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Als der Ex-Ganove und Neu-Mediziner Knock (Omar Sy) seinen neuen Beruf mit seiner alten Berufung verbindet, hören die Kassen nicht auf zu klingeln. Allerdings hält dieses finanzielle Glück nicht lange an. Einerseits holt ihn seine Vergangenheit ein, andererseits findet ihn die eine große Liebe.

Docteur Knock - Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen (2017)

Eine Filmkritik von Jelena Čavar

Mit Placebos gegen Hypochondrie

Eigentlich ist Knock (Omar Sy) ein Kleinganove mit Spielschulden und einem Händchen für unmögliche Situationen. Um seinen Peinigern zu entkommen, die ihm schon dicht auf den Fersen sind, bewirbt er sich als Schiffsarzt auf einer Reise nach Übersee – und wird prompt und in letzter Sekunde eingestellt. Der Haken an der Sache ist: Knock hat keinerlei Fachkenntnisse und er ist kein Arzt.

Dem Schiffskapitän ist sein Mangel an Qualifikation herzlich egal, Not mache bekanntlich erfinderisch und aus der jeweiligen Not machten in diesem Fall beide eine willkommene Tugend. Knock beißt sich irgendwie durch, die Patienten mögen ihn. Hinzu kommen die Regeln der Marktwirtschaft: Für jede erdenkliche Hypochondrie hat Knock das passende Placebo parat. Als er schließlich merkt, wie viel Geld mit diesem Ärzteberuf zu verdienen ist, absolviert er daraufhin ein Medizinstudium. 

Als frisch gebackenen Doktor verschlägt es ihn nun in das pittoreske und verschlafene Örtchen Saint-Mathieu. Die Menschen dort wirken allesamt proper und gesund – zumindest sucht kaum jemand einen Arzt auf. Davor wird Knock auch von seinem Vorgänger Parpalaid (Nicolas Marié) gewarnt. Reich wird Knock in Saint-Mathieu bestimmt nicht werden. Die Dorfgemeinschaft ist solide, man begegnet einander mit Respekt. Bloß ist aus einer gesunden Klientel kein großes Kapital zu schlagen, Knock tüftelt und beginnt langsam, am Fundament der eingeschworenen Dorfgemeinschaft und deren Gesundheit zu rütteln. 

Sein erster Ansprechpartner ist der Briefträger, dieser soll die frohe Botschaft der kostenlosen Erstbehandlung verkünden. Dann ist der Apotheker an der Reihe, immerhin brauchen beide einander auch berufsbedingt. Langsam weitet Knock seine Fangarme aus – und bis er beim Schuldirektor und den Schulklassen angekommen ist, ist ihm auch schon das halbe Dorf entweder gesundheitsbedingt oder seines Charmes wegen verfallen. Den groß gewachsenen Arzt findet die eine oder andere Dorfbewohnerin durchaus attraktiv. Allerdings ist gerade Adèle (Ana Girardot) nicht dabei, auf die es Knock selber abgesehen hat. Als dann auch noch ein Schurke aus seiner Vergangenheit auftaucht und seine Schulden einfordert, droht das Paradies sich in ein selbstgebautes Gefängnis zu verwandeln. 

Docteur Knock — Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen ist eine Kino-Adaption des Theaterstücks Knock oder Der Triumph der Medizin aus 1923 von Jules Romains. Zeitlich angesiedelt ist der Film – wie schon die vorherige filmische Annäherung von Guy Lefranc – in den 1950er Jahren. Die Regisseurin Lorraine Lévy geht nun in ihrem Knock stets auf Nummer sicher, der Film soll unter keinen Umständen auffallen – weder positiv noch negativ. Es ist ein recht handzahmes Kinoabenteuer, ziemlich lustlos für eine Komödie. Das ist schade: Der Film vermag weder in irgendeiner Form ernsthaft zu unterhalten noch nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Es fehlen die Lacher, meistens kommt man über das Schmunzeln nicht hinaus.

Als Knock zum Beispiel beginnt, sich Reime auf die nicht vorhandenen Krankheiten seiner Patientinnen und Patienten zu bilden, erinnern diese Szenen in entfernter Verwandtschaft an Der eingebildet Kranke von Molière. Alleine wie sich die Figuren im Film um Knocks Hautfarbe winden – diese wird höchstens angedeutet, das Offensichtliche wird niemals ausgesprochen oder kommentiert. Dabei scheint der Film immer zu vergessen, dass er in den 1950ern angesiedelt ist. Wobei eigentlich nicht: dafür bedient er sich ordentlicher Geschlechter-Stereotype und Klischees. Allerdings fehlt dem Film dieser gewisse Biss, eine Originalität. Und das liegt gar nicht daran, dass Romains Theaterstück mehrmals verfilmt wurde. Obwohl in der Filmgeschichte bekannt, hat es kein Vorgängerfilm zum Klassiker-Status gebracht. 

Omar Sy wirkt als titelgebender Held durchaus sympathisch, wenn auch immer ein wenig unnahbar. Trotz der Eskapaden, die er als Knock durchlebt, ist die Rolle eher brav und zurückhaltend ausgelegt. Knappe zwei Stunden beobachten wir Knock beim Auf und Ab des Lebens bis hin zu seiner moralischen Katharsis. Ein vollkommenes Happy End bleibt ihm dramaturgisch leider verwehrt, nichtsdestotrotz endet der Film bittersüß und parabelhaft. Und das Kinopublikum? Verlässt den Kinosaal und geht stillschweigend heim.

Docteur Knock - Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen (2017)

Knock (Omar Sy) schlug sich früher als Kleinganove durchs Leben, inzwischen ist er diplomierter Arzt. Doch so ganz lässt ihn seine Vergangenheit nicht los und auch als Mediziner nimmt er es mit dem Gesetz nicht zu genau. Er ergaunert sich mit List und falschen Diagnosen das Geld seiner Patienten — doch dann bringt ihn die Liebe auf den richtigen Weg…

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