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Mit seiner Horror-Fortsetzung verneigt sich Regisseur Johannes Roberts vor dem Slasher-Kino der 1980er Jahre. Kann er auch an die Intensität von Bryan Bertinos Terrorhit The Strangers anknüpfen?

The Strangers: Opfernacht (2018)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Tödlicher Spaß

Auch wenn das Home-Invasion-Subgenre bereits 2008 reichlich ausgelutscht erschien, gelang dem damaligen Spielfilmdebütanten Bryan Bertino (The Monster) mit dem simpel gestrickten, aber hochgradig intensiven Terrorstreifen The Strangers ein kleiner Überraschungserfolg. Dank einer effizienten, auf Spannung getrimmten Inszenierung und einer ordentlichen Einführung seiner Protagonisten konnte der junge Regisseur und Drehbuchautor das Publikum zum Mitfiebern verleiten.

Trotz durchaus beachtlicher Kinoeinnahmen taten sich die Produzenten danach – anders als im Horrorgenre üblich – lange Zeit mit einer Fortsetzung schwer. Erst jetzt, 10 Jahre nach dem Original, legt 47 Meters Down-Schöpfer Johannes Roberts das von manchen Zuschauern heiß erwartete Sequel vor, das auf einer Vorlage von Bertino und Ben Ketai (The Forest) basiert. 

Die rebellische Kinsey (Bailee Madison) ist restlos bedient, da ihre Eltern Cindy (Christina Hendricks) und Mike (Martin Henderson) fest entschlossen sind, ihre widerspenstige Tochter auf ein Internat zu schicken. Bevor sich ihr Lebensmittelpunkt verlagert, muss die Jugendliche zu allem Überfluss auch noch mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrem Bruder Luke (Lewis Pullman) einen Abstecher zu einem in der Pampa gelegenen Wohnwagenpark machen, der von Verwandten betrieben wird. Schon kurz nach ihrer Ankunft kommt es zu ersten Irritationen. Doch niemand ahnt, dass Kinsey und Co nur wenig später in ein grausames Katz-und-Maus-Spiel hineingezogen werden. Die aus dem ersten Teil bekannten maskierten Psychopathen eröffnen abermals die Jagd und zeigen sich von ihrer fiesesten Seite. 

Dass die wie ausgestorben wirkende, gespenstisch anmutende Trailer-Anlage alles andere als ein guter Ausflugsort ist, zeigt schon der recht gelungene Prolog. Prägnant skizziert Roberts das sinnentleerte und gerade deshalb verstörende Treiben der 3 Killer und führt mit der Musikauswahl – Kim Wildes Kids in America von 1981 – das Stilmittel der ironischen Brechung ein, auf das er auch später zurückgreift. 

Wer mit dem Vorgänger vertraut ist, dürfte auf Handlungsebene diverse bekannte Elemente wiederfinden. War es in Bertinos Ursprungsfilm ein missglückter Heiratsantrag, der von Anfang an für eine bedrückte Stimmung sorgte, ist es dieses Mal Kinseys Gefühl, abgeschoben zu werden, das dem Geschehen eine bleierne Schwere verleiht. Wie schon 2008 lassen sich die Macher Zeit, um den Wahnsinn zu entfesseln. Und erneut steht am Anfang der Tortur das mehrfache Klopfen an der Tür, gepaart mit einer merkwürdigen Frage. Abweichend vom räumlich stark begrenzten Original weitet The Strangers: Opfernacht allerdings den Aktionsradius der bedrängten Trailer-Park-Gäste aus. 

Obwohl das Drehbuch keine große Mühe darauf verwendet, die Figuren mit ambivalenten Eigenschaften auszustatten, und ihr Handeln in manchen Augenblicken genregemäß stupide ausfällt, lässt man sich – auch dank der soliden Darstellerarbeit – auf ihre Seite ziehen und drückt die Daumen, dass sie ihren Verfolgern entkommen mögen. Immer mal wieder schüttelt der Regisseur einen effektiven Schockmoment aus dem Ärmel. Und insgesamt beschwört er ein passables Klima der Bedrohung, das unverkennbar an das Slasher-Kino der 1980er Jahre andockt. Besonders in Erinnerung bleibt eine Kampfszene, die vor einer surrealen Lichtershow, unterlegt mit Bonnie Tylers Schmachtfetzen Total Eclipse of the Heart, gleichzeitig beklemmend und amüsant daherkommt. 

The Strangers: Opfernacht ließe sich als wenig anspruchsvoller, aber stimmig arrangierter Nervenkitzler verbuchen, wenn Roberts und seine Mitstreiter im letzten Drittel nicht vollkommen die Bodenhaftung verlören. Ärgerlicherweise reiht der Film hier ein Horrorklischee an das nächste und gibt noch dazu leichtfertig die Glaubwürdigkeit der Ereignisse auf. Bestach der Vorgänger mit einer halbwegs realistischen Gestaltung, sieht man sich im Sequel auf der Zielgeraden plötzlich schier unverwundbaren Antagonisten und albernen Eskalationseinlagen gegenüber. Ohne große Not verspielt die Fortsetzung so einen Teil ihrer Wirkung.

The Strangers: Opfernacht (2018)

Ein harmloser Ausflug nimmt eine gefährliche Wendung, als eine Familie für einen Besuch bei der lieben Verwandtschaft auf einem verwaisten Campingplatz ankommt, der auf seltsame Weise völlig leer zu sein scheint. Und dann tauchen aus dem Dunkel der Nacht plötzlich drei maskierte Psychopathen auf, die den familiären Zusammenhalt auf die ultimative Probe stellen.

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