganz unverhofft Zeuge eines Massakers wird. Das Verbrechen ruft die kesse Polizistin Connie Edwards (Melissa McCarthy) auf den Plan, mit der der einst für das LAPD tätige Phil bis zu einem verhängnisvollen Schusswechsel ein schlagkräftiges Team gebildet hat. Seit diesem Vorfall können sich die beiden nicht mehr ausstehen, müssen aber nach einem weiteren brutalen Mord auf Drängen von Lt. Banning (Leslie David Baker) gemeinsam nach dem Täter suchen. Allem Anschein nach hat der es auf die Stars des früheren Serienhits The Happytime Gang abgesehen.

Der von Phils nachdenklichem Voice-over-Kommentar begleitete Einstieg ist vielversprechend, da Regisseur Brian Henson (Muppets – Die Schatzinsel) und Drehbuchautor Todd Berger (It’s a Disaster – Bist du bereit?) mit den Erzählmechanismen und den Motiven des Noir-Kinos spielen und außerdem sozialkritische Töne anschlagen. Tagein, tagaus sehen sich die Puppen, auch „Stoffis“ genannt, mit Hass und Ausgrenzung konfrontiert. Ein Verweis auf den in der Realität leider überall erstarkenden Rassismus. Ins Visier nehmen die Macher darüber hinaus den Schönheitswahn im Showgeschäft und die noch immer weit verbreitete Abwertung von Frauen. Spannende Ansätze, die den recht uninspirierten, routinemäßig abgespulten Kriminalfall auf eine andere Ebene heben könnten.

Dafür hätte es allerdings mehr gebraucht als fadenscheinige Einwürfe und kleine Randbemerkungen, die ständig von lauten und derben Genitalwitzen untergraben werden. Derbe Sprüche müssen nicht per se ermüdend sein, sind aber schnell eine Zumutung, wenn partout keine Variation zu entdecken ist. Auf einigen semi-lustigen Scherzen reitet The Happytime Murders unendlich lange herum, während manche Slapstick-Einlagen derart vorhersehbar ausfallen, dass man es fast nicht glauben mag. Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang eine Szene, in der Edwards eine Tür eintreten will, an diesem Unterfangen jedoch kläglich scheitert. Witz und Timing sucht man nicht nur an dieser Stelle vergebens.

Ärgern kann man sich vor allem darüber, dass Melissa McCarthy ihr Talent erneut an einen Film verschwendet, der sie in eine eindimensionale Trampel-Rolle zwängt. Connie Edwards ist vielleicht nicht ganz so albern wie einige ihrer letzten Komödienfiguren. Platte und fragwürdige Zoten auf ihre Kosten gibt es aber wieder reichlich.  Besonders amüsant ist es sicher nicht, dass der Polizeibeamtin mehrfach ihr angeblich maskulines Aussehen unter die Nase gerieben wird – was die zwischendurch aufblitzende Kritik an misogynen Denkweisen und Aussagen in Übrigen als Alibi-Diskussion entlarvt.

Ohne Abstriche lässt sich im Grunde nur die technisch überzeugende Integration der Puppen in die reale Menschenwelt lobend erwähnen, die während des Abspanns ein wenig in den Fokus rückt. Dass eben diese Einblicke hinter die Kulissen zu den besten Momenten des ganzen Films gehören, sagt alles über die Qualität dieses komplett missratenen Puppentheaters für Erwachsene aus.

The Happytime Murders (2018)

„The Happytime Murders“ ist eine Mordgeschichte, die in einer Welt spielt in der Menschen und Puppen gleichzeitig existieren, doch die Puppen nur als zweitklassig gelten. Als die Puppendarsteller einer berühmten 80er Jahre TV-Serie nach und nach ermordet werden, nimmt sich ein in Ungnade gefallener Ex-Polizist der Sache an.

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