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Wieder sind die Dinos los! Kann der Spanier Juan Antonio Bayona, der zuletzt das berührende Fantasy-Drama „Sieben Minuten nach Mitternacht“ inszenierte, seine Fähigkeiten auch im spektakelreichen „Jurassic-World“-Universum zur Geltung bringen?

Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Rettet die Dinos!

Dass sich ein erzählerischer Anspruch und ein umfangreicher Einsatz von Spezialeffekten nicht ausschließen müssen, bewies Juan Antonio Bayona zuletzt eindrucksvoll in der mit Fantasy-Elementen gespickten, tief berührenden Romanadaption Sieben Minuten nach Mitternacht. Ein Umstand, der für die Fortsetzung des passabel unterhaltsamen, aber schematischen Dinosaurier-Blockbusters Jurassic World nur das Beste hoffen ließ. Sein Gespür für stimmungsvolle Bilder demonstriert der Spanier einmal mehr, verheddert sich allerdings auch in den narrativen Fallstricken des Abenteuerkinos Hollywoodscher Prägung.

Drei Jahre nachdem der gigantische Urzeitechsen-Themenpark auf der pazifischen Isla Nublar von seinen tierischen Bewohnern verwüstet und von den Menschen verlassen wurde, bedroht ein anstehender Vulkanausbruch die nun auf dem Eiland frei lebenden Dinosaurier. Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), einst Managerin der Freizeitstätte, setzt sich leidenschaftlich für ihre Rettung ein, und ist hocherfreut, als sie erfährt, dass der schwerreiche Benjamin Lockwood (James Cromwell), ein früherer Geschäftspartner des ersten Jurassic-Park-Gründers John Hammond, die Riesenechsen in einen Schutzraum umsiedeln will. Helfen sollen dabei auch Claire und ihr Ex-Freund Owen Grady (Chris Pratt), der sich als Velociraptoren-Trainer hervorgetan hat. Nach seiner Ankunft auf der Isla Nublar muss das Gespann, das von der Tierärztin Zia Rodriguez (Daniella Pineda) und dem Technikexperten Franklin (Justice Smith) begleitet wird, erkennen, dass im Hintergrund finstere Machenschaften ablaufen.

Haben nicht auch Tiere, selbst wenn sie durch Gentechnik erschaffen wurden, ein Recht auf Leben? Warum will der Mensch immer wieder Gott spielen? Und weshalb kann er mit seinen Schöpfungen nicht verantwortungsvoll umgehen? Schon im ersten Akt wirft Jurassic World: Das gefallene Königreich, der fünfte Teil der Jurassic Park-Reihe, interessante, in vorherigen Kapiteln bereits angerissene Fragen auf. Dummerweise verlieren die Macher diese aber sehr schnell wieder aus dem Blick und begnügen sich mit blockbustergerechten, wenig tiefschürfenden Schlagworten. Forscherhybris und kapitalistische Gier sind Antriebsfedern des Plots, treten zugunsten einer mitunter überzogen pathetischen Attraktionsdramaturgie jedoch meistens in den Hintergrund.

Wie man es aus vielen hochpreisigen Abenteuerfilmen kennt, legt das von Vorgänger-Regisseur Colin Trevorrow und Derek Connolly verfasste Drehbuch keinen großen Wert auf eine raffinierte Handlungskonstruktion oder eine ambivalente Figurenzeichnung. Vielmehr erlauben sich die Autoren häufig bequeme Lösungen für die Notlagen ihrer Helden und setzen vor allem auf Typisierungen. Verglichen mit Jurassic World gerät die Darstellung Claire Dearings allerdings weniger sexistisch. Lief die als jobfixiert charakterisierte Parkmanagerin 2015 noch die ganze Zeit, selbst in unwegsamem Gelände, mit hohen Absätzen herum und musste wiederholt vom zupackenden Grady gerettet werden, trägt sie im Sequel endlich vernünftiges Schuhwerk und bekommt nun etwas mehr Aktionsraum spendiert. Komplett auf Augenhöhe begegnen sich Claire und Owen allerdings noch immer nicht, da der Velociraptoren-Trainer unter dem Strich ein ganzes Stück lässiger agieren darf als seine Mitstreiterin. Etwas klischeehaft erscheint überdies die Rolle Franklins, dessen Nerd-Eigenschaften regelmäßig für humorige Zwischentöne herhalten müssen. Beispielhaft für die schludrige Skriptarbeit sind nicht zuletzt die hastig eingeworfene, wenig wirkungsvolle Enthüllung des Geheimnisses rund um Lockwoods Enkeltochter Maisie (Isabella Sermon) und die Tatsache, dass die von Geraldine Chaplin verkörperte Haushälterin Iris recht plump aus der Geschichte verabschiedet wird.

Dass man wenigstens einige Drehbuchdefizite verschmerzen kann, liegt an den Inszenierungsfertigkeiten des Regisseurs, der gleich in der düsteren Auftaktsequenz seine Liebe zum Horrorfilm demonstriert. Immer wieder kitzeln Schattenspiele an den Nerven. Gelegentlich eingestreute Suspense-Momente verleiten zum Mitfiebern. Suggestive Kamerafahrten ziehen den Betrachter in das Geschehen hinein. Und kleine Schockeffekte dürften einige Zuschauer, zumindest leicht, aus der Fassung bringen. Gerade in der zweiten Hälfte, die größtenteils in einer riesigen, unheimlichen Villa spielt, kommen Erinnerungen an Bayonas preisgekröntes Kinodebüt, den Gruselfilm Das Waisenhaus, auf. Auch in puncto Action und Spektakel lässt sich der Spanier nicht lumpen und setzt sein Multi-Millionen-Dollar-Budget – etwa beim fulminanten Vulkanausbruch auf der Isla Nublar – gewinnbringend ein. Da man heute jedoch mit bestechend animierten Computerbildern überhäuft wird, fehlt der gegen Ende etwas langatmigen Jurassic World-Fortsetzung zweifellos der staunenswerte Charakter von Steven Spielbergs Jurassic Park, dem ersten Film der wirkmächtigen Dinosaurier-Reihe.

Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018)

Noch sind nahezu keine Details über die Handlung von „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ bekannt. Fest steht hingegen schon die Besetzung: Neben Bryce Dallas Howard und Chris Pratt sowie Toby Jones wird vor allem Jeff Goldblum zu sehen sein, der ja bereits in Steven Spielbergs erstem Teil aus dem Jahre 1993 eine wichtige Rolle spielte.

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