Top Job - Diamantenraub in Rio

Eine Filmkritik von Martin Beck

Unter der Sonne Rios

Ende der sechziger Jahre galten Caper-Filme als ganz heiße Nummer und Top Job war einer der besten Gründe dafür. Eine internationale Star-Besetzung, exotische Locations (= Rio), stylisher Sixties-Glamour und ein großangelegter Heist, der zum spannungsgeladenen Star des Films avanciert. Was bitte gibt es hier nicht zu mögen? Top Job ist ein veritabler Klassiker seines Genres, dessen Coolness sogar einen völligen Verzicht auf Kalauer ermöglicht. Zwei Stunden lang wird hier zunächst minutiös geplant und dann ebenso minutiös ausgeführt. Selbst die miesen Finten ganz am Ende besitzen noch Klasse. Das mit den Verbrechen, die sich nicht auszahlen, ist zumindest für die Zuschauer eine glatte Lüge.
Wie schon bei Sieben Diebe ist auch bei Top Job Edward G. Robinson der strategische Planer des Klaus. Die Bank gegenüber der Schule, in der er unterrichtet hat, beherbergt während des Karnevals in Rio millionenschwere Edelsteine, was ihn flugs ein Team aus verbrecherischen Spezialisten zusammenstellen lässt. Klaus Kinski ist dabei der organisatorische Leiter fürs Grobe, Riccardo Cucciolla gibt den Techniker, George Rigaud soll den Tresor öffnen und Robert Hoffmann bekommt die Aufgabe, von Janet Leigh, ihres Zeichens Bankangestellte, einen wichtigen Schlüssel abzuluchsen. Begleitet von rassigen Sambaklängen geht die Gang ans Werk und nur wenn alle zusammenarbeiten, kann das modernste Alarmsystem der Welt, betitelt „Grand Slam 70“, erfolgreich überlistet werden.

Top Job macht vieles richtig, doch sein größter Trumpf ist die effiziente Regie von Giuliano Montaldo (Sacco und Vanzetti), die über die gesamte Laufzeit konzentriert bei der Sache bleibt. Alles was hier passiert, ist auch notwendig, größere Abschweifungen in Richtung Romantik oder Humor gibt es nicht. Der Film ist genauso fokussiert wie seine Gang, was nicht nur einen überaus reizvollen Kontrast zum flirrenden Glamour des Karnevals eröffnet, sondern auch die Spannung bei der Durchführung des Coups in bravouröse Höhen treibt. Montaldo weiß genau, was das Heist-Genre zum Ticken bringt, und zelebriert eine meisterliche Abfolge von Cliffhangern. Schon zuvor war der Film nicht unbedingt geschwätzig, doch jetzt herrscht nochmal mehr fokussierte Anspannung, die irgendwann selbst minutenlanges Schweigen nötig macht. Der Coup als Hauptattraktion des Films. Mit etwas Wohlwollen könnte man hier ein knallbuntes Remake von Rififi erkennen.

Solche pan-europäischen Produktionen gab es in den sechziger Jahren ziemlich häufig, doch nur selten wurde so elegant eine Verbindung aus formaler Scope-Größe und inhaltlicher Effizienz erreicht. Rio wird gezeigt als schnittiger Sixties-Hotspot, voller Primärfarben, heißer Bikini-Schönheiten und überdimensionierter Ami-Schlitten. Die ansehbaren Darsteller, zu denen sich übrigens auch noch Adolfo Celi gesellt, bewegen sich sichtlich gerne unter dem stahlblauen Himmel, Ennio Morricones hervorragender Score verbreitet zuckende Lounge-Stimmung und trotzdem, ja trotzdem bleibt die Geschichte immer im Vordergrund. Top Job macht einfach seinem Namen alle Ehre, was die DVD von Filmjuwelen schon fast zur Enttäuschung deradiert. Solche Filme gehören auf Blu-ray, doch anscheinend fehlt das richtige Master dafür. Vor dieser DVD gab es schon mal eine Veröffentlichung von Koch-Media, die allerdings out of print ist. Bild und Ton sind exzellent, die deutsche Synchro macht einfach alles richtig und als Bonus gibt es immerhin ein Booklet. Das einzige, was hier schon betrüblich stimmt, ist die Abwesenheit der bei Koch-Media noch anwesenden Doku über den Regisseur.

Top Job - Diamantenraub in Rio

Ende der sechziger Jahre galten Caper-Filme als ganz heiße Nummer und „Top Job“ war einer der besten Gründe dafür. Eine internationale Star-Besetzung, exotische Locations (=Rio), stylisher Sixties-Glamour und ein großangelegter Heist, der zum spannungsgeladenen Star des Films avanciert. Was bitte gibt es hier nicht zu mögen? „Top Job“ ist ein veritabler Klassiker seines Genres, dessen Coolness sogar einen völligen Verzicht auf Kalauer ermöglicht.
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