Aus nächster Distanz (2017)

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Spionagethriller-Kammerspiel

Ein Spionage- und Actiondrama als Kammerspiel: Eran Riklis, Veteran des israelischen Films, lässt inmitten des großen Spiels der Weltmächte in einer kleinen Hamburger Wohnung die Opfer dieser Umstände von Terror und Macht aufeinandertreffen. Aus nächster Distanz: Mona (Golshifteh Farahani), libanesische Zuträgerin des israelischen Geheimdienstes, muss von Naomi (Neta Riskin), israelische Agentin, beschützt werden, zwei Wochen lang. Gegen die libanesische Rache; gegen die Spielchen der Deutschen und der Amerikaner, die vor allem im IS den großen Feind sehen. Und gegen das Undurchschaubare im Mossad selbst.

Aus nächster Distanz ist ein Genrefilm. Er spielt mit den Regeln, variiert sie, spielt mit Erwartung und Überraschung, und er behält vor allem stets seine Spannung. Naomi war schon raus, zwei Jahre lang, wird reaktiviert, ein kleiner Job, sie braucht nicht mal eine Waffe. Mona sitzt in Hamburg, das Gesicht verbunden, eine kosmetische OP soll zumindest äußerlich einen anderen Menschen aus ihr machen. Doch das Telefon klingelt, obwohl niemand die Nummer kennt. Am Balkon gegenüber steht einer in einer roten Jacke – beobachtet er sie? Der Kioskbetreiber – geht er nur seiner Zeitungsverkäuferarbeit nach? Ein neuer Nachbar; der Hausmeister – auf keinen Fall darf Mona nach draußen!

Und immer wieder springt der Film weg. Zum Mossad. Oder ins Hauptquartier der libanesischen Befreiungs-(=Terror)-Armee. Aus dem Fernsehen die Nachrichten: Attentate, erhöhte Terrorgefahr. In einer Bar in Berlin-Charlottenburg knobeln die Deutschen, die Amerikaner, die Israelis irgendwas aus. Ein Kampfkommando aus Beirut hat einen Tipp bekommen. Und irgendwo in einem Kloster ist ein siebenjähriger Junge versteckt, Monas Sohn, den sie zurücklassen musste …

Misstrauen vor allem auch zwischen Naomi und Mona. Und zugleich der Zwang, zusammen zu sein. Warum hat Mona den Libanon an die Israelis verraten? Beschützt Naomi Mona – oder bewacht sie sie? Aber wir sehen auch zwei Frauen, die sich näherkommen. Trotz allem. Schminktipps und Kindergeburtstag für einen Abwesenden; Salbe auftragen und Pläne schmieden. Und ein gegenseitiges Absichern – wenn etwas passieren sollte, dann … Mit seinen beiden Figuren hat Riklis eine perfekte Grundlage, um sein Netz weiterzuspinnen, ausgehend von dieser Wohnung, diesem Safe House, das vielleicht gar nicht so sicher ist: Und wenn etwas passieren könnte, dann passiert es auch.

Riklis weiß sehr gut, wie er seine Informationsschnipsel zu verteilen hat. Wann der Zuschauer etwas wissen muss, wann er mehr wissen muss, wann er mit den Figuren das Nicht-Wissen teilt. Sprich: Wann er mit den Figuren das Misstrauen teilen muss. Dadurch entsteht eine große Suspense – nicht nur aus den Figuren mit ihren unterschiedlichen, oft unklaren Zielen, sondern auch, weil gleichzeitig stets der Nahe Osten, das Pulverfass, im Hintergrund droht, wo jederzeit sich alles ändern kann, Koalitionen, Verabredungen, diplomatische und geheimdienstliche Missionen.

Sehr klug setzt Riklis die Realität der Weltpolitik ein, um seinen Thriller zu unterfüttern. Ein Thriller, der von seiner bloßen Handlung her schon mitreißt – Paranoia ist stets eine hervorragende Grundlage für einen Spannungsfilm. Wenn diese Paranoia sich aus der Realität nährt – dann kommt der filmische Thrill der realen Gefahr ziemlich nahe.

Aus nächster Distanz (2017)

Ein Spionage- und Actiondrama als Kammerspiel: Eran Riklis, Veteran des israelischen Films, lässt inmitten des großen Spiels der Weltmächte in einer kleinen Hamburger Wohnung die Opfer dieser Umstände von Terror und Macht aufeinandertreffen. „Aus nächster Distanz“: Mona (Golshifteh Farahani), libanesische Zuträgerin des israelischen Geheimdienstes, muss von Naomi (Neta Riskin), israelische Agentin, beschützt werden, zwei Wochen lang.

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Meinungen

Peter · 04.01.2021

Miserabel schwacher Möchtegern driler.
Ja: driler