Der Kult - Die Toten kommen wieder

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Dem Guru auf der Spur

Fleißig und unbeirrt lässt der US-Produzent Jason Blum einen verhältnismäßig günstig gefertigten Horrorfilm nach dem anderen vom Stapel laufen und konnte mit dieser Strategie schon so manchen Kassenschlager landen. Das Paranormal Activity-Franchise wurde ebenso von seiner Firma auf den Weg gebracht wie die recht einträglichen Genre-Reihen Insidious und The Purge. Qualitativ können die Filme der Blumhouse Productions allerdings oftmals nur bedingt überzeugen, wie auch der aktuelle Beitrag Visions beweist, der in Deutschland, anders als in den USA, sogar im Kino laufen darf. Beim Sektengrusel Der Kult – Die Toten kommen wieder hat es dafür nicht gereicht, obwohl der übernatürliche Reißer trotz einiger Schwächen einen halbwegs passablen Eindruck hinterlässt.
Der von Phil Joanou (Spiel auf Bewährung) inszenierte Film setzt dort an, wo der ähnlich gelagerte, aber spannendere Horrorthriller The Sacrament geendet hat: In den ersten Minuten wird der Zuschauer Zeuge, wie der Sektenführer Jim Jacobs (Thomas Jane) seine Anhänger aufpeitscht und sie kurz vor der Stürmung ihres Geländes durch das FBI zu einem Massenselbstmord animiert. Überleben kann nur die kleine Sarah Hope (Ivy George), die sich 25 Jahre später – nun gespielt von Lily Rabe – mit der Journalistin Maggie Price (Jessica Alba) und einem Filmteam auf den Weg zum entlegenen Ort der Tragödie macht. Dort angekommen, wird die junge Frau von grausamen Erinnerungen heimgesucht. Zu einer Umkehr entschließt sie sich jedoch nicht. Auch, weil Maggie unbedingt hinter das Geheimnis des Dramas kommen will. Immerhin hat ihr Vater damals den FBI-Einsatz geleitet und seinem Leben kurz nach den schrecklichen Ereignissen plötzlich ein Ende gesetzt. Während Sarah und die Filmcrew tiefer in die Geschichte der Heaven’s Veil-Sekte eintauchen, machen sie einige verstörende Entdeckungen.

Ursprünglich sollte Der Kult im Found-Footage-Gewand daherkommen. Ein Gedanke, den die Macher aber noch in der Entwicklungsphase über den Haufen warfen. Zum Glück, muss man wohl sagen. Denn in letzter Zeit enttäuschten – The Visit war eine der wenigen Ausnahmen – die meisten Filme, die mit dem seit The Blair Witch Project übermäßig beliebten Dokumentarstil operierten. Videoaufnahmen sind trotzdem immer wieder Bestandteil von Joanous Okkult-Schocker. Zum einen, weil Maggie und ihre Kollegen Sarahs Reaktionen und ihre Spurensuche genauestens festhalten wollen. Zum anderen, weil die Protagonisten in einem heruntergekommen Gebäude auf dem weitläufigen Grundstück der Sekte mehrere Tapes entdecken, die Jim Jacobs‘ Theorien und seine wilde Überzeugungsarbeit illustrieren.

Eben diese Aufnahmen, die uns von der Gegenwart in eine beinahe unwirklich erscheinende Vergangenheit transportieren, entwickeln einen kleinen Sog, was vor allem an Thomas Jane und seinem entfesselt-überdrehten Spiel liegt. Mit Verve und vollem Körpereinsatz schmeißt sich der US-Darsteller in die Rolle des fanatischen Sektengurus, der seine Anhänger davon überzeugen will, dass man den Geist vom Körper befreien kann. Immer dann, wenn Jane die Bühne betritt, erzeugt Der Kult ein seltsames Unbehagen, auch wenn sein Jim Jacobs unter dem Strich weniger bedrohlich wirkt als der Anführer der obskuren Glaubensgemeinschaft in The Sacrament, den Gene Jones mit beängstigender Selbstbeherrschung verkörpert.

Abseits der skurril-gespenstischen Rückblicke bietet der manchmal etwas unsauber erzählte Film einige ordentliche jump scares und einen eigenartig-ausgewaschenen Look, der ins Weiß-Gräuliche tendiert. Ein großes Ärgernis ist die Darbietung von Jessica Alba, die ihren Part uninspiriert und gelangweilt herunterspielt, obwohl ihre Figur angeblich regelrecht von den Hintergründen des Massenselbstmordes besessen ist. Große Horror-Kunst sollte man alles in allem nicht erwarten. Schon eher solide, zuweilen überdrehte Genreunterhaltung mit kleineren Überraschungen im Schlussdrittel, die allerdings niemanden richtig vom Hocker hauen dürften.

Der Kult - Die Toten kommen wieder

Fleißig und unbeirrt lässt der US-Produzent Jason Blum einen verhältnismäßig günstig gefertigten Horrorfilm nach dem anderen vom Stapel laufen und konnte mit dieser Strategie schon so manchen Kassenschlager landen. Das „Paranormal Activity“-Franchise wurde ebenso von seiner Firma auf den Weg gebracht wie die recht einträglichen Genre-Reihen „Insidious“ und „The Purge“.
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