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In der Komödie von Kay Cannon werden reichlich Zoten gerissen – aber erfreulicherweise kann dieser Film auch noch mehr als das.

Der Sex Pakt (2018)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Liebe Dich selbst!

Drei beste Freundinnen wollen in der Nacht ihres Highschool-Abschlussballs Sex haben – und drei Elternteile kommen ihnen dabei in die Quere. Die Prämisse von „Der Sex Pakt“ ist denkbar simpel – und führt zu einem Mix aus Coming of Age, Slapstick und Gross-out. In manchen Passagen ist der Film fraglos zu dämlich-albern, um noch als gute Unterhaltung durchzugehen; dennoch wiederholt er nicht die vielen Fehler, die etliche andere Hollywood-Mainstream-Produktionen begehen.

Im Zentrum der Geschichte stehen zum einen die Jugendlichen Julie (Kathryn Newton), Kayla (Geraldine Viswanathan) und Sam (Gideon Adlon), die seit dem ersten Grundschultag unzertrennlich sind – und zum anderen Julies alleinerziehende Mutter Lisa (Leslie Mann) sowie Kaylas (über-)emotionaler Dad Mitchell (John Cena), der mit Kaylas beruflich stark eingespannter Mom Marcie (Sarayu Blue) gerade ein zweites Kind bekommen hat, und Sams zumeist abwesender Vater Hunter (Ike Barinholtz), der schon seit längerer Zeit nicht mehr mit Sams Mutter Brenda (June Diane Raphael) zusammen ist.

Als Julie beschließt, mit ihrem Freund Austin (Graham Phillips) in der unmittelbar bevorstehenden Prom Night ihr erstes Mal zu erleben, schließt sich Kayla kurzerhand an – und sucht sich dafür spontan ihren dauerbekifften Laborpartner Connor (Miles Robbins) aus. Auch Sam willigt nach einigem Zögern in den Pakt ein, obgleich sie mit ihrem Freund Chad (Jimmy Bellinger) nur eine Alibi-Beziehung führt und eigentlich in Angelica (Ramona Young) verliebt ist. Lisa, Mitchell und Hunter erfahren von den Plänen ihrer Kinder, indem sie deren Emoji-Sprache entschlüsseln, und sind der Teen-Clique in der Abschlussballnacht alsbald auf den Fersen.

Dies führt gelegentlich zu äußerst konstruierten Situationen der Peinlichkeit – etwa wenn das Erwachsenen-Trio mitten in die erotischen Spiele von Austins Eltern (Gary Cole und Gina Gershon) gerät. In solchen Sequenzen unterscheidet sich das Werk kaum von aktuelleren Ekel- und Sex-Komödien wie Baywatch (2017) oder Dirty Grandpa (2016) sowie von fragwürdigen „Klassikern“ des Subgenres wie Porky’s (1981) oder American Pie (1999). Doch in ein paar Punkten ist Der Sex Pakt diesen Filmen deutlich überlegen (auch wenn der plumpe, grammatikalisch zweifelhafte deutsche Verleihtitel dies nicht unbedingt vermuten lässt).

Das Skript der Brüder Brian und Jim Kehoe sowie dessen Umsetzung durch die Debütregisseurin Kay Cannon, die als (Ko-)Produzentin und Drehbuchautorin unter anderem bei den Serien 30 Rock und Girlboss sowie bei der Pitch-Perfect-Reihe mitwirkte, ist entschieden weniger sexistisch, bricht mit diversen (Gender-)Klischees und zeichnet sein adoleszentes Personal in wichtigen Momenten als erfreulich reflektiert – insbesondere in Bezug auf das Thema Sexualität. Julie, Kayla und Sam sind selbstbestimmte junge Frauen, die zwar in Ansätzen einem gewissen Typus – der Highschool-Prinzessin, der Sportlichen und der Nerdig-Introvertierten – zugeordnet werden können, aber letztlich überraschend komplex sind. Das zeigt sich in ihren Entscheidungen, lässt sich aus ihren Worten heraushören – und ist auch in kleinen Details (zum Beispiel der Gestaltung ihrer Jugendzimmer) erkennbar. Und anders als im gängigen Hollywood-Kino wird Sex nicht entweder völlig ins Lächerliche gezogen oder kitschig überhöht, sondern zu einem ganz selbstverständlichen Teil des Lebens.

Die drei erwachsenen Hauptfiguren kommen insgesamt etwas überzeichneter daher – sind jedoch ebenfalls mehr als reine Karikaturen. Die innige Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Lisa und Julie ist ebenso glaubwürdig wie die enge Bande zwischen dem überfürsorglichen Mitchell und der durchsetzungsfähigen Kayla, die dadurch, dass Kayla zur Frau wird, vor einigen Herausforderungen steht. Hunter erweist sich im Verlauf der Handlung wiederum als weniger eindimensional, als man zunächst annimmt; obendrein geht es ihm nicht darum, seine Tochter Sam von sexuellen Erfahrungen abzuhalten – sondern zu verhindern, dass sie sich für etwas schämt, wofür sich kein Mensch jemals schämen sollte.

Der Sex Pakt ist somit zwar ein Film mit einigen niveaulosen Gags und überaus unsinnigen Ideen, allerdings auch mit sympathischen Figuren und einer positiven Botschaft: Love Myself heißt ein Song (interpretiert von Hailee Steinfeld), der wiederholt im Laufe des Abschlussballabends gespielt wird – und so (vermeintlich) einfach lautet auch das Motto, mit dem die Jugendlichen hier ins Leben nach der Highschool starten.

Der Sex Pakt (2018)

Weil drei Teenager gemeinsam beschließen, in der Nacht des Abschlussballs ihre Unschuld zu verlieren, geraten ihre Eltern völlig aus dem Häuschen und versuchen alles in ihrer Macht Stehende, um dies zu verhindern.

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