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Es wiehert und galoppiert im deutschen Kinderkino. Nach dem Überraschungserfolg von Wendy setzt die Fortsetzung auf die doppelte Pferdestärke …

Wendy 2 - Freundschaft für immer (2018)

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Mit zwei PS ins Abenteuer

Warum nur? Warum nur müssen Pferdemädchenfilme-Filmplakate immer rosa sein? Und mit Pferden drauf?

Der Trigger-Punkt für Mädchenträume ist der Alptraum für jedes Elternteil, das den Nachwuchs mit ins Kino nehmen muss. Im Falle von Wendy 2 – Freundschaft für immer sind auf dem Plakat zur Fortsetzung dann auch gleich zwei Pferde zu sehen. Doppelt hält halt besser. Getreu dem Motto: einen Erfolg von 600.000 Kinozuschauern mit einem Pferd kann man vielleicht einfach verdoppeln, wenn aus einer Pferdestärke zwei Pferdestärken werden.

Dann stellt sich zur großen Überraschung heraus, dass Wendy 2 – Freundschaft für immer immerhin ein grundsolider Pferdemädchenfilm ist, der eigentlich so ganz ohne rosa Träume auskommt und anders noch als der erste Teil seine menschlichen und tierischen Hauptfiguren einigermaßen ernst nimmt. Auch scheint der holprige, schauspielerische Knoten bei der jungen Hauptdarstellerin Jule Hermann geplatzt zu sein und sie sieht neben ihrem Pferd Dixie und dem Neuzugang Penny nicht mehr ganz so alt aus wie noch im ersten Film.

Nachdem der erste Teil so gut wie gar nichts mit der berühmten und vor allem bei pubertierenden Mädchen beliebten Comic-Reihe Wendy zu tun hatte, versucht die Fortsetzung, die Brücke zwischen dem ersten Film und den Comics zu schlagen, und erzählt, wie der Stall von Wendy immer voller wird. Denn ging es im Vorgänger noch darum, das ehemalige Zirkuspferd Dixie vor dem Schlachter und den Hof der Großmutter vor dem Ruin zu retten, geht es jetzt darum, Springpferd Penny zu enttraumatisieren und ein Reitturnier zu gewinnen, um mit der Siegprämie von 2000 Euro den Hof vor den raffgierigen Banken und der Konkurrenz zu retten.

Regisseur und Pferdeexperte Hanno Olderdissen, der schon mit Rock my Heart seine Affinität zu Pferden auf der Leinwand unter Beweis gestellt hat, setzt hier dann auch voll und ganz auf die Interaktion zwischen Mensch und Tier. Schon in der ersten Szene galoppiert Wendy im „Bibi und Tina“-Stil über Stock und Stein, ihre Haare wehen genauso wie die Mähne von Dixie im Wind, der Film etabliert ein Tempo, das er über lange Zeit nicht halten kann. Denn so schön die Bilder sind, so altbacken und lahm ist die Geschichte.

Die Wendy-Welt ist klar in Gut und Böse eingeteilt. Auf der einen Seite der paradiesische, leicht heruntergekommene Hof der Großmutter, eine Art Villa Kunterbunt in der Backsteinversion, in der das Hausschweine frei herumläuft, das Pferd auch mal versehentlich im Flur steht und das Leben ein einziger Traum zu sein scheint. Die perfekte Familienidylle, in der der pubertierende große Bruder in den Bauwagen aussortiert wurde und als Sidekick die meisten Lacher auf seine Seite zieht.

Und dann ist da auf der anderen Seite eben der durchorganisierte, auf Höchstleistung getrimmte Zucht- und Elitenstall St. Georg, der durch die rigide Hand der aalglatten Hofbesitzerin Ulrike Immhof geführt wird. Eine Frau, die nicht nur per se böse dreinblickt, sondern für den Sieg ihrer Schützlinge auch über (Pferde-)Leichen gehen würde. In diesem klar abgesteckten Setting sind die Sympathien schnell verteilt, selbst die Funktion des blonden Schönlings mit den stechenden Augen und Love-Interest-Potential sind schnell klar.

Wendy mit ihrer frischen, naiven Art des Pferdemädchens trägt dabei die Last der ganzen Familie auf ihren Schultern. Mit einer spielerischen Leichtigkeit, die in Teil eins noch gefehlt hat. Das hochgezüchtete Springpferd Penelope benennt sie kurzerhand in Penny um, weil ihr der eigentliche Name zu tussig ist. Da kann das quirlige Mädchen ruhig zur Vorbildfunktion werden.

Wendy 2 – Freundschaft für immer ist ein Film über Vertrauen und Hoffnung. Und man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass irgendwann mal Pferdefilme jenseits des Klischees und mit neuen Handlungselementen ins Kino kommen. Wendy 2 ist es leider nicht. Wie schon das Poster traurig erahnen lässt. Denn wie immer beim Pferdemädchenfilm gilt: am Ende wird alles gut – und ist es noch nicht gut, ist es eben noch nicht das Ende.

Wendy 2 - Freundschaft für immer (2018)

Wendy ist überglücklich auf Rosenberg und hat Dixie tief in ihr Herz geschlossen. Und als bald klar wird, dass Oma Hertas Reiterhof bald vor dem finanziellen Aus steht, beschließt Wendy das Jugend-Turnier zu gewinnen um Oma Herta mit dem Preisgeld auszuhelfen. Aber Dixie will einfach nicht über die Hindernisse springen. Sie sieht ihre einzige Chance in dem ausrangierten Turnierpferd Penny, doch nun fehlt Dixie die ganze Aufmerksamkeit…

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