Kids in Love

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Lebensgefühl

Was kommt nach der Schule? Reisen, Praktikum, Studium, Job? Oder doch etwas ganz anderes. Seltener ist man in seinem Erwachsenenleben so frei wie in der Zeit zwischen Schule und dem Danach. Denn alles ist möglich. Kids in Love von Chris Foggin fängt genau diesen Moment ein und zwar aus einem Blickwinkel mittendrin.
Jack (Will Poulter) hat seinen Schulabschluss gemacht und jobbt seither, um sich das Geld für die große Reise danach zu verdienen. Zusammen mit seinem besten Freund Tom (Jamie Blackley) plant er, durch Südamerika zu reisen. Und auch Jacks Vater hat schon einen Plan für ihn und ihm ein Praktikum in einer guten Anwaltskanzlei besorgt. Doch dann kommt alles ganz anders: Auf der Straße lernt Jack die bezaubernde Evelyn (Alma Jodorowsky) kennen und taucht – ihr mit verliebten Augen folgend – in eine ihm völlig unbekannte, aber berauschende und faszinierende Welt der Londoner Jungbohème ein.

Langsam und auch unsicher macht sich Jack nun auf die Entdeckungsreise durch eine andere Kultur, die des Untergrunds, der rauschenden Partys und der gutaussehenden, eleganten jungen Leute, die entweder von Haus aus viel Geld haben oder es, wenn nötig, mit dubiosen Geschäften verdienen. Jack erforscht alles mit gründlichem Blick und einem Auge fürs Detail, so auch die WG von Evelyn, Viola (Cara Delevingne), Elena (Gala Gordon) und Cas (Preston Thompson, der am Drehbuch mitgeschrieben hat), weshalb ihm Cas bald eine Pentax in die Hand drückt, damit er seine Reise mit der Kamera festhalten könne. Jack wird freudig in die Gemeinschaft aufgenommen, schnell erhält er das Gefühl, neue und coole Freunde zu haben. Tom hingegen sieht er immer seltener. Als er ihm eines Tages sagt, dass er eventuell doch nicht mit nach Südamerika komme, scheint das der Anfang vom Ende einer langen Freundschaft. Kids in Love ist – auch wenn das bei den vielen bunten Bildern, die bisweilen wie die Dokumentation eines Milieus wirken, vielleicht etwas untergeht – auch ein Film über Treue und Freundschaft.

Jack hat sich verliebt: Das sieht man jeder Geste, jedem Blick an, den er Evelyn zuwirft. Diese hat allerdings schon einen Freund, Milo (Sebastian de Souza, ebenfalls am Drehbuch beteiligt), ein lauter Angeber, der sie oft genug sitzenlässt, sie verletzt, sich nicht an Termine hält. Ob Jack eine Chance hat? Herausragend spielt Poulter den unsicheren, aber doch bestimmt seinem neuen Lebensgefühl folgenden jungen Mann. Zu Beginn schweigt er eher als seine Gedanken und Gefühle preiszugeben, ist ein ruhiger Typ, der seine Umgebung beobachtet; doch nach und nach traut er sich, ehrlich zu sein, zu seinen Gefühlen zu stehen und Fragen zu stellen.

Auch die anderen Darsteller schaffen es, das dargestellte Milieu glaubwürdig zu vermitteln: Cara Delevigne ist natürlich verrückt, Sebastian de Souza mimt den erfolgreichen Macher, Alma Jodorowsky (übrigens Enkelin von Altmeister Alejandro Jodorowsky) spielt die Schöne, Unnahbare mit Bravour, bei der man nie sicher ist, ob sie nun wirklich einfach ‚nur ein schönes Mädchen‘ ist oder doch mehr in ihr steckt.

Vor allem aber schafft es die Coming of Age-Geschichte, ein Lebensgefühl zu vermitteln: jung sein, ausgelassen, frei sein, Grenzen austesten, im Hier und Jetzt leben – leben! Dabei hilft der Soundtrack, der die Ereignisse passend untermalt und unterschiedliche Musikstile vereint (auch wenn gerade in emotionalen Szenen die Musik ruhig hätte ein wenig sparsamer eingesetzt werden können). Kids in Love hat ein unglaubliches Gespür für die Welt der Menschen um die 20. Da macht es auch nichts, wenn die Plots bisweilen zu vorhersehbar sind und teilweise am Ende nur andeutungsweise gelöst werden; in die Tiefe geht Foggins beispielsweise nicht, wenn er den Konflikt mit den Eltern verhandelt. Das ist aber nicht weiter schlimm: Schließlich geht es ihm darum, die Gefühlslage von Jack stellvertretend für eine Generation zu vermitteln, und das gelingt ihm gut.

Kids in Love

Was kommt nach der Schule? Reisen, Praktikum, Studium, Job? Oder doch etwas ganz anderes. Seltener ist man in seinem Erwachsenenleben so frei wie in der Zeit zwischen Schule und dem Danach. Denn alles ist möglich. „Kids in Love“ von Chris Foggin fängt genau diesen Moment ein und zwar aus einem Blickwinkel mittendrin.
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